60 Jahre «Sputnik 1»
Aufbruch zum Mond oder Mars? - Wo die Raumfahrtnationen hin wollen

Seit dem Beginn der Raumfahrt-Ära 1957 mit dem Flug des sowjetischen Satelliten «Sputnik 1» hat sich viel getan. An ambitionierten neuen Projekten mangelt es den Raumfahrtnationen nicht.
Publiziert: 02.10.2017 um 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2019 um 15:18 Uhr
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«SpaceX» Gründer und Tesla-Boss Elon Musk will bis 2022 auf den Mars kommen.

In 60 Jahren Raumfahrt sind Menschen zum Mond und Sonden zu Saturn und Venus geflogen, unzählige Satelliten kreisen um die Erde und Rover rollen über den Mars. Längst träumt die Raumfahrt von einem bemannten Flug zum Roten Planeten. Und auch ein alter Bekannter gerät wieder in den Fokus: der Mond - 45 Jahre, nachdem zuletzt ein Mensch auf dem Trabanten war. Fragen und Antworten zu den Plänen.

Juri Gagarin (l.), der erste Mensch im All, mit dem Konstrukteur des Sputnik, Sergej Koroljow.
Foto: AP

Russland will bis etwa 2030 den ersten Kosmonauten zum Mond schicken. Warum eigentlich?

Die Antwort erscheint paradox: «Ohne den Mond kein Mars«, erklärt ein Sprecher der Raumfahrtbehörde Roskosmos der Nachrichtenagentur dpa. Die Erschliessung des Mondes sei eine wichtige Etappe, um den Flug zum Roten Planeten technisch zu erleichtern, lautet die Begründung. Letztlich will Russland damit aber auch dort anknüpfen, wo die Sowjetunion vor Jahrzehnten aufgehört hat. Nach technischen Pannen hatte Moskau in den 1970er Jahren seine kostspieligen Pläne für eine Mondlandung auf Eis gelegt.

Wie weit sind Russlands Mond-Pläne fortgeschritten?

Roskosmos will den Mond in mehreren Etappen erkunden. Den Auftakt soll voraussichtlich 2019 eine Sonde machen, die am Südpol des Erdtrabanten landet. Anfang der 2020er Jahre soll eine Sonde den Mond umkreisen, zudem sind intensivere Untersuchungen auf der Oberfläche geplant. Später soll ein bemannter Flug in den Mondorbit folgen, bevor ein Kosmonaut wie 1969 der US-Astronaut Neil Armstrong den Mond betritt.

Was ist den USA wichtiger, Mars oder Mond?

Das kommt darauf an, wen man fragt. Auf dem Mars ist die US-Raumfahrtbehörde NASA bereits aktiv: Gleich mehrere Sonden umkreisen den Planeten, ausserdem rollen zwei Rover über die Oberfläche. Ein weiterer Rover ist geplant - und eigentlich auch eine Umrundung mit Menschen. Unter dem vorherigen US-Präsidenten Barack Obama hatte sich die NASA offensiv dem Slogan «Journey to Mars» (Weg zum Mars) verschrieben.

Seit der Amtsübernahme von Donald Trump liegt jedoch einiges auf Eis. Der US-Präsident bevorzugt den Mond - ein einfacheres Ziel gerade für bemannte Missionen. Allein der Flug zum Mars dauert sechs Monate, damit verglichen sind die drei Tage bis zum Mond ein Kurzausflug. Der frühere NASA-Manager John Grunsfeld hatte das offen kritisiert: «Der Mond ist ein netter Ort für einen Besuch, aber dort leben will man nicht. Zum Mars zu fliegen würde die NASA wieder gross machen.»

Der Marsrover «Curiosity» kann sich jetzt selbst Ziele für seinen Lasersensor aussuchen. (Archiv)
Foto: KEYSTONE/EPA/Mars rover celebrates / HANDOUT

Welche Rolle spielen dabei private Raumfahrtunternehmen?

Eine extrem grosse Rolle. Die NASA arbeitet seit Jahren eng mit mehreren privaten Raumfahrtunternehmen zusammen, vor allem mit SpaceX von Milliardär Elon Musk, mit Boeing sowie mit Orbital Sciences. Die Unternehmen bauen und entwickeln Transporter und Raketen für die NASA - und sparen der Behörde so Kosten und Kapazitäten.

Ein Dorf auf dem Mond - wie realistisch sind die Ideen der ESA?

Der Chef der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), Jan Wörner, wirbt dafür, langfristig als Nachfolger der Internationalen Raumstation (ISS) eine Basis auf dem Erdtrabanten zu schaffen. Das «Moon Village» soll in internationaler Kooperation entstehen, Wörner sucht bereits nach Partnern.

Es soll Forschung, Abbau von Ressourcen und sogar Tourismus ermöglichen. Der Mond könnte demnach - ähnlich wie aus russischer Sicht - auch ein Sprungbrett für einen Flug zum Mars sein. Ein klassisches ESA-Programm ist das Dorf zumindest bislang aber nicht. Deshalb gibt es auch noch keinen Fahrplan. Es ist bisher vor allem eine aufsehenerregende Idee, die auf ein grosses Echo stösst.

Die russische Raumforschung hat sich erneut dem Mond verschrieben. (Archivbild)
Foto: Getty Images/EyeEm

Was plant China auf dem Mond?

China betreibt Mond-Missionen unter Hochdruck. Noch vor 2020 will die Volksrepublik zum zweiten Mal eine Sonde auf den Erdtrabanten schicken. Die Raumsonde «Chang'e-5» soll ein Landefahrzeug auf den Mond bringen, Proben sammeln und diese zur Erde bringen - ein Novum für Chinas Raumfahrt.

Ebenfalls vor 2020 will China erstmals auf der von der Erde abgewandten Seite des Mondes landen. Vorbereitungen laufen auch für die erste bemannte Mondlandung Chinas, die nach bisherigen Angaben in etwa 15 bis 20 Jahren geplant ist.

Beginnt ein neues Rennen zu Mond und Mars wie im Kalten Krieg?

Diese Zeiten scheinen vorbei. Zwar verfolgen die grossen Raumfahrtnationen ambitionierte Pläne. Aber in den vergangenen Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass kein Land allein die technischen Herausforderungen und immensen Kosten stemmen kann.

Dabei betonen alle Seiten, dass im Weltraum in Zeiten irdischer Krisen Brücken gebaut werden können. Gerade erst haben sich Russland und die USA darauf verständigt, gemeinsam eine bemannte Raumstation für eine Mond-Umlaufbahn zu bauen - auch dies eine mögliche Etappe zum Mars.
(SDA)

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Meilensteine der Raumfahrtgeschichte

Satelliten, die um die Erde kreisen, und Menschen auf dem Mond: Die Eroberung des Weltraums war immer auch ein Wettlauf der Supermächte um Prestige und militärische Vorherrschaft.

  • Oktober 1957: Mit «Sputnik 1» schiesst die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten ins All. Die USA sind geschockt.
  • November 1957: Die Hündin «Laika» ist das erste Lebewesen in der Umlaufbahn. An Bord von «Sputnik 2» umkreist sie die Erde.
  • April 1960: Die USA starten den ersten Wettersatelliten.
  • April 1961: Der Russe Juri Gagarin ist der erste Mensch im All.
  • Juni 1963: Die Russin Valentina Tereschkowa ist die erste Frau im Weltraum.
  • März 1965: Als erster Mensch verlässt der Russe Alexej Leonow sein Raumfahrzeug und schwebt zehn Minuten frei im All.
  • Juli 1969: Neil Armstrong (USA) betritt als erster Mensch den Mond.
  • April 1971: Die Sowjets errichten die erste Raumstation «Saljut 1».
  • Mai 1973: Die USA nehmen die Raumstation «Skylab» in Betrieb.
  • Juli 1976: Die erste «Viking»-Sonde der NASA landet auf dem Mars.
  • April 1981: Mit «Columbia» fliegt von Cape Canaveral aus die erste wiederverwendbare Raumfähre in den Weltraum.
  • Januar 1986: Kurz nach dem Start explodiert die US-Raumfähre «Challenger». Sieben Menschen an Bord sterben.
  • April 1990: Eine Raumfähre bringt das Weltraum-Teleskop «Hubble» in eine Umlaufbahn um die Erde, um entfernte Galaxien zu erforschen.
  • Juli 1992: Als erster und bisher einziger Schweizer Astronaut startet Claude Nicollier zu einer Mission ins All.
  • November 1998: Der Bau der Raumstation ISS wird begonnen. 16 Länder sind an dem Projekt beteiligt.
  • April 2001: Der US-Millionär Dennis Tito fliegt als erster Weltraum-Tourist zur ISS.
  • Februar 2003: «Columbia» zerbricht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Die sieben Astronauten sterben.
  • Juli 2011: Mit dem Flug der Raumfähre «Atlantis» endet eine Ära. Die NASA stoppt das Programm, die Space Shuttles wandern ins Museum.
  • Januar 2019: Erstmals in der Geschichte ist eine Raumsonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Die chinesische «Chang'e 4» führt mit sich ein Roboterfahrzeug, das das Terrain erkunden soll.
  • Februar 2019: Israel hat erstmals eine Raumsonde zum Mond geschickt. Das kleine Israel will nach den Grossmächten USA, Russland und China das vierte Land werden, das mit einem Raumschiff auf dem Mond landet. Bei einer erfolgreichen Landung wäre «Beresheet» zudem das erste privat finanzierte Mini-Raumschiff, das die Oberfläche eines anderen Himmelskörpers erreicht.
  • März 2019: Die Raumkapsel «Crew Dragon» von Elon Musks SpaceX dockt erfolgreich an der ISS an. Es ist das erste Mal, dass ein privat gebauter und betriebener Crew-Transporter von US-Boden zur ISS fliegt. Musks Firma ebnet somit den Weg für zukünftige Passagierflüge ins Weltall
  • Mai 2020: Erstmals seit neun Jahren sind wieder Astronauten von den USA aus zur Raumstation ISS gestartet – und erstmals mithilfe eines privaten Raumfahrtunternehmens. Die US-Raumfahrer Robert Behnken und Douglas Hurley hoben am Samstag in einer «Crew Dragon»-Raumkapsel mit einer «Falcon 9»-Rakete von SpaceX vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab.

Satelliten, die um die Erde kreisen, und Menschen auf dem Mond: Die Eroberung des Weltraums war immer auch ein Wettlauf der Supermächte um Prestige und militärische Vorherrschaft.

  • Oktober 1957: Mit «Sputnik 1» schiesst die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten ins All. Die USA sind geschockt.
  • November 1957: Die Hündin «Laika» ist das erste Lebewesen in der Umlaufbahn. An Bord von «Sputnik 2» umkreist sie die Erde.
  • April 1960: Die USA starten den ersten Wettersatelliten.
  • April 1961: Der Russe Juri Gagarin ist der erste Mensch im All.
  • Juni 1963: Die Russin Valentina Tereschkowa ist die erste Frau im Weltraum.
  • März 1965: Als erster Mensch verlässt der Russe Alexej Leonow sein Raumfahrzeug und schwebt zehn Minuten frei im All.
  • Juli 1969: Neil Armstrong (USA) betritt als erster Mensch den Mond.
  • April 1971: Die Sowjets errichten die erste Raumstation «Saljut 1».
  • Mai 1973: Die USA nehmen die Raumstation «Skylab» in Betrieb.
  • Juli 1976: Die erste «Viking»-Sonde der NASA landet auf dem Mars.
  • April 1981: Mit «Columbia» fliegt von Cape Canaveral aus die erste wiederverwendbare Raumfähre in den Weltraum.
  • Januar 1986: Kurz nach dem Start explodiert die US-Raumfähre «Challenger». Sieben Menschen an Bord sterben.
  • April 1990: Eine Raumfähre bringt das Weltraum-Teleskop «Hubble» in eine Umlaufbahn um die Erde, um entfernte Galaxien zu erforschen.
  • Juli 1992: Als erster und bisher einziger Schweizer Astronaut startet Claude Nicollier zu einer Mission ins All.
  • November 1998: Der Bau der Raumstation ISS wird begonnen. 16 Länder sind an dem Projekt beteiligt.
  • April 2001: Der US-Millionär Dennis Tito fliegt als erster Weltraum-Tourist zur ISS.
  • Februar 2003: «Columbia» zerbricht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Die sieben Astronauten sterben.
  • Juli 2011: Mit dem Flug der Raumfähre «Atlantis» endet eine Ära. Die NASA stoppt das Programm, die Space Shuttles wandern ins Museum.
  • Januar 2019: Erstmals in der Geschichte ist eine Raumsonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Die chinesische «Chang'e 4» führt mit sich ein Roboterfahrzeug, das das Terrain erkunden soll.
  • Februar 2019: Israel hat erstmals eine Raumsonde zum Mond geschickt. Das kleine Israel will nach den Grossmächten USA, Russland und China das vierte Land werden, das mit einem Raumschiff auf dem Mond landet. Bei einer erfolgreichen Landung wäre «Beresheet» zudem das erste privat finanzierte Mini-Raumschiff, das die Oberfläche eines anderen Himmelskörpers erreicht.
  • März 2019: Die Raumkapsel «Crew Dragon» von Elon Musks SpaceX dockt erfolgreich an der ISS an. Es ist das erste Mal, dass ein privat gebauter und betriebener Crew-Transporter von US-Boden zur ISS fliegt. Musks Firma ebnet somit den Weg für zukünftige Passagierflüge ins Weltall
  • Mai 2020: Erstmals seit neun Jahren sind wieder Astronauten von den USA aus zur Raumstation ISS gestartet – und erstmals mithilfe eines privaten Raumfahrtunternehmens. Die US-Raumfahrer Robert Behnken und Douglas Hurley hoben am Samstag in einer «Crew Dragon»-Raumkapsel mit einer «Falcon 9»-Rakete von SpaceX vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab.
Die wichtigsten Daten zu «Sputnik 1»

(Moskau) Vor 60 Jahren, am 4. Oktober 1957, schoss die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten «Sputnik 1» (Begleiter) in eine Umlaufbahn um die Erde. Seine technischen Daten:

  • Gewicht: 83,6 Kilogramm
     
  • Grösse: 58 Zentimeter Durchmesser der Kugel mit Antennen zwischen 2,4 und 2,9 Metern
     
  • Flughöhe: zwischen 288 und 947 Kilometern über der Erde
     
  • Berühmtes Piep-Signal: 314,5 Sekunden nach dem Start
     
  • Flugdauer: 92 Tage (bis 4. Januar 1958); Signal 2 Wochen gesendet
     
  • Erdumrundungen: 1440 (rund 60 Millionen Kilometer)

Mehr zum ersten Satelliten in der Erdumlaufbahn erfahren Sie hier.

 

Nicht viel grösser als ein Basketball und gerade mal 84 Kilogramm schwer: der Sputnik.
Nicht viel grösser als ein Basketball und gerade mal 84 Kilogramm schwer: der Sputnik.
NASA

(Moskau) Vor 60 Jahren, am 4. Oktober 1957, schoss die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten «Sputnik 1» (Begleiter) in eine Umlaufbahn um die Erde. Seine technischen Daten:

  • Gewicht: 83,6 Kilogramm
     
  • Grösse: 58 Zentimeter Durchmesser der Kugel mit Antennen zwischen 2,4 und 2,9 Metern
     
  • Flughöhe: zwischen 288 und 947 Kilometern über der Erde
     
  • Berühmtes Piep-Signal: 314,5 Sekunden nach dem Start
     
  • Flugdauer: 92 Tage (bis 4. Januar 1958); Signal 2 Wochen gesendet
     
  • Erdumrundungen: 1440 (rund 60 Millionen Kilometer)

Mehr zum ersten Satelliten in der Erdumlaufbahn erfahren Sie hier.

 

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