Auf einen Blick
- Nobelpreis für Literatur wird jährlich im Oktober vergeben
- Die Schwedische Akademie hütet Preisträger-Geheimnis streng
- Seit 2018 können Mitglieder der Akademie austreten
Es ist eine verschwiegene Truppe, die jedes Jahr im Oktober einen Literaten zum Nobelpreisträger kürt. Selbst der Tag, an dem der Name des Schriftstellers oder der Schriftstellerin genannt wird, bleibt bis kurz davor geheim. Hier kommen sieben wissenswerte Fakten rund um den begehrten Nobelpreis.
Nobels Erbe
Wie alle Nobelpreise hat auch der für Literatur seinen Ursprung im Testament des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833–1896). Darin legt er fest, dass derjenige geehrt werden soll, der in der Literatur im jeweiligen Jahr «das Ausgezeichneteste in idealer Richtung» hervorgebracht hat. Vergeben wird der Preis von der Schwedischen Akademie, überreicht an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, vom Schwedischen König Carl XVI. Gustaf (78) in Stockholm.
Die Akademie
Als König Gustav III. (1746–1792) die Schwedische Akademie 1786 gründete, sollte sie eigentlich 20 Mitglieder haben. Doch «die Achtzehn» klang schöner, fand der Monarch. Die Aufgabe, über den Nobelpreisträger zu entscheiden, bekam die Akademie durch Nobels Testament 1896.
Krise von 2018
Traditionell entscheiden also 18 Männer und Frauen aus den Bereichen der Literatur, Historik, Literaturwissenschaft und Sprachforschung über den Preis. Im April 2018 haben Klas Östergren (69), Kjell Espmark (1930–2022) und Peter Englund (67), Inhaber der Stühle Nummer 11, 10 und 16, bekannt gegeben, in Zukunft nicht mehr an den Sitzungen der Akademie teilzunehmen. Seitdem gilt die Regelung, dass Mitglieder der Akademie den Austritt beantragen können. Zur Einwahl neuer Mitglieder müssen mindestens zwölf Mitglieder an der Wahl teilnehmen, was auch durch Abgabe eines Stimmzettels geschehen darf.
Verschwiegene und Plappermäuler
Früher drang schon mal der Name eines Preisträgers zu Journalisten durch. Heute gilt die Schwedische Akademie als höchst verschwiegen und hütet das Geheimnis wie ihren Augapfel. Über die Diskussionen bekommt man im Vorfeld nichts mit. Und noch etwas: Alle Nominierungen bleiben jeweils 50 Jahre lang geheim.
Qualität und Popkultur
Darüber wurde im Jahr 2016 stark diskutiert, als Bob Dylan, der eher als Musiker als als klassischer Schriftsteller bekannt ist, den Literaturnobelpreis erhielt. Denn zuvor hatte man die 18 Juroren mit Popkultur kaum beeindrucken können.
Moral und Proporz
Dass auch die Moral und Gerechtigkeit bei der Auswahl des Nobelpreisträgers eine Rolle spielen, wird immer wieder zurückgewiesen. Trotzdem spekulieren viele, dass eine gewisse Moral die Jury antreibt, bei der Verteilung der begehrten Auszeichnungen auch geografische Aspekte in Betracht zu ziehen.
Überraschungen
Nichts liebt die Jury mehr, als einen Preisträger aus dem Hut zu zaubern, den zuvor niemand auf dem Zettel hatte. Wenige der fast alljährlich Nominierten – wie zum Beispiel der Japaner Haruki Murakami (75, «Kafka am Strand»), der Jahr für Jahr die Listen der grossen Wettbüros anführt – stehen am Ende auch wirklich auf dem Siegertreppchen und dürfen sich mit dem Titel «Nobelpreisträger» schmücken.