Bei Kindern ist das Ertrinken die zweithäufigste Unfall-Todesursache. Auch dieses Jahr gab es schon tragische Badeunfälle. Dieses Wochenende musste ein Kleinkind in Olten in kritischem Zustand ins Spital geflogen werden. In Zug musste ein Mädchen (6) nach einem Badeunfall hospitalisiert werden. Dabei lassen diese sich meistens verhindern.
Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) erklärt gegenüber Blick, worauf du beim Baden mit Kindern achten musst – und woran du erkennst, dass etwas nicht stimmt.
Darum sind Kinder gefährdet
Viele denken, Kinder seien nur deshalb gefährdet, weil sie nicht so gut schwimmen können. Zwar stimmt das in manchen Fällen. Doch auch die Physik birgt ein grosses Risiko – insbesondere bei Kleinkindern. «Sie haben im Vergleich zum Körper einen relativ schweren Kopf. Daher können schneller überkippen und sich oft auch nicht von allein aufrichten», erklärt Christoph Merki (41), Mediensprecher von der SLRG. Kleine Kinder können somit selbst in sehr flachen Gewässern wie etwa einem Planschbecken ertrinken, wenn sie nach vorne fallen.
Zudem kann ein fehlender Orientierungssinn Kindern zum Verhängnis werden. Denn: «Die Fähigkeit, Gefahren einzuschätzen und vorausschauend zu handeln, entwickelt sich erst mit rund zehn Jahren», erklärt Merki.
Wie lassen sich Unfälle verhindern?
Die Sicherheit der Kinder hängt somit vor allem von den Aufsichtspersonen ab. Um Unfälle zu vermeiden, gilt bei Kleinkindern: Eltern sollten sie immer im Auge behalten, stets in Griffnähe bleiben und Ablenkungen wie etwa das Handy vermeiden. Bei älteren Kindern kann je nach Schwimmfähigkeit mehr Freiraum gelassen werden. Dennoch sollten Eltern aufmerksam bleiben.
Um Unfällen vorzubeugen, ist es zudem wichtig, Kindern den richtigen Umgang mit Wasser beizubringen. Denn: Gute Schwimmfähigkeiten mindern das Ertrinkungsrisiko. Merki rät, dem Nachwuchs das Wasser so früh wie möglich unter Aufsicht nahezubringen. Beispielsweise durch Wasserspiele oder durch professionelle Schwimmkurse für Babys und Kinder.
Zudem empfiehlt der Experte: «Man sollte sich immer an die Bade- und Flussregeln der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG halten und seinen gesunden Menschenverstand einsetzen.» In offene Gewässer sollte man sich mit Kindern zudem erst wagen, wenn sie gut und sicher schwimmen können und nach einer guten Vorbereitung und mit der richtigen Ausrüstung.
Wie sicher sind Schwimmflügeli?
Viele Eltern denken, Schwimmflügel seien die ultimative Sicherheitsgarantie für Kinder. Doch Merki sagt ganz klar: «Eine Schwimmweste ist immer besser». Denn: Schwimmflügel können abfallen oder Luft verlieren. Ausserdem halten sie nur die Arme über Wasser und lassen ein Überkippen nach vorne zu.
«Schwimmwesten sitzen hingegen fest und halten Kinder in einer sicheren Position über Wasser», so Merki. Um diesen Job zu erfüllen, müssen sie aber passen – und idealerweise über einen Schrittgurt verfügen. Dieser verhindert, dass die Weste hochrutscht. Des Weiteren sollte die Auftriebskraft der Weste auf das Gewicht des Kindes abgestimmt sein. Am besten lassen Eltern sich daher im Fachgeschäft beraten.
Brenzlige Situation erkennen
Zwar geht ein Ertrinken in Filmen meist mit einem Hilferuf und Gerangel im Wasser einher. Doch im echten Leben passieren tragische Unfälle überwiegend lautlos – besonders, wenn Kleinkinder untergehen.
Merki erklärt, wieso: «Wenn Kinder überkippen und mit dem Kopf im Wasser hängen, dann gibt es keinen Laut und kein Geschrei, sie liegen reglos im Wasser, da sie noch nicht wissen, wie sie sich retten können». Somit ist es durchaus möglich, dass Kinder direkt neben ihren Eltern ertrinken – ohne dass diese etwas bemerken. Ein reglos treibendes Kind sollte somit für jeden ein Warnsignal sein.
Was tun, wenn ich mein Kind nicht finde?
Um zu verhindern, dass Kinder verloren gehen, sollte schon vorab ein Notfall-Treffpunkt mit dem Nachwuchs festlegt werden. Geht ein Kind dennoch verloren, dann zählt jede Sekunde. Merki empfiehlt: «Wichtig ist, Ruhe zu bewahren und sich intensiv nach dem Kind umzuschauen. Auch den Bademeister sollte man umgehend informieren.» Zudem kann es hilfreich sein, anderen Badegästen Bescheid zu geben. Wie sieht das Kind aus? Was für Kleidung trägt es? Die anderen Badegäste können dann bei der Suche helfen.