Auf einen Blick
- SP Zürich plant Initiative gegen Airbnb-Vermietungen
- Studie zeigt Zusammenhang zwischen Airbnb und höherer Kriminalität
- Kriminalitätsrate in Airbnb-Gebieten stieg um 10 Prozent
Die Stadtzürcher SP arbeitet an einer Initiative, die Airbnb und vergleichbare Buchungsplattformen regulieren soll. Die Sozialdemokraten ärgert der Entzug der Wohnungen für die einheimische Bevölkerung und die Profitgier der Liegenschaftseigentümer. Im Luzerner Stadtgebiet ist man schon einen Schritt weiter. Wohnungen dürfen dort ab 2025 nur noch während 90 Tagen im Jahr an Interessenten vermietet werden, die sich kurzzeitig in Luzern aufhalten.
Eine aktuelle Studie dürfte den SPlern in Zürich nun zusätzlichen Auftrieb verleihen. Forscher der Universitäten Cambridge und Pennsylvania haben einen möglichen Zusammenhang zwischen Airbnb-Vermietungen und den Verbrechensraten im Umfeld der so genutzten Wohnungen gefunden. Die Ergebnisse wurden vor gut einer Woche im Fachjournal «Criminology» veröffentlicht.
Opfer der Kriminellen werden vor allem Anwohner
Die Wissenschaftler analysierten polizeilich gemeldete Daten zur Kriminalität in rund 4800 Nachbarschaften in London. Begründung: Die Stadt zähle zu den wichtigsten Airbnb-Märkten der Welt. 4,5 Millionen Gäste sollen im Betrachtungszeitraum zwischen 2015 und 2018 Airbnb-Unterkünfte dort einen Kurzzeitaufenthalt gebucht haben.
Charles Lanfear und David Kirk wollen mithilfe der Statistik einen begünstigenden Einfluss auf Delikte wie Raubüberfälle, Einbrüche, Diebstahl und Gewalt in den untersuchten Nachbarschaften ausgemacht haben. In den Airbnb-Gegenden ermittelten sie einen Anstieg der Kriminalitätsrate um 10 Prozent. Damit nicht genug, steigerte sich die Zahl der Raubüberfälle um 1000 pro Jahr. Besonders deutlich sei der Effekt in Nachbarschaften, in denen komplette Gebäude über Airbnb vermietet werden, also nicht nur einzelne Wohnungen innerhalb eines Wohnhauses.
Opfer des Kriminalitätsanstiegs würden der Studie zufolge aber nicht die Anbieter der Airbnb-Unterkünfte, sondern vor allem Anwohner in den untersuchten Nachbarschaften. Die Studienmacher gehen sogar so weit und schreiben, dass der Zusammenhang «eindeutig» sei und sich der Effekt unmittelbar zeige.
Das sind die Gründe für den Anstieg
«Die Kriminalität scheint anzusteigen, sobald Airbnbs auftauchen, und bleibt so hoch, wie sie aktiv sind», wird Charles Lanfear, einer der Hauptautoren, in einer Pressemitteilung der Universität Cambridge zitiert. Die Wissenschaftler führen die Ergebnisse auch auf sogenannte Gelegenheitsmechanismen zurück.
Der wechselnde Besucherverkehr schaffe mehr Gelegenheiten für Diebstähle und Überfälle, so die These. Ferner dürfte die Abwesenheit dauerhafter Mieter den sozialen Zusammenhalt in der Nachbarschaft negativ beeinträchtigen. Dadurch wird diese anfälliger für kriminelle Aktivitäten.
Ernstes Signal für Airbnb-Gegenden
Airbnb ist das Problem bekannt. Die Plattform hat bereits Massnahmen ergriffen, überprüft ihre Nutzer gründlicher als früher und versucht, sie zu längeren Aufenthalten zu bewegen. So soll das ständige Kommen und Gehen vermieden werden. Trotz der Bemühungen seitens Airbnb stellten Lanfear und Kirk einen anhaltenden Anstieg der Kriminalitätsrate fest. Dies sei ein ernstes Signal.
Gegenüber dem Online-Reisemagazin «Travelbook» verteidigt sich die Vermietungsfirma und weist die Studie als «irreführend» zurück. Sie habe «weder den allgemeinen Anstieg der Kriminalitätsraten noch die saisonalen Reisehöhepunkte in London berücksichtigt, die einen weit grösseren Einfluss auf die Kriminalität haben als die zitierten, zehn Jahre alte Daten», so eine Sprecherin.
Hinter der Übertragbarkeit der Studie auf Schweizer Grossstädte steht zudem ein Fragezeichen. Dafür bräuchte es Erhebungen vor Ort.