Die älteste Stadt der Schweiz ist Chur
Falls sich die Luzerner nun etwas darauf einbilden sollten, dass ihre Stadt rund 5400 Jahre alt ist, also satte 2400 Jahre älter, als zuvor gedacht, lässt das die Churer völlig kalt. Die sind, was Sesshaftigkeit und Sitzleder betrifft, schweizweit nicht zu toppen: Schon vor 13'000 Jahren hingen Jäger und Sammler in der Gegend rum. Böse Zungen sagen, man merke das bis heute: Die Bündner Jagd ist für immerhin 5000 aktive Jäger heilig, und wenn der wiederangesiedelte Wolf es wagt, den Jägern ihre Hirsche streitig zu machen, so wird er auch schon mal illegal abgeknallt.
Die älteste richtige Erfindung der Schweiz
Heute gilt die Schweiz als Innovationsland. Früher waren wir eher, nun, etwas hinterwäldlerisch. Beispiele gefällig? Nutzung des Feuers zum Kochen? Homo habilis und Homo rudolfensis haben es in Ostafrika vor uns rausgefunden, vor doch rund 1,5 Millionen Jahren. Das Rad? Nach aktuellem Wissensstand rund 5000 vor Chr. in Mesopotamien erfunden. Sogar den für die Schweiz berühmten Morgenstern haben rund 1000 nach Christus nicht wir, sondern die Flamen hergestellt. Doch was ist sie denn nun, die älteste, richtige Schweizer Erfindung? Vielleicht das Cellophan, 1912 vom Schweizer Chemiker Jaques E. Brandenberger erfunden. Dann gehts aber los mit dem Erfindergeist: Reissverschluss, Sparschäler, Klettverschluss, LSD, sogar das Internet wurde 1989 am Cern erfunden – allerdings vom Briten Tim Berners-Lee.
Die älteste Pfahlbauersiedlung ist ca. 6400 Jahre alt
Warum rammt man Pfähle in den See, um ein Haus darauf zu bauen? Kannten die Pfahlbauer-Schweizer noch kein feuchtigkeitsbedingtes Zipperlein und Gliederreissen? Vielleicht, weil das Zipperlein doch dem Kampf gegen Bären und Wölfe vorzuziehen war – auf dem See war man geschützt, Handelsrouten waren über den See via Einbaum, so hiessen die damaligen Boote, wohl auch bequemer, als irgendwelche Waren durch dichten Schweizer Buchen-Urwald zu schleppen. Die ältesten dokumentierten Pfahlbausiedlungen liegen im ehemaligen Wauwilersee, der heute Wauwilermoos genannt wird. Sie stammen etwa aus dem Jahr 4400 vor Chr.
Der erste milchtrinkende Schweizer lebte wohl in Spreitenbach
Veganer haben eigentlich recht: Milch ist für Kühe, nicht für Menschen. Zumindest, wenn man ein paar tausend Jahre zurückgeht. Den ersten Schweizer, der Milch vertragen haben soll, haben Archäologen und Gerichtsmediziner bei einer Ausgrabung identifiziert. Er soll vor 2400 Jahren vor Chr. gelebt haben – in Spreitenbach AG. Er hatte durch das Vermögen, Milch zu verdauen, einen evolutionären Vorteil gegenüber anderen. Bleibt nur die Frage, womit die damaligen Laktoseintoleranten sich Anno Domini ihr morgendliches Gebräu aus vielleicht gerösteten und zwischen zwei Steinen gemahlenen Eicheln aufhellten. Mit gemahlenem Kalkstein vielleicht? Da wären wir auch lieber ausgestorben.
Die älteste erhaltene Tür der Schweiz ist 5500 Jahre alt
In Robenhausen am Zürcher Pfäffikersee wurde sie 1868 bei Ausgrabungen gefunden: Die älteste Tür der Schweiz. Sie hing einst im Türrahmen einer Pfahlbaute – und sie gibt unter anderem Auskunft darüber, wie klitzeklein wir Schweizerlein damals waren: Die Tür ist nur 1,60 Meter hoch. Zu sehen ist sie im Landesmuseum Zürich.
Die älteste Schrift der Schweiz – auch nur Graffiti
So manch einer ärgert sich heute über sogenannte «Tagger», meist junge Sprayer, die ihren Nickname, ihren «tag», mal mehr, mal weniger gekonnt als Schriftzug auf Wänden, Tramrücksitzen, Zugwaggons und überhaupt überall verewigen. Doch auch vor Tausenden von Jahren war es dem Schweizer wichtig, mit seinem Namen hinzustehen. Verständlich ist dies natürlich auf einem Grabstein. Die älteste bekannte Schrift der Schweiz, eine Grabstele in Vira Gambarogno TI aus dem 5. Jahrhundert vor Chr., benennt in keltischen Zeichen den Namen des Verstorbenen: Teromui Kalui. Aber auch später ist der eigene Name wichtig: So etwa auf den drei ältesten bekannten Schriftzügen der Schweiz: Sowohl auf einem Bronzehelm aus dem Misox wie auch auf einer Vase aus Giubiasco («Rupelos») stehen Namen.