Woher kommt der Weihnachtsmarkt?
«Der Konsum-Rummel wird jedes Jahr schlimmer!» Die Klage über die angebliche Kommerzialisierung des Fests der Geburt Christi erklingt, alle Jahre wieder, mindestens seit 200 Jahren. Denn schon im 19. Jahrhundert war der Besuch eines Weihnachtsmarkts ein fröhlicher Familienevent, mit Lichterglanz und Körben voller Geschenken und Süsswaren. In dieser Zeit gab es schon ein städtisches Bürgertum, eine Mittelklasse, die über die Freizeit und das Geld verfügte, dem vorweihnachtlichen Shopping zu frönen.
In der Zeit davor, etwa seit 1300, waren die Vorläufer der heutigen Weihnachtsmärkte eher karge Veranstaltungen – viele dauerten bloss einen Tag – und die Händler boten Sachen für den täglichen Bedarf wie wollene Unterhosen, vor allem aber Fleisch. Im November, als das Vieh genug auf den Rippen hatte, wurde geschlachtet, und in der kalten Jahreszeit hatten die Leute, Marktbeschicker wie Kunden, mehr Zeit übrig – schliesslich lag die Feldarbeit jetzt brach.
Die schönsten Weihnachtmärkte in Deutschland 2024
| Wo | Wann |
1 | Nürnberger Christkindlesmarkt | 29.11 - 24.12 |
2 | Stuttgarter Weihnachtsmarkt | 27.11 - 23.12 |
3 | Striezelmarkt Dresden | 27.11 - 24.12 |
4 | Weihnachtsmarkt Aachen | 22.11 - 23.12 |
5 | Leipziger Weihnachtsmarkt | 26.11 - 23.12 |
6 | Weihnachtsтzauber Gendarmenmarkt Berlin | 25.11 - 31.12 |
7 | Weihnachtsmarkt in Bremen | 25.11 -23.12 |
8 | Weihnachtsmarkt Erfurt | 26.11 - 22.12 |
9 | Weihnachtsmarkt in Ludwigsburg | 26.11 - 22.12 |
10 | Christkindlmarkt in München | 25.11 - 24.12 |
11 | Weihnachtsmarkt und Weihnachtswald Goslar | 27.11 - 30.12 |
12 | Weihnachtsmarkt am Kölner Dom | 18.11 - 23.12 |
13 | Weihnachtsmarkt Frankfurt am Main | 25.11 - 22.12 |
14 | Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt | 26.11 - 22.12 |
15 | Weihnachtsmarkt Lübeck | 25.11 - 30.12 |
16 | Weihnachtsmarkt Stuttgart | 27.11 - 23.12 |
17 | Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus in Hamburg | 25.11 - 23.12 |
18 | Rothenburger Reiterlesmarkt | 29.11 - 23.12 |
19 | Heidelberger Weihnachtsmarkt | 25.11 - 22.12 |
20 | Internationaler Weihnachtsmarkt Essen | 15.11 - 23.12 |
Kinderspielzeug und Flitterkram werden Mode
Erst im 14. Jahrhundert erlaubte man daher allmählich auch Herstellern von weniger nützlichen Produkten auf den Märkten Buden aufzustellen: Spielzeugmachern, Korbflechtern oder Zuckerbäckern. Verkäufer von Marroni, Nuss und Lebkuchen zogen nach und fanden eine begeisterte Kundschaft – ein Zeichen dafür, dass sich nun auch breitere Schichten etwas gönnen wollten und konnten.
Anfang des 17. Jahrhunderts kamen geschnitzte Weihnachtskrippen aus Italien auf, Verkaufshits wie die Zinnfiguren für Kinder, die jetzt total hip wurden. Die Bedenkenträger sahen das damals schon mit Unbehagen und geisselten den Trend, Christi Geburtswerk mit Flitterkram und Zuckerwerk zu entweihen. Doch verhallten ihre Rufe weitgehend ungehört – und das ist bis heute so geblieben.
Christkindlmarkt am Marienplatz - München
Eine stimmungsvollere Kulisse als der imposante Rathausturm lässt sich schwerlich vorstellen. Der grösste und älteste Christkindlmarkt in München wurde 1310 als Nikolaimarkt erstmals urkundlich erwähnt und gehört somit zu den ältesten Weihnachtsmärkten. Im Jahre 1806 wurde der Nikolaimarkt in Christmarkt umbenannt. Seit 1972 hat der Markt nach mehrmaligen Standortwechseln seinen Stammplatz am Marienplatz gefunden. Im Laufe der letzten Jahre ist die Veranstaltungsfläche erheblich ausgedehnt worden. Mit seinen etwa 140 Marktständen freut er sich heute auf rund drei Millionen Besucher aus aller Welt. Neben dem umfangreichen kulinarischen Angebot gehört zu seinen Attraktionen der fast 30 Meter hohe Christbaum mit rund 2.500 Lichtern, der jedes Jahr von einer anderen Ortschaft gespendet wird.
«Strezelmarkt» in Dresden
1434 zum ersten Mal als «Strezelmarkt» erwähnt, schmückt sich der Dresdner Markt mit dem Titel «ältester Weihnachtsmarkt Deutschlands». Um 1500 wurden hier erstmals «Christbrote uff Weihnachten» an die Bürger verkauft. Der weltberühmte Dresdner Christstollen verdankt seine mürbe Konsistenz dem Papst Innozenz VIII (1432–1492). Zu seiner Zeit galt das kirchliche Verbot, vor Weihnachten – aus Fastenzeitgründen – in Backwerken Butter zu verarbeiten. Der Kurfürst Ernst von Sachsen und sein Bruder Albrecht baten den Heiligen Vater, das noch mal zu überdenken. Tatsächlich hob er 1491 das Butter-Verbot auf – allerdings gegen Zahlung eines kleinen Butter-Ablasses an die Kirche. Der echte Stollen trägt heute ein Siegel, denn es versuchen sich auch viele Nachahmer daran. Ansonsten ist der Markt bekannt für Weihnachtskunsthandwerk aus dem Fichtelgebirge.
Weihnachten in Nürnberg
Kein Plastik-Tannreis und keine falschen Chläuse, keine Buden im Chalet-Stil, keine Endlosschleifen-Beschallung mit Weihnachtsliedgut – die Stadtverantwortlichen von Nürnberg halten auf Tradition und verbieten jeglichen modernen Tand. Dem Angebot kommt das zugute. Bis heute basteln alte Heimarbeiterinnen im Sommer Zwetschgenmännle und Rauschgoldengel, die dann auf dem Christkindlesmarkt ihre Käufer finden. Die Umgebung ist so altfränkisch, wie sie nur sein kann, unendlich viel krummes Fachwerk mit Butzenscheiben, und in Gasthäusern sitzen sie dicht gedrängt und schmausen Fränkischen Sauerbraten und würzige Nürnberger Bratwürstle, im Sechserpack serviert. Der Markt war anno 1628 mit 150 Buden schon gross. Heute sind es mit 203 gar nicht so viel mehr. Attraktionen sind der separate Kinder-Teil und der internationale Bereich mit Spezialitäten aus der ganzen Welt.