Mit dem Zug durch Teeplantagen tuckern
In wenigen Ländern der Welt ist das Zugfahren ein so sinnliches Erlebnis wie in Sri Lanka. Während die Züge in Europa immer effizienter werden und dadurch ihren Charme verlieren, fühlt man sich auf Sri Lanka in die Anfangsjahre des Zugfahrens zurückversetzt. Gebaut wurde die Eisenbahn von den Engländern im 19. Jahrhundert, um den Tee aus den Bergen zum Hafen in der Hauptstadt Colombo zu transportieren – ein Grossteil des Schienenmaterials stammt noch von anno dazumal. Der Sound ist fantastisch: Es rattert, quietscht und pufft, wenn die Dieselloks mit den indischen Waggons durch die Landschaft tuckern. Die schönste Strecke führt von der Stadt Kandy zum Dorf Ella im Bergland in der Inselmitte. Vorbei geht es an Teeplantagen, die sich die Berghänge wie Weinreben hochziehen.
Mein Tipp: Viele Teemanufakturen bieten Touren durch ihre Produktionsstätten an. Sehr interessant!
Adam's Peak: mit den Pilgern zu Buddhas Fussabdruck trekken
In Sri Lanka leben Buddhisten, Hindus, Christen und Moslems. So unterschiedlich die Religionen sein mögen, sie alle haben eines gemeinsam: Für sie ist der Berg Adam's Peak ein heiliger Ort. Die Vertiefung auf dem Gipfel repräsentiert für die Buddhisten den Fussabdruck Buddhas, für die Hindus den von Vishnu, für die Christen stampfte hier Apostel Thomas herum und laut islamischem Glauben berührte Adam hier die Erde, als er aus dem Paradies vertrieben wurde. Der Adam's Peak ist daher eines der wichtigsten Pilgerziele im südlichen Asien. In der Pilgersaison von Dezember bis Mai besteigen täglich Hunderte Gläubige den Berg.
Besonders eindrücklich ist der Sonnenaufgang auf dem 2200 Meter hohen Gipfel (Startzeit für den Aufstieg im Dörfchen am Fusse des Adam's Peak ist etwa um 2 Uhr nachts). Der Weg auf den Gipfel stellt keinerlei bergtechnische Anforderungen. Allerdings sind etwa 5500 Stufen zu erklimmen, was Knie und Sehnen beansprucht (Wanderstöcke mitnehmen!). Der Weg ist zudem gepflastert mit Teestuben, bei denen man sich verpflegen kann.
Mein Tipp: Ebenfalls lohnenswert ist der Sonnenuntergang auf dem Gipfel, wenn viel weniger Menschen unterwegs sind. Der Abstieg im Dunkeln stellt kein Problem dar, da der Weg durchgehend beleuchtet ist.
An einer religiösen Prozession teilnehmen
Die bevölkerungsstärkste Religion Sri Lankas ist der Buddhismus, dessen Glaube mit farbenfrohen Riten gefeiert wird. Besucher sind in den Tempeln willkommen und können den Zeremonien beiwohnen (wichtig sind eine passende Kleidung und ein zurückhaltendes Auftreten). Besonders feierlich geht es am Vollmond zu und her, wenn das ganze Land einen Feiertag begeht – und das jeden Monat. Vollmondnächte sind für Buddhisten wichtige Tage, sodass besonders viele Menschen in die Tempel gehen und Räucherstäbchen und Lotusblüten opfern.
Oft finden an diesen Tagen Umzüge, sogenannte Peraheras, statt, an denen geschmückte Elefanten, Tanzgruppen und traditionelle Musikgruppen durch die Strassen ziehen. Die bedeutendsten Peraheras finden im Februar in der Hauptstadt Colombo und im Juli und August in der Stadt Kandy statt.
Mein Tipp: Wer sich für den Buddhismus und deren Traditionen interessiert, sollte die Stadt Anuradhapura besuchen. Dort versammeln sich die Gläubigen jeden Abend unter dem heiligen Bodhibaum (ein Ableger des Bodhibaums aus Indien), singen Mantras und meditieren. Sehr ergreifend!
Anuradhapura: mit dem Velo durch die Geschichte sausen
Die Stadt Anuradhapura im nördlichen Flachland war knapp 1400 Jahre lang die Hauptstadt des Landes. Von 437 vor Christus bis 1017 nach Christus regierten die Könige von hier aus die tropfenförmige Insel. Dementsprechend wichtig ist die Stadt für das nationale Verständnis der Bewohner Sri Lankas. Die Wirren der Zeit überlebt haben die Stupas, gigantische Halbkugeln die mit ihrer weissen Farbe wie Berge aus dem grünen Dschungel herausragen.
Die religiösen Komplexe werden auch heute noch verehrt, sodass die «Sacred City», wie der historische Bereich genannt wird, nicht zu einem Museum verkommen ist. Besonders schön ist es, sich ein Velo zu mieten (die meisten Guesthouses und Hotels bieten Verleihvelos an) und von Stupa zu Stupa zu radeln, sich zwischendurch ein Rice and Curry zu gönnen und abends den Sonnenuntergang bei einer religiösen Zeremonie zu erleben.
Mein Tipp: In den Tempeln muss man die Schuhe ausziehen. Die Steine können in der Sonne allerdings sehr heiss werden. Deshalb unbedingt ein Paar Socken mitnehmen.
Sigiriya: den Sonnenuntergang über den Löwenberg erleben
Der vielleicht mystischste Ort Sri Lankas ist Sigiriya, der Tafelberg, der sich aus dem Dschungel erhebt. Auf dem Plateau befinden sich die Ruinen einer Festung, gebaut im 5. Jahrhundert beim Machtkampf zweier Familienmitglieder um den Thron. Die 36 US-Dollar Eintritt lohnen sich nur für wirkliche Geschichtsfreaks. Der Blick auf den Löwenberg (so genannt, weil einst ein gigantischer Löwe den Eingang schmückte) vom benachbarten Hügel Pidurangala (Eintritt nur 3 Franken) ist ohnehin eindrücklicher. Während viele Touristen den Miniberg zum Sonnenaufgang besteigen, bietet der Sonnenuntergang eine bessere Sicht, da abends weniger Luftfeuchtigkeit den Berg verschleiert.
Mein Tipp: Das kleine Dörfchen Sigiriya bietet viele Homestays, das sind Übernachtungsmöglichkeiten bei Familien. In diesem gechillten Ort kann man leicht mehrere Tage verbringen und sich beim gemütlichen Lebensrhythmus entspannen. Von hier aus bieten sich verschiedene Ausflüge an, darunter sind der Minneriya-Nationalpark mit seinen Elefanten und die Felsentempel der Stadt Dambulla.
Elefanten (aus der Ferne) bewundern
Etwa 5000 wilde Elefanten leben in Sri Lanka – eine relativ hohe Zahl in Anbetracht der Tatsache, dass die Insel nur 1,5-mal grösser ist als die Schweiz. Die Dickhäuter leben nicht nur in Nationalparks, sondern auch in weiteren Schutzgebieten, in denen auch Dörfer und landwirtschaftlich genutztes Land liegen. Um Landwirtschaft und Menschen zu schützen, wurden etwa 5000 Kilometer Elektrozäune gespannt. Konflikte zwischen Menschen und Tier gibt es aber immer wieder. In Sigiriya sollen Touristen deshalb in der Nacht nicht mit Velos umherfahren – es könnte ein wilder Elefant auf der Strasse stehen. Die Begegnung mit einem dieser majestätischen Tiere ausserhalb eines Nationalparks ist freilich Glücksache (und deshalb umso aufregender).
Wer sichergehen will, sri-lankische Elefanten zu sehen, sollte ein Nationalpark besuchen. Besonders gute Chancen hat man im Yala-Nationalpark im Süden, Minneriya-Nationalpark im Zentrum und der Wilpattu-Nationalpark im Nordwesten, der kaum von Touristen besucht wird.
Am Strand chillen
Nebst Kunst, Kultur und Wildlife sind es vor allem die Strände im Westen und Süden, die Touristen nach Sri Lanka locken. Die Infrastruktur ist dementsprechend gut mit vielen Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants und Aktivitäten an Land und auf dem Wasser. Schönste (und beliebteste) Beachdestinationen sind Mirissa Beach im Süden, die Region um die Stadt Galle im Westen (beispielsweise Unawatuna Beach) und Tangalle Beach im Süden. Wer den klassischen Bucketlist-Spots entfliehen will, kann sich auch in den Osten aufmachen: Die Strände um die Stadt Trincomalee werden kaum von ausländischen Touristen besucht – und bieten doch alles, was man für Badeferien benötigt.
Mein Tipp: Vor der Südküste Sri Lankas tummeln sich bis zu 27 Arten von Walen und Delfinen im Indischen Ozean – darunter auch der Grösste unter ihnen, der Blauwal. Chancen, den Giganten der Meere zu sichten, gelten hier als besonders gut. Die meisten Touren starten im Ort Mirissa.
Die innere Ruhe beim Ayurveda finden
In der westlichen Schulmedizin werden Krankheiten oft rein symptomatisch behandelt, im Gegensatz zu alternativen Heilmethoden, die auf eine Besserung der Ursachen abzielen – so auch beim Ayurveda, dessen Ursprünge im 2. Jahrtausend vor Christus in Indien liegen. Übersetzt bedeutet Ayurveda so viel wie «Lebensweisheit» und beinhaltet nicht nur das Behandeln von Krankheiten, sondern bietet einen ganzheitlichen Ansatz zu einer gesunden Lebensführung.
Mittlerweile hat sich die indische Heilslehre in der westlichen Welt zu einem Wellness-Trend abgeschwächt, in dem kaum noch originale Elemente der Lehre zu finden sind – in Sri Lanka, das sich einen Namen als Ayurveda-Destination gemacht hat, geht man stattdessen einen «Mittelweg»: Kuren sind für westliche Touristen angepasst, verfolgen dennoch einen ganzheitlichen Ansatz. Viele Resorts bietet zweiwöchige Aufenthalte an, bei denen man tägliche Massageanwendungen geniesst und einer persönlichen Diät folgen muss. Danach fühlt man sich «wie neu geboren».
Mein Tipp: In der Nebensaison (unserem Sommer) sind die Preise in den Ayurveda-Resorts besonders günstig.
Jaffna: den unbekannten Norden entdecken
Bis zum Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2009 war der Norden Sri Lankas für Touristen gesperrt. Und auch 15 Jahre später ist die Infrastruktur längst nicht so ausgebaut wie im Süden. Dementsprechend wenige Touristen verschlägt es hierher. Sprich, der Norden Sri Lankas ist ein Reiseziel für Individualisten, die abseits der ausgetretenen Pfade reisen wollen. Während im Süden die singhalesische Kultur vorherrscht, ist der Norden durch die Tamilen, den Hinduismus und die südindische Küche geprägt. Die Stadt Jaffna bietet sich als Basislager an, von wo aus man die Jaffna-Halbinsel mit seinen kleinen Dörfchen, den schönen Stränden und seinen grossen Tempeln erkunden kann.
Mein Tipp: Jaffna lässt sich mit dem Zug von der Hauptstadt Colombo erreichen – eine lange Fahrt voller schöner Zugmomente – nicht nur für «Bähnler».
Informationen
Anreise: Wie komme ich nach Sri Lanka?
Edelweiss Air fliegt in knapp 10 Stunden direkt von Zürich nach Sri Lanka. Zurück geht es mit dem Dreiecksflug mit einem Zwischenstopp auf den Malediven.
Einreise: Was sind die Einreise-Formalitäten?
Die Einreise ist unkompliziert. Für Ferien bis zu 30 Tagen wird kein Visum benötigt. Allerdings sollte man vor der Einreise eine digitale Einreisegenehmigung beantragen (Electronic Travel Authority), die einfach auszufüllen ist und schnell genehmigt wird. Die Kosten betragen 50 US-Dollar (Stand März 2024). Wer dieses Formular nicht zuvor online ausgefüllt hat, muss am Flughafen in Colombo ein «Visa on Arrival» beantragen, was etwas Geduld erfordert. Zudem muss eine «Arrival Card» ausgefüllt werden. Dies kann auch im Voraus elektronisch erfolgen.