Frankreichs Ex-Präsident ist gestorben
Die besten Zitate von Jacques Chirac

Im Alter von 86 Jahren ist Frankreichs Ex-Staatschef Jacques Chirac gestorben. Zu seinem politischen Erbe gehören etliche Bonmots und spitze Bemerkungen, die er in der Hitze des politischen Alltagsgeschäfts mehr oder weniger gezielt fallen liess.
Publiziert: 27.09.2019 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2019 um 16:08 Uhr
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Jacques Chirac (†86) starb im Kreis seiner Angehörigen.
Foto: keystone-sda.ch

Der konservative Politiker prägte über Jahrzehnte das politische Leben Frankreichs und war bekannt für seine scharfzüngigen Bemerkungen. Chirac konnte sowohl erheiternd und verletzend sein. Hier nur einige Beispiele:

Die besten Zitate von Chirac

  1. 1991 sagte Chirac zur Frage der Einwanderung, die seine Präsidentschaft begleiten sollte: «Unser Problem sind nicht die Ausländer, es ist die Überdosis. (...) Wie soll ein französischer Arbeiter, der mit seiner Frau arbeitet und die zusammen 15'000 Francs verdienen, wenn er nebenan eine Familie mit einem Vater und drei oder vier Frauen sieht, der 50'000 Francs an Sozialleistungen erhält (...) und dann kommt noch der Lärm und der Geruch dazu, dann wird der französische Arbeiter verrückt! (...) Und es ist nicht rassistisch, das zu sagen.»

  2. Im Laufe der Jahre gewann die rechtsextreme Front National (FN) Stimmenanteile hinzu. Als Chirac 2002 gegen FN-Gründer Jean-Marie Le Pen in der Stichwahl stand, verweigerte er diesem ein TV-Duell mit der Begründung, er wolle nicht dazu beitragen, dass «Hass und Intoleranz zur Normalität werden».

  3. Aus dem Jahr 1986 ist ein Ausspruch über die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher überliefert, die Chirac bei einem EU-Gipfel auf die Nerven ging: «Was will die Hausfrau denn noch, etwa meine Eier, auf einem silbernen Tablett serviert?», ereiferte sich Chirac vor einem Mikrofon, das nicht abgeschaltet war.

  4. Und die Genervtheit schien über die Jahre nicht zu verblassen. Im Juli 2005 fing ein Mikrofon einen Ausspruch Chiracs über die Briten im Allgemeinen ein, der wenig diplomatisch war: «Das einzige, was sie für die europäische Landwirtschaft getan haben, ist der Rinderwahn. (...) Man kann Leuten nicht vertrauen, die so schlecht kochen.»

  5. Wenig Verständnis zeigte Chirac dafür, dass die Regierungen mehrerer osteuropäischer Staaten 2003 US-Präsident George W. Bush im Irak-Krieg unterstützten. «Diese Länder waren (...) nicht sehr gut gebildet und sich nicht richtig der Gefahren bewusst, die eine zu schnelle Anlehnung an die US-Position beinhaltet», sagte Chirac im Februar 2003. «Ich glaube, sie haben eine gute Gelegenheit verpasst zu schweigen.»

  6. Kein sonderliches Vergnügen bereitete Chirac der Umgang mit Nicolas Sarkozy - obschon dieser zu seiner politischen Familie gehört. Auf die Dauer konnte Chirac nicht verhindern, dass Sarkozy sich als sein Nachfolger im Präsidentenamt aufbaute. Aber im Juli 2004 sagte er über die Rollenverteilung mit dem damaligen Finanzminister: «Ich entscheide und er führt aus.»

  7. Nachdem Sarkozy 2007 in den Elysée-Palast eingezogen war, entspannte sich das Verhältnis nicht. Chirac nutzte seine Memoiren zu einer Abrechnung mit Sarkozy. Dieser sei «nervös, ungestüm, ohne Zweifel an irgendetwas, vor allem nicht an sich selbst».

  8. Als Sarkozy sich 2012 um eine Wiederwahl bewarb, griff Chirac zu einem ungewöhnlichen Mittel der Auseinandersetzung und schlug sich auf die Seite des sozialistischen Herausforderers François Hollande: «Ich kann Ihnen sagen, dass ich Hollande wählen werde!»

  9. Obwohl Chirac in seiner Amtszeit die zeittypische Art des Umgangs mit Landwirtschaft und Natur nicht grundsätzlich in Frage stellte, wirkt es im Nachhinein hellsichtig, dass er beim Erdgipfel in Johannesburg im September 2002 ausrief: «Unser Haus brennt - und wir schauen fort!» Die Natur werde «verstümmelt» und «übermässig ausgebeutet», fügte Chirac hinzu. «Die Erde und die Menschheit sind in Gefahr, und wir sind alle dafür verantwortlich.»

  10. Der Sportzeitung «L'Equipe» vertraute Chirac 1998 an, dass er vielleicht das Zeug zu einem Sumo-Ringer gehabt hätte. «Wenn ich jung begonnen hätte, hätte ich Sumo machen können», sagte der 65-Jährige. «Die Grösse hatte ich, und für das nötige Gewicht kann man sorgen.»

Die wichtigsten Stationen seiner politischen Karriere

  • 1932: Chirac kommt am 29. November in Paris auf die Welt.

  • 1956: Chirac heiratet die Adelige Bernadette Chodron de Courcel, die er an der Elite-Hochschule Sciences Po kennengelernt hat. Das Paar bekommt zwei Töchter, Laurence und Claude.

  • 1962: Nach seinem Militärdienst in Algerien, einem Abschluss an der Kaderschmiede ENA und einer Anstellung am Rechnungshof beginnt Chirac im Stab des damaligen Premierministers Georges Pompidou.

  • 1967: Als Abgeordneter für das zentralfranzösische Département Corrèze zieht Chirac in die Nationalversammlung ein. Im selben Jahr wird er Staatssekretär, später bekleidet er mehrere Ministerämter.

  • 1974: Mit 41 Jahren wird Chirac Premierminister unter Staatschef Valéry Giscard d'Estaing, zwei Jahre später tritt er aber zurück.

  • 1976: Chirac gründet seine Partei RPR, die 2002 in der neuen konservativen Partei UMP aufgehen wird.

  • 1977: Der konservative Politiker wird Bürgermeister von Paris, das Amt hat er 18 Jahre lang inne, bis 1995.

  • 1981: Chirac bewirbt sich erstmals um das Präsidentenamt, scheitert aber - wie auch bei den Wahlen sieben Jahre später.

  • 1986: Unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand wird Chirac erneut Premier. Es ist die erste Kohabitation in Frankreich, bei der Präsident und Premier aus gegnerischen politischen Lagern kommen.

  • 1995: Bei seinem dritten Anlauf gewinnt Chirac die Präsidentschaftswahl. Mit Atomwaffentests zieht er bald den Zorn von Umweltschützern und Atomwaffengegnern in aller Welt auf sich.

  • 1997: Chirac löst die Nationalversammlung auf und setzt Neuwahlen an, weil er auf eine stabilere Mehrheit hofft. Die Konservativen verlieren aber, und Chirac muss fortan mit einem sozialistischen Premier, Lionel Jospin, zusammenarbeiten.

  • 2002: Chirac wird für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Das Rekordergebnis von 82 Prozent erzielt er, weil es der rechtsextreme Jean-Marie Le Pen überraschend in die Stichwahl schafft und deshalb im zweiten Wahlgang auch viele Sozialisten für Chirac stimmen.

  • 2003: Chirac stellt sich - zusammen mit deum deutschen Kanzler Gerhard Schröder - gegen den US-Einmarsch in den Irak.

  • 2005: Der Staatschef erleidet einen Schlaganfall. In den folgenden Jahren hat er immer wieder gesundheitliche Probleme.

  • 2007: Chiracs Amtszeit endet, Nachfolger im Elysée-Palast wird der Konservative Nicolas Sarkozy, zu dem Chirac ein sehr gespanntes Verhältnis hat.

  • 2011: Wegen Scheinarbeitsstellen in seiner Zeit als Pariser Bürgermeister wird Chirac zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Es ist die erste Verurteilung eines französischen Ex-Staatschefs.

  • 2016: Jacques Chiracs Tochter Laurence stirbt im April im Alter von 58 Jahren. Die ältere der beiden Töchter des Ex-Präsidenten litt seit ihrer Jugend unter Magersucht.

  • 2019: Am 26. September stirbt Jacques Chirac im Alter von 86 Jahren. (SDA)

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