Turin hat es nicht leicht. Millionen Menschen pilgern zwar derzeit in die Stadt, um dem Turiner Grabtuch zu huldigen, doch die Eleganz der einstigen Kapitale übersehen die meisten.
Warum Turin besuchen?
Die Stoffbahn mit den vermeintlichen Umrissen des gekreuzigten Jesu ist eine Sensation, die Turin regelmässig auf die Titelseiten der Weltpresse spült. Kaum verschwindet das heilige Leinen wieder im Safe, versinkt die Hauptstadt des Piemont in die touristische Bedeutungslosigkeit. Die Besuchermassen zieht es in die nahen Alpen oder in die Weinberge des Barolo. Völlig zu Unrecht, denn Turin ist ein Geheimtipp. In der schachbrettartigen Innenstadt schlendert man durch 18 Kilometer Arkadengänge, vorbei an opulenten Palästen, Weltklassemuseen und grosszügigen Plätzen. Turins Altstadt ist ein barockes Juwel voller Pracht und Prunk der ehemaligen Herrscherfamilie der Savoyer, die Turin zur strahlenden Residenz ihres Reiches ausbauten (1563 bis 1861).
Dennoch behält Turin hartnäckig das Image einer öden Industriestadt. 1899 gründete Giovanni Agnelli senior hier den Autokonzern Fiat. Doch die Zeit der rauchenden Schlote ist Vergangenheit, in Turin werden nur noch wenige Autos zusammengeschweisst. Die leeren Industrieanlagen wurden in Art-Spaces und Konferenzzentren umgewandelt und haben neuen Raum für kreative Köpfe geschaffen.
Moderne Architektur gibt dem alten Glanz neuen Pep. Doch nicht alles wandelt sich – zum Glück. Dem Herzstück ihres Lebensgefühls frönen die Turiner ungebrochen: dem Feierabend-Schlummi. Man trifft sich mit Freunden in den Bars, um bei einem Wermut, der hier vor 200 Jahren erfunden wurde, den Abend zu geniessen.
Musik und Sport
Der Eurovision Song Contest findet dieses Jahr vom 10. bis 14. Mai in Turin im Valentinopark statt und steht in diesem Jahr unter dem Motto Frieden. Die Popstars Mika und Laura Pausini werden den ESContest in Turin moderieren. Zusammen mit dem TV- und Radiomoderator Alessandro Cattelan sind die beiden die Gastgeber des Wettbewerbs in Italien.
Noch etwas steht zweifelsohne fest: Der Fussballverein Juventus Turin wird für Begeisterungsstürme bei den Tifosi sorgen. Die Touristen können währenddessen die folgenden Sehenswürdigkeiten besichtigen.
6 Highlights in Turin
- Mole Antonelliana
Das Wahrzeichen der Stadt ist ein eigenwilliges Bauwerk. Von der Aussichtsplattform (die Mole war einst das höchste Gebäude Europas) hat man einen herrlichen Blick auf Stadt und Alpen. Im Innern ist eines der weltbesten Filmmuseen.
www.museocinema.it
- Santa Sindone – das Grabtuch
Ob Christ oder Atheist: Das Grabtuch mit den Konturen eines gefolterten Menschen ist ein tiefes Erlebnis. Fake oder Original? Niemand kann die Entstehung erklären. Noch bis zum 24. Juni im Dom (Foto unten) zu sehen. Eintritt frei, Anmeldung für einen Time-Slot erforderlich.
www.sindone.org
- Oval Lingotto
Die Produktionshalle von Fiat war einst die grösste Autofabrik der Welt: 500 Meter lang, fünf Stockwerke hoch mit einer kilometerlangen Teststrecke auf dem Dach (Foto unten). Nach der Schliessung gestaltete Stararchitekt Renzo Piano den Komplex in ein Kultur-, Shopping- und Konferenzzentrum um.
- Palazzo Reale
Als die französischstämmigen Savoyer Herren über das Piemont wurden, bauten sie die Stadt Turin im 16. Jahrhundert zur strahlenden Residenz aus. Im Palazzo Reale kann man vorzüglich im einstigen Reichtum schwelgen. Der Palast ist ein architektonisches und künstlerisches Highlight.
- Museo Egizio
Nach dreijährigem Umbau hat das ägyptische Museum wieder seine Tore geöffnet. Es ist nicht nur das älteste seiner Art, sondern enthält die grösste Sammlung altägyptischer Kunst ausserhalb Kairos.
www.museoegizio.it
- Caffè San Carlo
Viele Turiner Caffès brühen seit dem 19. Jahrhundert Ristretto und Co. – alleine dafür lohnt sich die Reise. Als schönstes Kaffeehaus gilt das Caffè San Carlo in dessen Räumen man sich fühlt wie in einem Palazzo.
Barocke Arkadengänge, Vitello tonnato und ein umstrittenes Grabtuch – es gibt viele Gründe, die piemontesische Metropole nicht einfach links liegen zu lassen.
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