Foto: Christian Bauer

Unterwegs in den USA
Roadtrip zum Glück

Bei einem Roadtrip im Westen der USA geht es vor allem um eines: das Gefühl von Freiheit und Glück. Eine Reise zu Alt-Hippies, verschlafenen Motels und pünktlichen Grauwalen.
Publiziert: 03.07.2019 um 13:42 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2019 um 14:39 Uhr
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Unendliche Weite: Ein Roadtrip durch den Westen der USA.
Foto: Christian Bauer
Von Christian Bauer

«Das Gedanken sind frei», singt Holly inbrünstig in fast perfektem Deutsch. Wer kümmert sich um Grammatik, wenn es um ein Lebensgefühl geht? Die Mittfünfzigerin trällert von Liebe, Frieden und Freiheit – die ewigen Themen der Flower-Power-Generation. Uns hat es in die einstige Hippie-Hochburg Mendocino an der Pazifikküste in Nordkalifornien verschlagen. Ein kleines Küstendorf mit wenigen Bars, romantischen B&Bs und herrlichem Sandstrand. Auch wir erfüllen uns den alten Aussteigertraum-Traum von unbegrenzter Freiheit – vier Wochen mit dem Auto durch den Westen der USA.

Grenzenlose Freiheit in den USA

3000 Kilometer von der Casinostadt Las Vegas durch das Death Valley, den Yosemite Nationalpark nach San Francisco, dann weiter auf dem Highway 101 an der Pazifikküste entlang Richtung Norden, durch den Bundesstaat Oregon bis nach Seattle WA. Wer in Amerikas Westen zu einem Roadtrip startet, sucht vor allem eines: das Gefühl vom unbeschwerten Leben. Sich treiben lassen, am Roadside-Diner Hamburger futtern, in einfache Motels absteigen, Rodeo-Cowboys anfeuern und nachts um 2 Uhr im Walmart gigantische Portionen Chocolate Chip Icecream kaufen.

Würden wir es nicht selbst erleben, wir fühlten uns wie in einem klischeehaften Roadmovie aus den 60er-Jahren. Oder einem Western: Die Relikte aus dem «Wilden Westen» und den Goldrausch-Zeiten Ende des 19. Jahrhunderts finden sich hier allerorten. Wie in der Geisterstadt Bodie, die in der kargen Höhe der Sierra Nevada vom harten Leben der Goldsucher erzählt. Die Situation ist gruslig: In den ehemaligen Saloons liegen Spielkarten auf dem Tisch, in der Schule prangen noch Rechenaufgaben an der Tafel, im Dorfladen stehen Konserven im Regal. Gänsehauteffekt.

San Francisco - Sex, Drugs und Flowerpower

Ein Kribbeln anderer Art durchfährt Mike 300 Kilometer weiter westlich. Der Neu-Hippie hockt in San Franciscos Stadtteil Haight-Ashbury und kaut auf psychedelischen Pilzen herum. «Hey Bruder, wir haben hier den besten Stoff der Welt», schwärmt er mit glasigen Augen. Dass wir darauf verzichten, kann er nicht verstehen. Vor 50 Jahren entstand hier die Hippie-Bewegung, die mit Musik, freier Liebe und LSD die Welt retten wollte. Aus Mikes Handy scheppert Janis Joplin. Fast könnte man meinen, er sei ein bezahlter Schauspieler. «Willst du nicht doch ein paar Pilze?»

Freilich, das Blumenkinder-Image ist zur Marketing-Strategie verkommen, dennoch hat die Bewegung ihre Spuren hinterlassen: Eine neue Studie bestätigt San Franciscos Ruf als liberalste Stadt Amerikas.

Unbändige Natur

«Frisco» ist die letzte City für die nächsten 1000 Kilometer. Nach der Golden Gate Bridge (auf der wir vor lauter Staunen fast einen Stau verursacht hätten) gibt es am Highway 101 nur Dörfer, die verträumt am Meer kleben, 100 Meter hohe Wow-Effekt-Mammutwälder und Elche, die durch Campingplätze schlappen.

Und Grauwale, die auf Kommando erscheinen. «Wenn ich in drei Minuten keinen Wal sehe, finde ich das Kaff doof», schimpfe ich in Depoe Bay, das sich damit rühmt, dass man Wale vom Parkplatz aus sehen kann. Ein Whale Watching Drive Thru, sozusagen. Kaum gesagt, taucht ein grauer Riesenkoloss prustend aus dem Wasser auf, als wolle er das Image der Region retten. Das ist ganz grosses Kino – so wie die gesamte Pazifikküste im Nordwesten der USA.

Die Küste ist rau und kantig. Mächtige Wellen rollen auf das Ufer zu, ein steifer Wind treibt die Sandkörner vor sich her. Im Meer dümpeln zackige Felsformationen, die aberwitzige Namen tragen. Elefantenkopf, Gesichtsfelsen. Am Strand sitzen, die Füsse im Sand vergraben, und die Haare im Wind wehen lassen – das hat etwas zutiefst Beglückendes.

Unendliche Ruhe

Weltklasse-Sehenswürdigkeiten gibt es hier im Norden nicht, Highlights sind Natur und Ruhe: Die Touristenmassen tummeln sich im südlichen Kalifornien wie Hollywood, Santa Barbara & Co. Hierher kommt, wer dem Mainstream entfliehen möchte. Und wer nichts dagegen hat, den Bikini gegen einem Fleecepulli zu tauschen. Kalte Meeresströmungen lassen die Temperaturen purzeln und Nebel aufsteigen. Das gehört zum Charme – ebenso die verschlafenen Dörfer.

Das historische Zentrum von Bandon-by-the-Sea in Oregon besteht aus zwei Strassen, ein paar Geschäften und einem Irish Pub. Mittelpunkt ist die Imbissbude «Tony’s Crabshack» am Hafen, wo es die beste Krebssuppe «Crab Chowder» gibt. Wer möchte, fängt die grossen Taschenkrebse direkt an der Hafenmauer und lässt sie von Tony zubereiten. Eine Idylle aus vergangenen Zeiten – oder doch ein Film? Viele der Orte dienten schon als Filmkulisse. 

Unser Roadtrip endet in Seattle im Bundesstaat Washington. Nach dem beschaulichen Leben an der Küste müssen wir uns erst wieder an Menschenmassen und Autostau gewöhnen. Die Stadt ist in Partystimmung. Es ist der 4. Juli – Nationalfeiertag zur Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung von 1776. Darin heisst es, jeder Mensch habe das Recht auf Freiheit und auf die Suche nach Glück. Passender könnte unser Roadtrip nicht enden: War das nicht unser Motto?

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