Der Eiffelturm – nur von weitem schön
Der Eiffelturm, erbaut für die Pariser Weltausstellung im Jahr 1889, ist eine Meisterleistung der Ingenieurskunst. Erbauer Gustave Eiffel (1832–1923) hat mit dem damals 310 Meter hohen Eisenturm das höchste Bauwerk der damaligen Welt erschaffen. Natürlich ist der Eiffelturm eine der faszinierendsten Sehenswürdigkeiten der Welt – und eignet sich bestens für Instagram-Shots. Dennoch ist ein Blick von einer der Aussichtsplattformen (insgesamt gibt es drei Etagen) völlig überbewertet. Der Grund: Ein Blick über Paris ist nur dann komplett, wenn der Eiffelturm zu sehen ist.
Mein Tipp: Von der Aussichtsplattform des Turms Montparnasse (beim gleichnamigen Bahnhof) mit knapp 200 Meter Höhe hat man ebenfalls eine fantastische Aussicht auf die französische Hauptstadt, inklusive des Eiffelturms. Zweiter Pluspunkt: Die Tickets für den «Tour Montparnasse» sind selten ausverkauft und günstiger als die Spitze des Eiffelturms.
«Mona Lisa» – klein und mühsam
Die «Mona Lisa» von Leonardo da Vinci (1452–1519) ist das berühmteste Gemälde der Kunstgeschichte – und eine riesige Enttäuschung. Zweifelsohne ist das Porträt vom Beginn des 16. Jahrhunderts ein Meisterstück der Malerei. Studien zur Maltechnik, dem geheimnisvollen Lächeln und der porträtierten Frau füllen ganze Bibliotheken. Und genau das ist das Problem: Die Mona Lisa ist so berühmt, dass man als Besucher riesige Erwartungen hat – und dann enttäuscht vor dem kleinen Bild steht. Die Mona Lisa misst gerade mal 77 auf 53 Zentimeter und wirkt damit im grossen Ausstellungsraum ziemlich verloren. Dazu kommen Menschenmassen, die sich im Zickzack wie beim Check-in am Flughafen anstellen, um einen kurzen Blick auf das Gemälde zu werfen.
Mein Tipp: Das Louvre-Museum ist eines der eindrücklichsten Museen der Welt. Die Bandbreite der Exponate reicht von der Antike bis zum 19. Jahrhundert. Hier gibt es viel Grossartiges zu bestaunen, beispielsweise die «Venus von Milo», die «Nike von Samothrake» und weitere geniale Gemälde von Leonardo da Vinci. Die Mona Lisa kann man sich also sparen.
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Champs-Élysées – Bahnhofstrasse meets Stadtautobahn
Warum die Avenue des Champs-Élysées, wie die Prachtstrasse im Original heisst, so berühmt ist, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht liegt es am schönen Chanson «Les Champs-Élysées» vom amerikanisch-französischen Sänger Joe Dassin (1938–1980) aus dem Jahr 1969, der ein Welthit wurde. In Realität besitzt die achtspurige Strasse so viel Charme wie die Autobahnumfahrung Zürichs. Hier schiebt sich eine hupende und stinkende Blechlawine durch Paris. Auch die Allee an den Bürgersteigen sorgt nicht für ein wohliges Flanierfeeling. Zudem sind die Cafés und Restaurants völlig überteuert. Auch wenn einige Luxusmarken ihre Flagship-Stores an der Champs-Élysées betreiben, bestimmen hier mittlerweile internationale 08/15-Ketten das Bild.
Mein Tipp: Paris ist eine herrliche Stadt zum Spazierengehen und Flanieren. Dazu muss man sich nur durch die vielen Strassen treiben lassen – insbesondere am linken Ufer der Seine ist das Sich-Treiben-Lassen besonders schön.
Montmartre – Kulisse wie im Disneyland
Natürlich ist der Hügel von Montmartre mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen, den vielen Cafés und Bistros und den Malern auf den Plätzen malerisch und romantisch. Das Problem: Hier wird ein Klischeebild von Paris kreiert, das an Inszenierungen im Disneyland erinnert. Ein Beispiel sind die Maler, die auf dem Place du Tertre ihre Bilder verkaufen oder Porträts anfertigen. Sie halten das Image von Montmartre als Künstlerviertel hoch, das der Stadtteil wegen seiner günstigen Mieten im 19. Jahrhundert war. Aber eben: Das alles ist schlussendlich nur Show.
Mein Tipp: Ein ähnliches Feeling, aber ohne die Touristenmassen, hat das kleine Quartier Butte aux Cailles auf der linken Seite der Seine.
Quartier Latin – kein Gourmethimmel
Das Viertel Quartier Latin am linken Seine-Ufer gegenüber der Kathedrale Notre Dame ist bekannt für seine vielen Restaurants – allerdings hauptsächlich bei Touristen. Darum ist die Qualität der Speisen bestenfalls okay, aber keinesfalls hervorragend (von einigen Glückstreffern mal abgesehen). Insbesondere sollte man Restaurants mit günstigen, mehrgängigen Menüs meiden. Das ist Geldmacherei auf Kosten der Qualität.
Mein Tipp: In Paris kann man freilich «essen wie Gott in Frankreich». Ausserhalb der Touristenhotspots schlemmt man auch in einfachen Bistros hervorragend, wie beispielsweise im Viertel Charonne in der Nähe des legendären Friedhofs Père-Lachaise.