Bodø – das Tor zu Norwegens Norden
Bodø hat es gerade so geschafft: Die 52'000-Seelen-Stadt liegt knapp 80 Kilometer nördlich des Polarkreises. Das heisst: Im Winter steht hier die Sonne im dunkelsten Tag nicht einmal eine Stunde über dem Horizont, was die Region zur idealen Destination zum Nordlicht-Watching macht. Im Juni dagegen schwebt die Sonne 24 Stunden lang am Himmel – eine Zeit voller Energie, ausgiebigen Feiern und Outdoor-Aktivitäten im milchigen Licht der Nacht: Wandern, Kanufahren, Schwimmen.
Bodø wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, so dass sich die Stadt eher nordisch-pragmatisch präsentiert – eine gemütliche Altstadt sucht man hier vergebens. Dennoch verzeichnet Bodø eine der stärksten Zuwachsraten Norwegens. Die Lebensqualität ist trotz der sehr nördlichen Lage exzellent. Dazu trägt auch ein grosses Kulturangebot mit Museen, Veranstaltungen und Festivals bei, das in diesem Jahr seinen Höhepunkt erreicht. Im Rahmen der Nominierung zu Europas Kulturhauptstadt 2024, werden in Bodø und Umgebung 1000 kulturelle Veranstaltungen geboten.
Thematisch strukturiert werden die Events durch die vier Jahreszeiten und ihrer Charakteristiken am Polarkreis: das Frühlingserwachen, die Mitternachtssonne, die Herbststürme und das arktische Licht des Winters. Ein Schwerpunkt des Programms ist die Kultur der Samen, der indigenen Bevölkerung im Norden Skandinaviens, mit Theateraufführungen, bildender Kunst, Storytelling und einem eigens eingerichteten Museum. Das aussergewöhnlichste Event ist «The Cave», die Höhle – ein Saxofonkonzert unter Wasser, bei dem die Zuhörer qualifizierte Taucher sein müssen.
Tipp: In der Nähe von Bodø befindet sich der Saltstraumen, der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Eine Fahrt durch die Wirbel mit einem Zodiac, einem starken Schlauchboot, ist ein Abenteuer.
Informationen
Hinkommen: Nach Bodø geht es mit dem Flugzeug (Umsteigen in Oslo), dem Zug ab Trondheim oder mit dem Postschiff ab der Stadt Bergen, das von den Reedereien Hurtigruten und Havila angeboten wird.
Informationen: www.bodo2024.no
Tartu – Estlands Stadt der Küsse
Schon mal von der Stadt Tartu gehört? Sehr wahrscheinlich nicht, denn die zweitgrösste Stadt Estlands ist noch ein wahrerer Geheimtipp im Nordosten Europas. Zur Zeit des Kalten Krieges allerdings galt Tartu als wichtiges Ziel bei der Verteidigung des Westens: Etwas ausserhalb der Stadt lagerten die Russen Atomwaffen, welche den Rest Europas in kürzester Zeit erreicht hätten. Mittlerweile sind die Atomsprengköpfe verschwunden und auf dem Gelände des Militärflughafens ist das estnische Nationalmuseum entstanden (sehenswert!) – ein schönes Symbol für eine friedlichere Welt.
Und das zu einer besseren, versöhnlicheren Welt nicht nur Diplomatie gehört, sondern auch das Küssen, weiss man in Tartu schon lange: Wahrzeichen der Stadt ist die Skulptur «Küssende Studenten» auf dem Rathausplatz, dem Zentrum der Altstadt. Jene Studenten (es sind etwa ein Fünftel der 100'000 Einwohner) sorgen auch dafür, dass das Nachtleben und die Kultur in verschiedenen Facetten schillern und pulsieren. Bei einem Besuch sollte man sich unbedingt durch die Nacht feiern. Und was gehört sonst noch zu einem Besuch dazu? Ein Bummel durch die schmucke Altstadt und eine Stippvisite in dem Stadtteil mit dem spassigen Namen «Suppenviertel». Wo einst die ärmere Bevölkerung lebte, haben sich historischen Holzhäuser erhalten – ebenso wie die Strassennamen nach Gemüsesorten, woher sich der Name «Suppenviertel» ableitet.
Während des Kulturhauptstadtjahres werden in Tartu und dem Süden Estlands 350 Projekte mit insgesamt 1000 Events realisiert. Thema des Jahres ist «The Art of Survival», die Kunst des Überlebens. In allen erdenklichen Kunstformen und Disziplinen soll dabei auf die Fähigkeiten, Wissen und Werte eingegangen werden, mit denen die Menschen eine bessere Zukunft gestalten können. Und natürlich darf dabei das Küssen nicht fehlen: Bei Event «Kissing Tartu» wird bei Eurovision-Songs fleissig geknutscht.
Tipp: Wer Tartu besucht, sollte ein paar Tage in der charmanten estnischen Hauptstadt Tallinn einplanen – eine der schönsten im Nordosten Europas.
Informationen
Hinkommen: Mit dem Flugzeug von Zürich direkt nach Tallinn. Weiter gehts mit Bus oder Bahn nach Tartu.
Informationen: www.tartu2024.ee
Bad Ischl und das Salzkammergut
Die dritte Kultur-«Hauptstadt» setzt sich aus den 23 Gemeinden des Salzkammerguts in Österreich zusammen. Die historische Region, die sich über Teile der heutigen Bundesländer Oberösterreich, Salzburg und Steiermark erstreckt, ist ein wahrer Tausendsassa alpiner Freuden. Von leicht gewellten Mittelgebirgen bis zum Hohen Dachstein mit knapp 3000 Metern Höhe reicht das Spektrum. Der Tourismus fokussiert denn auch auf Outdoor-Erlebnisse, von leichten Wanderungen, alpinen Klettertouren bis hin zum Paragliden. Und dank der vielen Seen ist das Salzkammergut auch eine beliebte Sommerdestination zum Baden und Sonnen.
Und obwohl der Landstrich eher zu den unbekannteren Regionen Österreichs zählt, hat es ein Ort auf die Bucketlist internationaler (insbesondere asiatischer) Reisender geschafft: Das 700-Seelen-Dörfchen Hallstatt gilt als eines der schönsten Österreichs und wird jährlich von mehreren Hunderttausend Besuchern überflutet.
Hallstatt ist zudem Unseco-Welterbe – dank der Salzvorkommen (daher der Name der Region Salzkammergut) hatte sich hier eine fortschrittliche, eisenzeitliche Kultur entwickelt, deren Überbleibsel man noch heute findet. Salz brachte der Region ihren Reichtum und garantierte gleichzeitig den Austausch mit anderen Kulturen. Dadurch haben sich rege Traditionen herausgebildet, die auch heute noch leidenschaftlich bewahrt werden.
Das Kulturhauptstadt-Programm vereint diese Traditionen mit modernen Impulsen. Hunderte Veranstaltungen im Bericht bildende und darstellender Kunst, Fotografie oder Kulinarik werden in allen 23 Gemeinden im laufenden Jahr unter vier Themenbereichen abgehalten. «Macht und Tradition» fokussiert auf Geschichte und Traditionen der Region, «Kultur im Fluss» untersucht die Veränderungen der kulturellen Identitäten, «Sharing Salzkammergut» blickt auf den Einfluss des Tourismus auf die Region und «Globalokal» beleuchtet die Problematik der ländlichen Regionen als Lebensort zukünftiger Generationen.
Tipp: Wer schon mal in der Region ist, sollte auch ein, zwei Tage in Salzburg einplanen. Die barocke Stadt ist eine Augenweide, in der man herrlich bummeln und shoppen kann. Und natürlich sollte man Wolfgang Amadeus Mozart einen Besuch abstatten. Das Musikgenie verbrachte seine Jugend in der Stadt.
Informationen
Hinkommen: Mit dem Zug aus der Schweiz direkt nach Salzburg. Von dort weiter mit regionalem ÖV
Informationen: www.salzkammergut-2024.at