Das mysteriöse Grabmal in der reformierten Pfarrkirche von Payerne VD wurde endlich geöffnet – wie erwartet fand man darin Knochen. Nachdem die wuchtige schwarze Marmorplatte entfernt wurde, kam eine Holzkiste – eingewickelt in ein weisses Baumwolltuch – zum Vorschein. Darin befindet sich unter anderem ein ganzer Schädel und das Becken und die Beine eines menschlichen Körpers.
Der Legende nach handelt es sich hierbei um die Knochen der Burgunderkönigin Bertha, die als Gründerin des Klosters Payerne gilt und welcher deswegen auf dem Abteigelände ein Grabmal gewidmet wurde. Abteidirektorin und Kuratorin Anne-Gaëlle Villet zweifelt jedoch an dieser These. «Es besteht nur eine minimale Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei diesen Überresten um Königin Bertha handelt. Ich persönlich glaube es nicht», sagt sie gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Romands verehrten Königin Bertha
Zudem wissen sie im Moment auch nicht, ob es sich um Knochen desselben Individuums oder mehrerer Personen handle, so die Kuratorin. Es könne sich sowohl um eine wichtige Person als auch um einen Mönch handeln. Das Geschlecht muss ebenfalls erst bestimmt werden. Mithilfe von Radiokarbondatierung werden der mittelalterliche Sarkophag und die Knochen nun analysiert.
Bertha von Schwaben kam anfangs 10. Jahrhunderts als Herzogstochter auf die Welt und wurde durch die Vermählung mit König Rudolf II zur Königin von Hochburgund – also auch von der heutigen Westschweiz. Sie war für Payerne vor allem seit dem 19. Jahrhundert eine Identifikationsfigur. Als 1818 bei Grabungen im Kirchenvorraum der Abtei Knochen gefunden wurden, glaubte man, die Überreste eben dieser sagenumwobenen Königin gefunden zu haben. Daraufhin beschloss der Staatsrat, sie angemessen zu bestatten. So entstand das Marmorgrab in der Pfarrkirche, das erst heute Donnerstag geöffnet wurde.