Sommer ist Hochsaison in Spanien und Portugal. Eigentlich. Nun aber droht den beiden Ländern Corona – schon wieder – einen Strich durch die Rechnung zu machen: Am Freitag erklärte Deutschland Spanien zum Risikogebiet; einen Tag zuvor hatte bereits Frankreich seinen Landsleuten von Reisen nach Portugal und Spanien abgeraten. Grund: die durch die Delta-Variante steigenden Corona-Fallzahlen in beiden Ländern.
Auch in der Schweiz sorgen die Zahlen bei manchen für Sorgenfalten – insbesondere bei jenen, die dort ihre Ferien verbringen wollen. Denn die steigenden Zahlen führen dazu, dass vielerorts wieder Beschränkungen eingeführt werden. So mussten in Barcelona (Spanien) die Innenräume von Bars wieder schliessen; in Portugal gilt in gewissen Regionen eine Ausgangssperre.
Sitzpflicht in Griechenland
In Griechenland herrscht in Bars und Clubs wieder eine Sitzpflicht, da das Virus derzeit vor allem unter jungen Leuten zirkuliert. Aus demselben Grund hat Holland am Freitag beschlossen, die Clubs ganz zu schliessen.
Macht das Virus den Ferienreisenden also einen Strich durch die Rechnung?
Just diese Frage stellt sich Lars Stöckli (18). Er hat vor, in zwei Wochen mit vier Kollegen nach Barcelona zu reisen – dorthin also, wo die Fallzahlen derzeit explodieren. «Ich mache mir schon etwas Sorgen», sagt Stöckli. Bauchweh bereitet ihm der Gedanke, dass sein Flug gestrichen werden könnte. «Aber so weit kommt es hoffentlich nicht.» Geschlossene Bars wären für den jungen Mann dagegen kein Problem: «An den Strand kann man ja trotzdem gehen.»
Ferien wären der perfekte Ausgleich
Auch Patricia Bianchi* (26) hat vor, dieses Jahr ans Meer zu reisen, nachdem sie den vergangenen Sommer in der Schweiz verbracht hat. «Ich arbeite das ganze Jahr durch hart; Auslandsreisen sind mein perfekter Ausgleich», meint sie.
Heuer geht es nach Sardinien. «Wenn die Restaurants schliessen würden, wäre das schade, aber kein Weltuntergang: Ich habe eine Wohnung reserviert und könnte selber kochen.» Schlimm wäre vielmehr, wenn sie überhaupt nicht reisen dürfte, so Bianchi. «Ich vermisse das Meer, die Sonne, das mediterrane Essen und die dortige Mentalität.»
Yves Schmid* (39) wiederum bereiten die unterschiedlichen Regelungen in den Ziel- und Transitländern Sorgen. Er hat vor, zwei Wochen im Libanon zu verbringen und nach einem Zwischenstopp in der Schweiz für zwei Wochen nach Kroatien zu reisen. Doch sei unklar, welche Bestimmungen in den Flughäfen der Türkei gälten, wo er für seine Libanonreise zwischenlanden werde, so Schmid. Auch die Reise nach Kroatien via Italien könnte sich als kompliziert erweisen, falls der Libanon gemäss einem dieser Länder plötzlich als Hochrisikoland gelten würde – und entsprechende Quarantänevorschriften gelten würden.
Flitterwochen
Eine allfällige Quarantäne macht auch René Volken (48) zu schaffen. Die Hochzeitsreise mit seiner Frau hat er wegen Corona bereits einmal verschieben müssen – nun hatten die beiden vor, im September für zwei Wochen in die Türkei zu fliegen.
Doch Volken ist skeptisch, ob sie die gebuchte Reise antreten werden. «Wenn man draussen eine Maske tragen und bei der Rückreise in Quarantäne muss, dann sind es nicht die Ferien, die ich mir wünsche», sagt er. Sein Plan B ist es, die Ferien stattdessen auf einer Alp im Wallis zu verbringen.
Feriengäste halten an Plänen fest
Trotz der unsicheren Lage: Gemäss Reiseveranstaltern halten derzeit die meisten Feriengäste an ihren Plänen fest. «Die Buchungen nach Spanien und Mallorca sind in den letzten Tagen leicht zurückgegangen», sagt Bianca Gähweiler, Sprecherin von Hotelplan, «doch es gehen auch laufend neue Buchungen ein.» Es sei also nicht so, dass all jene, die Ferien auf Mallorca gebucht hatten, nun plötzlich annullieren würden.
«Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass viele doppelt geimpft oder genesen sind.» Selbst wenn die Schweiz Spanien auf die Liste der Risikoländer nehmen würde: Doppelt Geimpfte und solche, die im letzten Halbjahr an Corona erkrankten, sind von der Quarantäne ausgenommen. «Das gibt eine gewisse Sicherheit», so Gähweilers Fazit.
*Namen geändert