Die Tierärzte und Pfleger im Zoo Zürich kämpften rund um die Uhr um ihr Leben, vergeblich: Leider sprach Omysha auf die Behandlung mit antiviralen Medikamenten und Bluttransfusionen nicht an, die achtjährige Elefantenkuh ist in der Nacht auf Montag verstorben. Vor knapp zwei Wochen war schon ihr kleiner Bruder Umesh am gefürchteten «Elefantenherpesvirus» verendet.
Die Trauer im Zoo ist gross, auch die Elefanten nehmen von Omysha Abschied: Ein letztes Mal beschnuppern und betasten Mutter Indi (36) und Schwester Chandra (20) den toten Körper. «Für soziale Tiere wie Elefanten ist das sehr wichtig, weil sie eine enge Bindung untereinander haben», erklärt Pascal Marty (40), Kurator vom Zoo Zürich. Es sei wichtig, dass sie den Verlust realisieren, denn Elefantenweibchen bleiben ein Leben lang zusammen: «Sie brauchen Zeit, um wahrzunehmen, dass ein Mitglied aus ihrer Herde nicht mehr reagiert.» Das tun Elefanten auch in der Wildnis, in Afrika wurde beobachtet, das die Tiere noch Jahre später zu den Überresten ihrer Artgenossen zurückkehren.
Könnten Elefanten trauern?
Trauern Elefanten? «Das wäre eine Vermenschlichung», so der Biologe. «Wir können nicht wissen, was in den Tieren vorgeht, aber wir beobachten sie und geben ihnen den entsprechenden Raum.» Erst dann wird der Leichnam von Omysha den Pathologen überlassen. «Sie machen Untersuchungen, um neue Erkenntnisse über die Krankheit zu erlangen.» Langfristiges Ziel ist, eine Impfung gegen den Herpesvirus (EEHV) zu entwickeln, um junge Elefanten künftig besser zu schützen.
Diese gefürchtete Krankheit ist sowohl unter Zooelefanten als auch unter wilden Elefanten verbreitet. Mit grosser Wahrscheinlichkeit sind fast alle Elefanten Träger des Virus. Gefährlich wird es erst dann, wenn sich das Virus stark im Körper zu vermehren beginnt. Bei einem solchen Ausbruch kann es schwerste Folgeerkrankungen auslösen, etwa innere Blutungen und multiples Organversagen. Ein so erkrankter Elefant kann innert weniger Tage sterben.
Gefährdet sind junge Elefanten
Darum wird das Blut der Elefanten im Zürcher Zoo wöchentlich getestet. «In den letzten Tests bei keinem weiteren Tier eine erhöhte Virenlast festgestellt», so Marty. Am gefährdetsten ist die fünfjährige Ruwani, da die Krankheit vor allem bei jungen Elefanten ausbricht. «Sie wird daher häufig auf das Virus getestet.»
Warum es bei denen einen Elefanten zu einer Erkrankung kommt und bei anderen nicht, darüber wird noch gerätselt. «Das ist ähnlich wie beim menschlichen Herpesvirus, ein Grossteil der Bevölkerung trägt ihn in sich, aber zu einem Ausbruch kommt es bei den wenigsten», so der Biologie. Bloss, dass es beim Menschen keine tödlichen Folgen hat.