Los Angeles – die Hollywood-Metropole ist völlig überbewertet
Was hatte ich mir nicht alles erträumt von meinem Besuch in Los Angeles: Flanieren auf dem «Hollywood Walk of Fame», Promi-Spotting, Sonnuntergang am Griffith-Observatorium, Selfie am Rodeo Drive. Alles schön und gut. Dennoch war Los Angeles einer der grössten Reise-Enttäuschungen meines Lebens. Die Stadt ist ein Moloch. Der so berühmte «Walk of Fame» befindet sich an einer lauten Strasse in einer uncharmanten Gegend, die Autobahnen sind permanent verstopft (die Distanzen sind so weit, dass man mit dem Auto unterwegs sein muss), zudem wird in Los Angeles die soziale Misere Amerikas so deutlich wie kaum sonst im «Land der unbegrenzten Möglichkeiten».
Amerika hat ein grosses Obdachlosenproblem, das sich mit der Corona-Krise verstärkt hat. Die armen Menschen zieht es wegen des milden Klimas vermehrt nach Kalifornien. Der Kontrast zwischen dem grenzenlosen Reichtum (beispielsweise in Beverly Hills) und der Armut in den Zeltsiedlungen, an denen man auch in den touristischen Gebieten vorbeikommt, ist nicht einfach zu verkraften.
Mein Tipp: In Kalifornien gibt es einige lohnende City-Destinationen. Beispielsweise das südlich gelegene San Diego hat einer charmanten Downtown, und natürlich San Francisco, das zu den schönsten Städten Amerikas zählt.
Maspalomas, Gran Canaria – Spaniens unkontrollierte Bauwut
Der grösste Touristenmagnet von Gran Canaria ist das kleine Dünenfeld im Süden des Landes, das aussieht wie eine Miniatur-Sahara. Dort befindet sich zugegebenermassen einer der schönsten Sandstrände der Kanarischen Inseln – dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich an den Ferienort. Aber Maspalomas, in dem sich die meisten Hotels und Resorts befinden, ist hässlich. Hier zeigen sich die Auswüchse unkontrollierter Bauwut, wie man sie oft in Spanien an den touristischen Stranddestinationen beobachten kann, in all seiner Scheusslichkeit. Eine charmante Beach-Stimmung kommt hier nicht auf. Abseits von Strandort Maspalomas ist Gran Canaria eine herrliche Insel mit charmanten Dörfchen, versteckten Badebuchten und tollen Wandermöglichkeiten.
Mein Tipp: Ich empfehle die sieben Kanarischen Inseln als Destinationen für Aktivferien. Meiner Meinung nach findet man schönere Strandziele rund um das Mittelmeer, die zudem schneller zu erreichen sind.
Venedig – eine Hassliebe
Die Eleganz des Markusplatzes, die bröckelnden Fassaden der Palazzi an den Kanälen und die überbordende Kunst in jeder Kirche: Venedig ist eine der faszinierendsten und malerischsten Städte der Welt. Ich kenne kaum einen anderen Ort, der es mit dem Flair von Venezia aufnehmen kann. Umso mehr schmerzt es mich, dass La Serenissima, die Durchlauchtigste, zu einem Disney World verkommen ist. Seit den 1950er-Jahren haben weit mehr als 100'000 Menschen das historische Zentrum verlassen. Vergangenes Jahr fiel die Einwohnerzahl zum ersten Mal in der Geschichte unter 50'000. Übernommen haben Massen an Touristen, die die Stadt in ein Freilichtmuseum verwandeln, in dem kaum noch ein lebendiges, authentisches Herz pulsiert.
Mein Tipp: Norditalien hat einige sehr schöne, historische Städte zu bieten, die sowohl Kunst und Kultur als auch italienisches Dolce Vita bieten. Darunter sind Verona, Padua und Bologna.
Cancún – Traumstrand trifft Betonwüste
Cancún ist die wichtigste Stranddestination Lateinamerikas. Hunderttausende Europäer, Amerikaner und Kanadier jetten jährlich an die Ostküste Mexikos für ihre Dosis Sonne, Strand und Party. Die «zona hotelera», die Hotelzone (schon der Name verheisst nichts Gutes) auf einer Landzunge ist etwa 20 Kilometer lang und nur wenige Hundert Meter breit. Am Sandstrand gibt es nichts zu meckern – ausser vielleicht das Seegras, das zwischen Frühling und Herbst teilweise angeschwemmt wird und bestialisch stinkt. Allerdings reiht sich auf diesen 20 Kilometern ein Hotelkomplex an den nächsten: eine verbaute Betonwüste. Zu den Frühlingsferien der US-amerikanischen Universitäten herrscht hier zudem Ausnahmestimmung: Dann kommen die Studenten nach Cancún für «party, drugs and sex».
Mein Tipp: Eine alternative Beach-Destination zu Cancún ist das etwas weiter südlich gelegene Städtchen Playa del Carmen, das meiner Meinung nach mehr Charme besitzt. Ausserdem lohnt sich eine Reise in die Region vor allem für den Besuch der Halbinsel Yucatán, die Maya-Ruinen und schöne Kolonialstädte zu bieten hat.
Jamaika – ausser Bob Marley nicht viel los
Seit meiner Jugend liebe ich Bob Marleys Reggae-Songs. Bin ich schlecht drauf, boostern «This Is Love», «The Sun Is Shining» oder «Three Little Birds» meine Stimmung. Um so mehr freute ich mich, als ich eine Einladung bekam, nach Jamaika zu reisen. Aber Bob Marleys Heimat hat mich nicht vom Hocker gerissen: Die Strände sind schön, aber nichts Besonderes, das hochgepriesene Jerk-Chicken schmeckt fad und den Ortschaften fehlt es an Flair. Und vor allem: Die Lebensweise ist mir zu stark von Amerika beeinflusst. Es lohnt sich nicht, um den halben Globus zu fliegen, um Jamaika zu besuchen – insbesondere nicht, wenn man hauptsächlich Beach-Ferien geniessen will. Da gibt es nähere und schönere Ziele.
Mein Tipp: Wirklich eine Reise wert ist dagegen Kuba, das ebenso schöne Strände bietet, aber mit einer spannenden Geschichte, aussergewöhnlichen Kultur und seinem legendären Vintage-Charme auftrumpfen kann.
Ägypten – Touristenfallen am laufenden Meter
Vor den Pyramiden muss man im Leben mal gestanden und auch die Tempelanlagen von Luxor oder Abu Simbel sollte man mal gesehen haben – zu eindrücklich sind die Überbleibsel der Alten Ägypter. Aber die Weltwunder kommen mit einer bitteren Note daher: Touristenfallen, überhöhte Preise und nervige Verkäufer. In jedem aussereuropäischen Land versuchen Händler, Taxifahrer und Co. den Touristen etwas mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Das gehört dazu. Aber in Ägypten ist das Gebaren so unverschämt und aggressiv, dass es die gesamte Ferienstimmung ruinieren kann.
Ich kenne kein Land der Welt, in dem Touristen so behandelt werden. Sogar die englische Schriftstellerin Agatha Christie beschreibt dieses Verhalten in ihrem Krimi «Tod auf dem Nil» schon im Jahr 1937! Wer nach Ägypten reist (die Strände am Roten Meer sind übrigens sehr schön), muss sich darauf einstellen, oft abweisend zu reagieren, um in Ruhe gelassen und nicht über den Tisch gezogen zu werden. Schade.
Mein Tipp: Wer die arabisch-islamische Kultur erleben will, sollte nach Marokko reisen. Dort hat der Staat mit Gesetzen durchgegriffen, sodass man (fast) unbehelligt durch Marrakesch, Fez oder Chefchaouen schlendern kann.