Lissabon, Portugal – Fado-Klängen lauschen
Im November wird es in Lissabon keine 20 Grad mehr und ab und zu fällt ein Regenschauer vom Himmel. Egal. Denn dafür erlebt man die portugiesische Hauptstadt ohne Touristen – ideal für authentische Eindrücke. Beispielsweise im malerischen Viertel Alfama, wo der melancholische Fado nicht mehr nur für Besucher aufgeführt wird, sondern für die lokale Bevölkerung. Ein besonderes Erlebnis. Und auch die Tram 28, die sich fotowirksam durch die Altstadt schlängelt und mittlerweile zu einem Instagram-Star geworden ist, ist zu ihrem ursprünglichen Nutzen zurückgekehrt: ein öffentliches Transportmittel. Und natürlich kann man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise das Jerónimos-Kloster und der Torre de Belém, beide Unseco-Welterbestätten, jetzt ohne lange Schlangen erleben.
Tipp: Ein Besuch bei «Pasteis de Belém» ist ein Muss – das legendäre Café serviert die originalen Pastéis de Nata seit dem Jahr 1837. Das Rezept ist selbstverständlich geheim. Warm serviert, mit Zimt und Zucker bestäubt, gehören sie zu den besten Dessert-Leckereien Europas.
Ebenfalls eine Reise wert: die nordportugiesische Stadt Porto.
Edinburgh, Schottland – melancholische Schönheit
Im nass-kalten November nach Schottland? Unbedingt! Denn wenn der Nebel durch die Gassen der schottischen Hauptstadt wabert, hat Edinburgh einen ganz besonderen Zauber. Zugegeben: Man muss etwas zur Melancholie neigen, um diesen morbiden Charme zu geniessen. Dann könnte man im Dunkeln auf eine Ghost-Tour gehen, bei der man von Geistern und Gespenstern hört. Passend dazu gibts anschliessend einen Whiskey in der Bar «The Last Drop», dort wo einst die Hinrichtungen stattfanden. Über der Bar am Grassmarket erhebt sich die Burg auf einem ehemaligen Vulkankegel. Das Schloss bietet nicht nur eine beeindruckende Aussicht, sondern auch Einblicke in Schottlands bewegte Geschichte, einschliesslich der Kronjuwelen und des sagenumwobenen Stone of Destiny, auf dem die schottischen Könige gekrönt wurden.
Tipp: Schottland hat eine lange Tradition im Geschichtenerzählen – vielleicht liegt es an den gemütlichen Pubs? An der Royal Mile, der Hauptstrasse der Altstadt, befindet sich das Scottish Storytelling Center. Regelmässig werden hier Erzählabende veranstaltet.
Venedig, Italien – endlich ohne Touristen
Des Öfteren habe ich behauptet, dass man Venedig von seiner Bucketlist streichen sollte – ausser im November und Anfang Dezember. Während die Lagunenstadt sonst einem Irrenhaus voller rücksichtsloser Touristen gleicht, gewinnt La Serenissima, die Durchlauchtigste, ihre geheimnisvolle Schönheit zurück. Dann sind für einmal die etwa 50'000 Einwohner der historischen Altstadt unter sich, dann tänzeln die Gondeln vertäut auf den Wellen des Canale Grande und in den Gassen dominiert das Italienische. Zwar ist das Wetter in der Adria im November feucht und kalt – aber das nimmt man gerne in Kauf, um die schönste Stadt der Welt ohne Besucheransturm und Kreuzfahrtschiffe zu geniessen. Nichts wie hin!
Tipp: Zu dieser Zeit ergattert man auch noch Tickets für das Teatro La Fenice, eine der berühmtesten Opern Italiens. Ein Abend hier, in einem der prachtvollen Logenplätze, entführt in eine Welt, die an die Pracht Venedigs erinnert, als die Lagunenstadt die reichste Handelsstadt der Welt war.
Auch sehenswert im November: Mailand, Florenz und Rom.
Sevilla, Spanien – Sonne und Wärme
Es heisst, Sevilla sei von keinem Geringeren als Herkules gegründet worden. Nun, ob der antike Halbgott zwischen seinen Heldentaten wirklich Zeit fand, Andalusiens prächtigste Stadt aus dem Boden zu stampfen, bleibt dem Reich der Legenden überlassen. Was jedoch kein Mythos ist: Sevilla ist ein wahres Schmuckstück unter Europas City-Destinationen, deren Mischung aus Geschichte, Kultur und gaumenerfreuenden Genüssen jeden Reisenden verzaubert.
Und dann ist da noch das Wetter. Mit über 300 Sonnentagen im Jahr macht die 680'000-Seelen-Metropole auch im nördlichen Winter zum perfekten Trip für ein verlängertes Weekend.
Tipp: Ein echtes Erlebnis ist ein Besuch in der Casa de la Memoria, einem kleinen Kulturzentrum, das traditionelle Flamenco-Aufführungen in intimer Atmosphäre zeigt. Hier erlebt man Flamenco hautnah – mit authentischer Musik und Tänzen, die die Seele Andalusiens zum Ausdruck bringen.
Auch sehenswert im November: Madrid, Barcelona und Bilbao.
Provence, Frankreich – 365 Tage lang schön
Ich finde, die südfranzösische Provence ist die schönste Region Europas. Insbesondere im Spätherbst, wenn auch die letzten Touristen verschwunden sind. Die sanften Hügel und Weinberge sind in herbstliche Farben getaucht, und die Region zeigt sich von ihrer genussvollen Seite. Märkte bieten saisonale Spezialitäten wie Trüffel, Oliven und Kastanien. Städte wie Aix-en-Provence und Avignon, die im Sommer oft stark frequentiert sind, erscheinen jetzt ruhiger und authentischer. Insbesondere das Luberon-Gebirge mit seinen charmanten kleinen Dörfern, die auf Hügelkuppen thronen und atemberaubende Ausblicke bieten, ist im November eine Reise wert.
Tipp: Der Wochenmarkt in Apt, der jeden Samstag stattfindet, ist ein wahres Fest der Sinne. Er ist bekannt für lokale Produkte wie Lavendelhonig, Ziegenkäse und frische Trüffel und zieht im Herbst auch regionale Winzer an, die ihre Weine zur Verkostung anbieten.