Charlie Chaplin ist auferstanden. Genauer: Der Megastar war niemals tot. Charlie Chaplin ist der bekannteste Filmschaffende der Cinemageschichte, ein Mythos zwischen Hanoi und Hollywood. Noch 100 Jahre nach seinen ersten Stummfilmen sind seine Streifen und Rollen Leinwandevergreens. Nun hat der grosse Künstler sein eigenes Museum. Und das, zum Glück für alle Schweizer Cineasten, in Corsier-sur-Vevey am Genfersee. Hier lebte Chaplin mit Frau Oona und den acht Kindern ab 1952 in dem Herrenhaus «Manoir de Ban» oberhalb des Dorfes.
Chaplin liebte die Schweiz
Die Wahl der Schweiz als Wohnort traf Chaplin allerdings nicht freiwillig. Im Herbst 1952 reiste Chaplin nach London, um seinen Film «Rampenlicht» (Limelight) zu promoten. Einen Tag nach der Abreise wurde ihm die Aufenthaltsgenehmigung für die USA entzogen. Das FBI beschuldigte ihn, ein Kommunist zu sein. Ein Freund zeigte ihm daraufhin das Schweizer Anwesen – es war Liebe auf den ersten Blick. Was als Katastrophe begann, wurde für Chaplin und seine Familie schlussendlich zum Glücksfall: Die Schweizer Jahre waren die fröhlichsten in Chaplins Leben.
«Wir lieben die Schweiz jeden Tag mehr», sagte der Stummfilmstar einst. Dass das Museum in seinem ehemaligen Wohnhaus am 16. April eröffnet wurde, war kein Zufall: Es wäre der 127. Geburtstag des Künstlers gewesen, der am 16. April 1889 als Charles Spencer Chaplin das Licht der Welt erblickte. Das Museum zu seinen Ehren einzurichten, ein 55-Millionen-Projekt, gestaltete sich zunächst schwierig, es dauerte 16 Jahre von der ersten Idee bis zur Realisierung.
Ein Museum wie ein Filmset
Das Ergebnis ist des Komikers und Showmans würdig: Das Museum erinnert in grossen Teilen an ein Filmset, an eine Kulisse. Im ersten Teil der Schau wird Chaplins filmisches Schaffen und seine unverwechselbare Komik thematisiert. In einem neu erbauten Gebäude erwachen die schönsten Filmszenen mit Wachsfiguren und nachgebauten Sets zum Leben: die wackelnde Hütte aus «Goldrausch», die Zahnräder aus «Moderne Zeiten» und der Friseursalon aus «Der grosse Diktator» etwa.
Ergänzt wird die Filmschau durch Bildschirme, auf denen die berühmtesten Shots zu sehen sind. Die Installationen sind interaktiv, so dass der Besucher Teil der Inszenierung wird, unbegrenzte Möglichkeiten für Selfies also. Zu Beginn wird der Besucher in eine Londoner Strasse des 19. Jahrhunderts geführt, eine Reminiszenz an Chaplins Blockbuster «Easy Street» von 1917 und auch eine Anspielung auf seine Kindheit. Chaplin, Kind zweier Schauspieler, verbrachte Teile seiner Kindheit in Armen- und Waisenhäusern in London. Passend zu seiner ärmlichen Herkunft erschuf Chaplin seine Paraderolle, den «Tramp» mit Melone, übergrossen Schuhen, ausgebeulter Hose und dem Zweifingerschnurrbart. Ein Vagabund, dessen grosses Herz weltweit berührte.
Einblicke in das Privatleben Chaplins erhalten die Besucher im ehemaligen Wohnhaus. Die Bibliothek, in der der Künstler an Filmskripts und seiner Autobiografie arbeitete, Wohn- und Speisezimmer und schliesslich das Schlafzimmer, in dem er 1977 starb, sind zu sehen. Andere Räume wurden zu Ausstellungsräumen umfunktioniert.
Museum oder Themenpark?
Handelt es sich bei «Chaplin’s World» nun um einen Themenpark oder ein Museum? Diese Frage kann auch Museumsdirektor Jean-Pierre Pigeon nicht endgültig zu beantworten: «Wir denken, dass der Begriff ‹Chaplin’s World› dieses neue Museums-Erlebnis- Art am besten beschreibt.» Zweifelsohne ist «Chaplin’s World» ein Must-See und wird sich zu einem grossen Publikumsmagneten entwickeln, der weit über die Grenzen der Schweiz ausstrahlt. Nach dem etwa vierstündigen Besuch bleibt dennoch ein Wunsch offen: mehr Authentizität und Tiefgang auch zu kritischen Stationen im Leben Chaplins im Haupthaus. Den Wunsch nach einem Einblick in das Privatleben sieht man auch daran, dass sich die Besucherströme immer dort stauen, wo der Mensch Chaplin greifbar wird – bei Filmclips aus seinem Privatleben, vor Fotos von der Familie, vor den originalen Oscars oder den berühmten Tramp-Schuhen.
Unser Tipp: Wer nach dem Themenpark-Museums-Hybrid dem grossen Künstler eine persönliche Aufwartung machen möchte, sollte Chaplins Grab auf dem kleinen Dorffriedhof von Corsier-sur-Vevey besuchen. Ein würdiger Abschluss eines intensiven Chaplin-Tages.
Öffnungszeiten
Täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr geöffnet (ausser 25. 12. und 1. 1.).
Preise
Erwachsene (ab 16): 23 Franken; Kinder (von 6 - 15): 17 Franken; Kinder (jünger als 6): freier Entritt; Familienpass (4 Personen): 68 Franken.
Öffnungszeiten
Täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr geöffnet (ausser 25. 12. und 1. 1.).
Preise
Erwachsene (ab 16): 23 Franken; Kinder (von 6 - 15): 17 Franken; Kinder (jünger als 6): freier Entritt; Familienpass (4 Personen): 68 Franken.