Viele Schweizer fangen jetzt an, ihre Ferien zu planen. Es geht wieder ins Ausland – der Tourismus hat sich von der Coronapandemie erholt. Doch das heisst auch, dass den beliebtesten Feriendestinationen Überfüllung droht. Die italienische Regierung schiebt nun den Riegel vor: Autos mit ausländischem Kennzeichen sollen im Sommer nicht mehr auf die Insel Lampedusa kommen können. Und: Wer auf die Insel Giglio will, muss künftig drei Euro Eintritt zahlen. Massnahmen gegen Overtourismus gibt es aber auch in anderen Ländern.
Sei es aus ökologischen, sozialen oder technischen Gründen – Massentourismus nervt auch die Touristen selbst. «Es liegt im Interesse des Besuchers, dass Massnahmen getroffen werden», stellt Christian Laesser, Professor für Tourismus- und Dienstleistleistungsmanagement an der Universität St. Gallen, klar. In der Umsetzung gibt es aber Unterschiede. So seien Reservierungen kundenfreundliche Massnahmen. Wenn bei beliebten Touristenzielen irgendwann die Türen geschlossen werden, sei das ärgerlich für die Besucher. «Alles, was kostenlos ist, ist irgendwann übernutzt», sagt Laesser.
Dubrovnik, Kroatien
Die kroatische Stadt leidet unter Dichtestress wegen der vielen Touristen. Seitdem die Serie «Game of Thrones» in der historischen Altstadt gedreht wurde, wird die Stadt von Fans geflutet, die «Königsmund» in echt erleben wollen. Die Lösung: Eine Begrenzung an Kreuzfahrtschiffen, die anlegen dürfen. Ausserdem gibt es seit 2019 eine App, die anzeigt, ob die Altstadt von Dubrovnik gerade überfüllt ist, und dem Besucher alternative Routen angibt.
Amsterdam, Niederlande
Amsterdam führte 2019 eine Obergrenze für Touristen ein. In der niederländischen Hauptstadt sind nur noch 20 Millionen Übernachtungen im Jahr gestattet. Amsterdam kämpft auch mit einer akuten Wohnungsnot, weil zu viele Unterkünfte als Airbnbs vermietet werden. Deshalb muss man sich eine Genehmigung einholen, um eine Wohnung als Ferien-Location zu vermieten. Auch eine Bettensteuer von drei Euro ist fällig – so hoch ist sie nirgends sonst in Europa.
Korsika, Frankreich
Die südfranzösische Insel im Mittelmeer ist mit seiner bergigen Landschaft und seinen türkisen Stränden eine beliebte Feriendestination. Wegen der vielen Touristen musste die Insel ein Besucherlimit einführen. «Die Insel an sich ist wirklich schön, aber überlaufen ist noch gar kein Begriff», schreibt eine Frau auf Google und vergibt einen von fünf möglichen Sternen. Auf die Lavezzi-Inseln dürfen nur noch 2000 Besucher pro Tag.
Balearen, Spanien
Die Inseln Mallorca, Ibiza und Menorca kämpfen mit überfüllten Stränden. 2022 reisten 16,5 Millionen Touristen auf die Balearen. Deshalb wurde eine Begrenzung der Betten eingeführt. Um eine «nachhaltigere Auslastung des Angebots mit weniger Touristen zu erreichen» ist auch eine Begrenzung bei Kreuzfahrtschiffen geplant, sagte Iago Negueruela, der Tourismusminister der Balearen.
Flims, Schweiz
Auch in Flims kennt man den Begriff «Massentourismus». Auf Instagram zählt der Hashtag Caumasee 64'200 Beiträge. Besonders im Sommer zieht der türkisblaue See Besucher nach Graubünden. Der Eintritt zur Badi am wunderschönen See kostet seit 2021 stolze 19 Franken pro Person. Wer aber in der Region übernachtet und eine Gästekarte bekommt, zahlt nur 8 Franken. So wurden die Tourismus-Ströme eingegrenzt.
Granada, Spanien
Die Alhambra-Festung auf dem Sabikah-Hügel von Granada zählte so viele Besucher, dass es zu stundenlangen Wartezeiten kam. Jetzt ist ein Ticketkauf vor Ort nicht mehr möglich. Touristen, die die Burg erleben wollen, müssen reservieren. Doch die Tour muss früh genug geplant sein, denn die Plätze sind Monate im Voraus ausgebucht.
Mykonos und Santorini, Griechenland
Im Sommer kommen täglich Fähren auf den Kykladen an und Millionen Touristen verbringen ihre Ferien auf den griechischen Inseln. Besonders beliebt: Mykonos und Santorini. Das Ministerium plant, gegen den Massentourismus vorzugehen. Indem das Zeitfenster, in dem die Fähren ankommen dürfen, verkleinert wird, sollen auch weniger Touristen kommen. Und: Es soll weitere Häfen geben, an denen Touristen anlegen. Noch wurden die Vorschläge nicht in Kraft gesetzt.