Der Ohrwurm «Get your Kicks on Route 66» geht uns nicht mehr aus dem Kopf, als wir im Auto die Vorstädte Chicagos durchfahren. Auf welches Abenteuer haben wir uns da bloss eingelassen? Ein wenig verrückt müsse man schon sein, so eine Reise zu machen, meinte am Tag vor dem Start der Grenzbeamte am Flughafen.
Rund 4000 Kilometer werden wir in den nächsten drei Wochen am Steuer sitzen – Richtung Santa Monica an der Pazifikküste. Eine Reise durch acht US-Staaten (Illinois, Missouri, Kansas, Oklahoma, Texas, New Mexico, Arizona, Kalifornien) und über drei Zeitzonen – auf der legendären Route 66.
Von Chicago nach Los Angeles
Oder besser gesagt auf jenen Asphaltstücken, die noch nicht zerbröseln. Denn die offizielle Route 66 gibts seit 1985 nicht mehr. Der Niedergang begann schon in den Jahrzehnten zuvor, als die neugebauten Autobahnen das Reisen immer schneller und bequemer machten. Das Ende der «Mother Road» – wie John Steinbeck die Route 66 in seinem Klassiker «Früchte des Zorns» nannte – war damit besiegelt. Doch der Mythos aus Lebensgefühl und der Sehnsucht nach Freiheit war stärker. Schon bald gründeten Menschen entlang der Strasse Vereinigungen, die sich dem Erhalt der Route 66 verschrieben. Zwar ist die Strasse heute keine durchgehende Verbindung mehr, aber wer sich die Mühe nimmt, findet gut erhaltene Abschnitte.
Natur und amerikanische Kultur
Im ersten Teil führt die Route durch hügelige, grüne Landschaften mit riesigen Mais- und Sojafeldern. Hinein in typische amerikanische Kleinstädte, die sich kaum voneinander unterscheiden. Die Herzlichkeit der Bewohner fällt auf, den Klischees zum Trotz. Egal, ob im Restaurant, Motel oder an der Tankstelle: Alle wollen wissen, was uns Ausländer denn hier in die Provinz verschlägt. Erklären wir’s, spürt man sofort die Begeisterung, und es öffnen sich Extra-Türen – wie zum Beispiel im Coleman Theatre in Miami (Oklahoma), wo wir eine Führung erhalten, obwohl es eigentlich geschlossen ist.
Natur und amerikanische Kultur
Landschaftlich interessant wird die Strecke ab Oklahoma. Langsam bemerkt man den Übergang in die wüstenhafte Region von Texas, New Mexico, Arizona und später in die Mojave-Wüste in Kalifornien. Und das Gefühl, endlich in Santa Monica angekommen zu sein und am Pier auf die Weite des Ozeans zu blicken, ist genial. Zurück bleiben viele positive Erinnerungen an den Charme der kleinen Motels und Diners, an Begegnungen mit Originalen, die wohl jetzt noch erzählen würden, wenn wir nicht hätten weiterfahren müssen. Aber eines steht fest: Wir haben unsere «Kicks» auf der Route 66 gefunden.
Praktische Tipps für Route 66
- Schlafen: Beliebt bei Filmstars
Hollywood-Grössen wie Humphrey Bogart oder John Wayne logierten während Filmdrehs im El Rancho Hotel in Gallup (New Mexico). Die Lobby ist voll mit Erinnerungsstücken. DZ ab 100 Dollar. - Hinkommen: Mit Gabelflügen
Die meisten grossen Fluggesellschaften Europas haben sowohl Startort Chicago als auch den Endpunkt Los Angeles in ihrem Streckennetz. Von der Schweiz aus bietet beispielsweise die Swiss Direktverbindungen an. - Essen: Das Riesen-Steak
Hungrige besuchen die Big Texan Steak Ranch in Amarillo (TX). Wer es schafft, ein 2-Kilo-Steak samt Beilagen (Shrimp-Cocktail, Folienkartoffel, Salat, Brot) innert einer Stunde zu essen, bezahlt nichts. Wer scheitert, legt 72 Dollar auf den Tisch. - Reiseführer: Auf der Originalroute
Es ist sehr hilfreich, wenn man eine möglichst detaillierte Routenbeschreibung zur Hand hat. Das Buch «USA: Route 66» (um 20.50 Fr.) überzeugt mit präzisen Beschreibungen und Übersichtskarten der Strasse. - Filmtipp: «Cars»-DVD
Der Animationsfilm aus dem Jahr 2006 ist eng mit der Geschichte der Route 66 verknüpft. Unbedingt anschauen.
Aufs Bike schwingen und einfach losbrettern: Ein Roadtrip auf zwei Rädern ist ultimative Freiheit. Wir haben die acht epischsten Touren herausgesucht, von gemütlichen Spazierfahrten in Nordengland bis hin zu Abenteuern am Himalaya.
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