Der frühere französische Präsident Jacques Chirac ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 86 Jahren, wie sein Schwiegersohn Frédéric Salat-Baroux der Nachrichtenagentur AFP sagte. Chirac sei am Morgen im Kreis seiner Angehörigen gestorben.
In der französischen Nationalversammlung verkündete Unterhaus-Präsident Richard Ferrand den Todesfall. Danach wurde eine Minute geschwiegen.
Populärer Politiker und Präsident
Der konservative Politiker prägte wie kaum ein anderer Politiker über Jahrzehnte das Bild Frankreichs und war bei seinen Landsleuten wegen seiner Volksnähe populär. 1995 wurde Chirac zum Oberhaupt der französischen Republik gewählt.
Im selben Jahr zog er den Zorn von Umweltschützern und Atomwaffengegnern in aller Welt auf sich. Diese Atomtests führte er auf dem Mururoa-Atoll im Südpazifik durch. Damals protestierte sogar die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft in Göteborg, vor dem Spiel Schweiz-Schweden, gegen diese Atombombentests. Auf einem Transparent war zu lesen «Stop it Chirac».
Nach sechs Jahren Amtszeit gewann er trotzdem die Wiederwahl im Jahr 2002. Front-National-Chef Jean-Marie Le Pen bescherte ihm diese Wiederwahl mit 82 Prozent der Stimmen – weil der Rechtsextreme zum Schock vieler Franzosen in die Stichwahl um das Präsidentenamt einzog, stimmten auch Linke zähneknirschend für Chirac. Zu den Tiefpunkten seiner Karriere gehörte das Nein der Franzosen zum Referendum gegen die geplante EU-Verfassung 2005.
Er sprach sich kurz darauf vehement gegen die Pläne der USA zum Irak-Krieg aus. Genau wie Deutschland versuchte Frankreich damals alles, um den Krieg zu verhindern. In der Aussenpolitik sah sich Chirac in der Tradition von Republikgründer Charles de Gaulle und vertrat den Kurs eines aussenpolitisch unabhängigen Frankreichs, insbesondere auch im Verhältnis zu Washington.
Zu zwei Jahren Haft verurteilt
2005 erlitt er einen Schlaganfall und baute seitdem gesundheitlich stark ab. Zur erneuten Wahl 2007 trat Chirac nicht mehr an. Sein Minister, Nicolas Sarkozy, übernahm das Amt.
Nach seiner Zeit als Präsident lebte Chirac weiterhin in Paris. Im Jahr 2011 wurde Chirac wegen Veruntreuung öffentlicher Mittel in illegaler Parteifinanzierung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
Die Vorwürfe bezogen sich nicht auf seine Zeit als Präsident, sondern als Bürgermeister von Paris (1977-1995). Chirac widersprach dem Urteil, er legte aber keine Berufung ein. Er begründete, er besitze nicht die nötigen Kräfte, um vor neuen Richtern einen Kampf um die Wahrheit zu führen. (hah/nbb/SDA)