«Ich bin das Essen halt nicht gewöhnt», sagt der Tourist – doch nach dem fünften, überstürzten Gang aufs WC muss er sich der bitteren Wahrheit stellen: Irgendetwas ist in seinen Magen gelangt, das dort nicht hingehört. Und jetzt gehörigen Schaden anrichten. Auch Frau und Kinder haben schon fitter ausgesehen. Jetzt ist schnelles Handeln angesagt. Diese drei Dinge gehören gemäss Joachim Mertens, Facharzt für Magen-Darm-Krankheiten an der Klinik Hirslanden Zürich, in deine Reiseapotheke.
Eine Rehydrierungslösung
Brechdurchfall-Viren und -Bakterien gelangen häufig mit verunreinigtem Wasser oder kontaminierten Lebensmitteln in den Körper. Gerade hat ein Norovirus in einer Gemeinde am Gardasee rund 1000 Personen «durchgeputzt». Das Gefährliche seien in diesem Fall nicht die Erreger, sondern der Flüssigkeitsmangel, den sie auslösen, sagt Joachim Mertens. Bei manchen Infektionen könne es zu sogenannten Reisswasserstühlen führen.
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«Die Betroffenen haben Durchfall, Durchfall, Durchfall.» Irgendwann komme man mit der Flüssigkeitszufuhr nicht mehr nach, was im schlimmsten Fall zu einem tödlichen Kreislaufkollaps führe.
Mertens empfiehlt, pulverförmige Rehydrierungslösung in die Reiseapotheke zu packen. Sie lässt sich in Wasser auflösen, enthält Zucker, der die Aufnahme von Flüssigkeit im Darm unterstützt, und Elektrolyte. Das sind Mineralsalze, die den Salzverlust ausgleichen.
Ein Medikament gegen Übelkeit
Wenn Magenprobleme mit Übelkeit einhergehen, gilt es neben der Flüssigkeit im Darm auch diejenige im Magen möglichst lange im Körper zu behalten. Das ist schwierig, wenn man einen Schluck Wasser trinkt und ihn gleich wieder erbricht. Damit es nicht so weit kommt, sollte man laut Mertens schon bei den ersten Anzeichen eines flauen Magens ein übelkeitsdämpfendes Medikament einnehmen. Geeignet seien sublinguale Tabletten, die man sich unter die Zunge legt oder – für Kinder – Zäpfchen. Bei beiden Verabreichungsformen besteht keine Gefahr, das Medikament zu erbrechen, bevor es zu wirken beginnt.
Ein Antibiotikum?
In der Regel sind es E. coli, Salmonellen oder Campylobacter, die bakterielle Mageninfektionen verursachen. Muss man für den Fall der Fälle also ein Antibiotikum mitnehmen? Die pauschale Antwort auf diese Frage sei Nein, sagt Mertens. Antibiotika würden bei diesen Krankheitsbildern nur eine geringe Verkürzung der Beschwerden bewirken. «Wenn Sie statt drei Tagen nur zweieinhalb flach liegen, bringt Ihnen das nicht viel. Ausserdem züchten Sie überall auf der Welt Resistenzen, über die wir Ärzte sehr besorgt sind.»
Der Hauptgrund, warum Mertens von Antibiotika bei bakteriellen Mageninfektionen abrät, sind Nebenwirkungen, mit denen Laien womöglich schlechter umgehen können als mit den Symptomen der Infektion. Zum Beispiel vom Medikament ausgelöste Magenprobleme. Manche, durch bestimmte E.-coli-Stämme ausgelöste Durchfallerkrankungen könnten sich sogar dramatisch verschlechtern, wenn man Antibiotika einnimmt.
Eine Ausnahme sei bei chronisch kranken Patientinnen und Patienten angebracht, sagt Mertens. Sie konsultieren am besten ihre Ärztin oder ihren Arzt. «Ich verschreibe Antibiotika individuell zum Beispiel immunsupprimierten Patienten, die in Regionen reisen, wo das Risiko einer Infektion besonders hoch ist.»
Joachim Mertens (47) ist Facharzt für Gastroenterologie (Magen-Darm-Krankheiten) und Hepatologie (Lebererkrankungen). Seit 2022 ist er fürs Gastrozentrum der Klinik Hirslanden Zürich tätig. Neben der Schweiz hat Mertens unter anderem in Deutschland und den USA studiert und praktiziert. Er ist Vater von vier Kindern – unter anderem einer dreijährigen Tochter. Seine Ferien verbringt er meistens im «nahen Italien». «In der Schweiz bin ich ein überzeugter Hahnenwasser-Trinker», sagt er. «Im Ausland ist es für mich Ermessenssache.»
Joachim Mertens (47) ist Facharzt für Gastroenterologie (Magen-Darm-Krankheiten) und Hepatologie (Lebererkrankungen). Seit 2022 ist er fürs Gastrozentrum der Klinik Hirslanden Zürich tätig. Neben der Schweiz hat Mertens unter anderem in Deutschland und den USA studiert und praktiziert. Er ist Vater von vier Kindern – unter anderem einer dreijährigen Tochter. Seine Ferien verbringt er meistens im «nahen Italien». «In der Schweiz bin ich ein überzeugter Hahnenwasser-Trinker», sagt er. «Im Ausland ist es für mich Ermessenssache.»
Ein Abführmittel
Wer in den ersten drei Tagen der Ferien erfahrungsgemäss an Verstopfung leitet – dem empfiehlt Mertens ein Abführmittel, das den Stuhl aufweicht. Zum Beispiel Flohsamen. «Beginnen Sie schon einige Tage vor der Abreise, und tasten Sie sich an eine Dosis heran, die keinen Durchfall bei Ihnen auslöst. So vermeiden Sie, dass Sie im Flugzeug auf die Toilette rennen müssen. Denn gerade wer fliegt, sei sich oft nicht bewusst, wie viel Flüssigkeit er aufgrund der trockenen Luft in der Kabine verliere und trinke deshalb nicht genügend nach.