Goldene Jahreszeit
So schön ist Deutschland im Herbst

Von der sturmumtosten Ostsee bis zu goldgelben Weinhängen: Deutschland ist vielleicht nie so schön wie im Herbst. Reisejournalist Christian Bauer stellt seine drei Top-Reiseziele für die goldene Jahreszeit vor.
Publiziert: 09.10.2023 um 11:20 Uhr
|
Aktualisiert: 09.10.2023 um 11:24 Uhr
1/12
Unterfranken im Nordwesten Bayerns ist immer noch ein Geheimtipp. Im Herbst punktet die Region am Fluss Main mit ihren goldenen Weinbergen, tollen Wander- und Veloerlebnissen und gemütlichen Stunden in Gasthäusern.
Foto: Franken Tourismus
Christian Bauer
1

Unterfranken – Geheimtipp im Norden Bayerns

«Wolllense än Oobadsdn zu ihrem Mülla-Dhurgau?» Der unterfränkische Dialekt ist für Aussenstehende oft ein Mysterium. Und nein: Die Tatsache, dass hier im Nordwesten Bayerns keine harten Konsonanten gesprochen werden, liegt nicht an dem vorzüglichen Weisswein, der an den Hängen am Fluss Main wächst, sondern wohl an der Gemütlichkeit, welche den Franken eigen ist. Und diese Gemütlichkeit erlebt man kaum besser als in den Weinstuben der Region, in denen der lokale Müller-Thurgau, Silvaner oder Kernen auf den Tisch kommen, begleitet von deftigen Speisen, die jedem Trend für gesunde Ernährung widersprechen – aber umso leckerer sind.

Die Region Unterfranken befindet sich in der nordwestlichen Ecke Bayerns und reicht von der Stadt Aschaffenburg bei Frankfurt bis knapp nach Bamberg, das schon zu Oberfranken gehört. Lebensader ist der Main, an dessen Hängen der berühmte Frankenwein gedeiht. Gerade im Herbst sind die orangeroten Reben ein Fest für die Augen. Und ein Quell süffiger Freuden: Im Herbst kann man an vielen Stellen frische Sauser kaufen. Nebst Kulinarik bietet die Region Wanderwege und Velotouren entlang des Mainradweges sowie eine gehörige Portion Kultur: Würzburgs barocke Residenz hat es zum Unesco-Weltkulturerbe gebracht.

Tipp: Wer richtig fränkisch schlemmen möchte, sollte ins «Lämmle» in Würzburg gehen. Mitten in der Altstadt findet sich dieses typische Wirtshaus mit urchiger Atmosphäre. Hier gibt es auch den «Oobadsdn» vom Textanfang, einen bayerischen Käseaufstrich.

2

Fischland-Darss-Zingst – sturmumtoste Ostsee

Wenn eine Halbinsel einen so komplizierten Namen trägt wie Fischland-Darss-Zingst, dann deutet das auf zweierlei hin: Entweder handelt es sich um ein politisches Konstrukt oder um eine geografische Besonderheit. Beides trifft für die Halbinsel zwischen Rostock und Stralsund im Nordosten Deutschlands zu. Drei unabhängige Inseln wurden durch Unwetter, Sturmfluten und Sanddrift in den vergangenen Jahrhunderten schliesslich zu einer etwa 45 Kilometer langen Sichel, die sich zudem mit dem Festland verband.

Dramatisch und wild ist es hier im Herbst immer noch, wenn Stürme übers Land ziehen und die Wellen gegen das Steilufer peitschen. Dann ist es hier besonders schön – zumal haben dann die Feriengäste die Halbinsel verlassen und man kann Kilometer allein weit an der Küste entlangspazieren und sich den Wind um die Nase wehen lassen. Herrlich zum Abschalten. Zudem kann man im Herbst zwei Naturschauspielen beiwohnen: 60'000 Kraniche machen hier auf dem Weg nach Süden halt und im Küstenwald (Nationalpark) und auf den Dünen kämpfen die Hirsche um die Weibchen.

Tipp: Schönster Ort der Insel ist Ahrenshoop, wo sich viele Künstler niedergelassen haben. Den besten Kuchen des Städtchens gibt es in der Mühle.

3

Nationalpark Hainich – im Urwald Deutschlands

Deutschland ist gesegnet mit vielen grossen Waldgebieten. Knapp 30 Prozent des Landes sind mit Forst bedeckt. Einer der schönsten und ökologisch bedeutendsten ist der Hainich im Bundesland Thüringen – mit 16'000 Hektaren der grösste zusammenhängende Laubwald Deutschlands. Ein Grossteil der Fläche wurde zum Nationalpark und von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt. Denn hier hat sich Buchenurwald erhalten, der einst weite Teile Mitteleuropas bedeckte.

Wer durch den Hainich wandert (es wurden viele markierte Wanderwege angelegt), erlebt also einen Landstrich, wie er für unsere Vorfahren im Mittelalter alltäglich war. Wer mehrere Tage unterwegs sein will, sollte sich auf den Hainichlandweg aufmachen, der auf 130 Kilometern durch die Region führt. Einen interessanten Blick auf den Urwald bietet der Baumkronenpfad in der Nähe der Gemeinde Alterstedt. Gerade im Herbst, wenn Hunderttausende Bäume in allen erdenklichen Rot- und Gelbtönen leuchten, ist ein Spaziergang über den Kronen ein eindrückliches Erlebnis.

Tipp: Der Hainich ist umgeben von einigen malerischen Dörfchen und Städten, beispielsweise Bad Langensalza mit seinen Riegelhäusern und der Friedericken Therme, wo man sich in Moor- und Schwefelbädern gesund wellnessen kann. Ein Muss für Geschichtsfans ist ausserdem die Wartburg bei Eisenach, wo Martin Luther im 16. Jahrhundert mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche begann.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?