Serie «Happy End» – Experten erklären
Was es braucht, damit man das Positive sieht

Das vergangene Jahr war vom Ukraine-Krieg überschattet – doch viele von uns erlebten glückliche Momente. Wir haben mit Menschen gesprochen, die im Jahr 2022 grosse Projekte zu Ende gebracht haben.
Publiziert: 29.12.2022 um 00:41 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2022 um 16:04 Uhr
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Ulrike Ehlert (62), ist Psychologieprofessorin an der Universität Zürich. Sie sagt.: «Die meisten Menschen betrübt es, wenn es anderen schlechter geht als ihnen selbst. Es entsteht eine sogenannte kognitive Dissonanz.»
Foto: fotoswiss.com/cattaneo
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«Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist» heisst ein Zitat aus der «Fledermaus». Die Operette von Johann Strauss (1825–1899) wird traditionellerweise an Silvester an Häusern wie der Wiener Staatsoper aufgeführt.

Dieses Jahr klingt diese Aufforderung zur Verdrängung zynisch, weil nicht weit von uns Menschen ganz konkret von etwas bedroht sind, was sich nicht einfach wegblinzeln lässt: Krieg. Mal ganz abgesehen davon, dass auch wir von seinen Folgen nicht gefeit sind. Stichwörter: Energiekrise, Inflation, Teuerung.

Am 3. Februar kehrte ein Stück Normalität zurück

Und trotzdem waren die vergangenen zwölf Monate für viele von uns positiv. 2022 war das Jahr, in dem vorerst der schlimmste Teil der Pandemie überstanden schien. Ab 3. Februar gab es keine Quarantäne- und Homeofficepflicht mehr. Ein Stück Normalität kehrte zurück.

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Die meisten Menschen betrübt es, wenn es anderen schlechter geht als ihnen selbst. Es entsteht eine sogenannte kognitive Dissonanz.»
Ulrike Ehlert (62), Psychologieprofessorin an der Universität Zürich.
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Auch für die Schweizerinnen und Schweizer, die wir zum Jahresende in unserer «Happy End»-Serie porträtieren. Das Musikerpaar aus Wisen SO zum Beispiel, das endlich wieder vor grossem Publikum auftreten kann. Ganz nebenbei hat es dieses Jahr geheiratet, ein Kind gekriegt, ein neu gebautes Haus bezogen und ein gemeinsames Album veröffentlicht. Oder Unternehmer Christian Klinner (50) aus Zürich, der schwer an Corona erkrankte und dieses Jahr trotzdem ein Buchprojekt beendete, das er zwanzig Jahre lang vor sich herschob.

Ein schlechtes Gewissen ist auch keine Lösung

«Unser Leben muss weitergehen», sagt Ulrike Ehlert (62), Psychologieprofessorin an der Universität Zürich. Auch wenn das manchmal schwer ist, bei so viel Leid: «Die meisten Menschen betrübt es, wenn es anderen schlechter geht als ihnen selbst. Es entsteht eine sogenannte kognitive Dissonanz.»

Ein schlechtes Gewissen zu haben, bringe aber niemandem etwas, sagt Ehlert. «Eine gesündere Reaktion wäre, das eigene Glück umso mehr zu schätzen, weil es eben nicht selbstverständlich ist.»

Wie lange hält Glück an?

Zu ähnlichen Schlüssen kommt Glücksforscher Reto Odermatt (38) von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. Für eine Studie ging er mit einem Kollegen der Frage nach, wie lange sich wichtige Lebensereignisse auf die Zufriedenheit der Betroffenen auswirken. Dazu verwendete er eine Befragung von mehr als 30'000 Personen in Deutschland.

Das Ergebnis, sagt Odermatt, sei vereinfacht formuliert: «Glück hat ein schnelleres Verfallsdatum als viele von uns glauben.» So würden Frischvermählte zum Beispiel überschätzen, wie zufrieden sie in fünf Jahren sein werden. «Wenn man jedoch weiss, dass Glück nicht ewig währt, kann man es vielleicht umso mehr geniessen.»

Fachfrau für Stressfragen

Professorin Ulrike Ehlert ist Leiterin der Klinischen Psychologie und Psychotherapie am Psychologischen Institut der Universität Zürich. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Verhaltensmedizin, Psychobiologie und stressabhängige Erkrankungen. Ehlert wuchs in Bayern auf, lebt in einer Partnerschaft und hat zwei erwachsene Kinder.

Professorin Ulrike Ehlert ist Leiterin der Klinischen Psychologie und Psychotherapie am Psychologischen Institut der Universität Zürich. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Verhaltensmedizin, Psychobiologie und stressabhängige Erkrankungen. Ehlert wuchs in Bayern auf, lebt in einer Partnerschaft und hat zwei erwachsene Kinder.

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