Vor 1,6 Millionen Zuschauern wurde am 7. Mai das neue Kreuzfahrtschiff Aidaprima getauft - mit einem Jahr Verspätung. Die Fertigstellung des neuen Flaggschiffs von Aida Cruises in der Mitsubishi-Werft in Nagasaki, Japan, hatte sich immer wieder verzögert. Bei einer Schnuppertour auf der Nordsee konnte BLICK das Kreuzfahrtschiff testen.
Erster Eindruck
Wenn man im Hafen vor dem Schiff steht, fällt zunächst seine Grösse auf: 300 Meter lang, 37 Meter breit und 18 Stockwerke hoch. Da wirken die umliegenden Häuser klein. Damit ist die Aidaprima das grösste Schiff der Aida-Flotte, die nun insgesamt 11 Schiffe umfasst.
Passagierzahlen
Insgesamt haben auf dem Schiff 3300 Passagiere Platz, dazu kommen 900 Mann Besatzung.
Neuerungen
- Auffälligste Neuerung sind der Beach Club und das Activity-Deck Four Elements: zwei riesige Wintergärten, in denen permanent tropische Temperaturen herrschen. Nachts wird der Beach Club mit seinen zwei Bars und einem Pool bei Livemusik zum Party-Spot. Aida Cruises bewirbt das neue Schiff mit einer «Schönwettergarantie». Die Aidaprima fährt als erstes europäisches Schiff ganzjährig auf einer einwöchigen Städtetour ab Hamburg. Die Frage bleibt: Bieten die Indoor-Bereiche für 3000+ Passagiere bei schlechtem Wetter genügend Platz? Auf unserer Mini-Kreuzfahrt waren 2000 Menschen an Bord bei herrlichem Sonnenschein. Sprich, die Masse hat sich grosszügig auf dem ganzen Schiff verteilt. Bei Schlechtwetter und voller Gästezahl scheint der wettergeschütze Bereich zu eng. Aber das muss sich zeigen.
- Das Patio-Deck: ein exklusiver Bereich, in dem sich nur Passagiere, die eine sogenannte Patio-Suite gebucht haben, aufhalten dürfen. Somit schafft Aida mehr Exklusivität für Passagiere, die Ruhe wünschen.
Freizeitaktivitäten
Auf der Aidaprima gibt es viel Auswahl an Aktivitäten: Fitnessbereich, Volleyball/Basketballfeld, Joggingrunde, Minigolf, Klettergarten,Rutschbahn (beides im Four Elements), Fitness- und Sportkurse, Pool. Der Fitnessbereich ist ordentlich gross, der eingezeichnete Joggingparcour um das Heck des Schiffes wirkt doch eher wie ein Marketing-Gag. Wer Outdoor-Sport treiben will, wird sich vor allem auf dem Basketballfeld wiederfinden. Zudem werden Workshops angeboten (Kochen, Cocktailmixen, Blumenbinden usw), die wir in der kurzen Zeit allerdings nicht testen konnten.
Wellness
Der Wellnessbereich, der sogenannte Body & Soul Organic Spa, wurde vergrössert und hat nun eine Gesamtfläche von 3100 Quadratmetern. Dazu gehören Liegeflächen, Sonnendeck, Saunalandschaft und Behandlungsräume (Behandlungen mit Aufpreis). Der Bereich ist angenehm und hell, das Personal zuvorkommend. Highlight waren die vier Relax-Liegen mit Chilout-Musik (sehr entspannend) und das Saunieren mit Blick aufs Meer. Termine für Massagen waren in den zwei Tagen nur noch in Randzeiten zu bekommen. Die Benutzung der Sauna ist auf anderen Aida-Schiffen kostenlos. Neu muss man für den gesamten Spa-Bereich einen Aufpreis von 29 Euro/Tag bezahlen.
Kabinen
BLICK war in einer Verandakabine «Komfort» untergebracht. Das Zimmer ist mit 24 - 37 Quadratmetern für zwei Personen gross genug. Ein Plus sind der begehbare Kleiderschrank, der genügend Platz bietet, um alles Gepäck zu verstauen, sowie der etwa 6 Quadratmeter grosse Balkon. Insgesamt gibt es 14 Kabinenkategorien. Darunter auch Verandakabinen «Komfort» mit unterschiedlichem Design (extra Platz, getrennte Dusche und WC). Manche Kabinen haben zusätzlich zur Veranda noch einen Wintergarten (Lanaikabinen), die Suiten sind bis zu 115 Quadratmeter gross. Insgesamt gibt es 1643 Zimmer.
Kulinarik/Bars
Von den 12 Restaurants und 3 Snack-Bars sind 5 All-Inklusive-Restaurants. Neu ist die Tim-Mälzer-Kochschule, in der Passagiere die Kreationen des TV-Kochs nachkochen können. Insgesamt gibt es 15 Bars auf dem Schiff. Das Essen in den Buffet-Restaurants ist gut, wie man es von einem Buffet erwartet. Qualitativ hochwertiger isst man in den A-la-Carte-Restaurants. Die Crevetten im französischen French Kiss waren ausgezeichnet, ebenso das dry-aged Steak im Buffalo Steak House. Etwas enttäuschend war das Frühstück im asiatischen Restaurant East Restaurant. Anders als erwartet, gab es dort kein asiatisches Frühstück, sondern nur ein Standard-Angebot. Dafür schmeckt die Currywurst im Imbiss Scharfe Ecke wie in Berlin. Das Angebot an Drinks und Cocktails in den Bars ist gut und preislich fair.
Entertainment
Für das Theatrium, den grossen Theatersaal in der Mitte des Schiffes, sind fünf unterschiedliche Shows vorgesehen. Im Beach Club gibt es jeden Abend Beachparty, im Nightfly Nachtclub-Entertainment. Im Discodeck D6 wird klassische Disco geboten. Der schönste Platz zum Feiern ist der Beach Club, wo man (bei Schummerbeleuchtung) tatsächlich vergessen kann, dass man auf einem Schiff ist.
Preisbeispiel
Zum Zeitpunkt der Recherche kostete die einwöchige Städtetour (London, Paris, Rotterdam, Brüssel, Hamburg) vom 2. bis 9. Juli auf der Aida-Homepage in der Innenkabine ab 1150 Franken (ohne Anfahrt). Eine Verandakabine schlägt mit 1606 Franken zu Buche. Die Preise variieren allerdings je nach Termin und Buchungsstand. Im Preis inbegriffen: All-Inklusive in den Buffet-Restaurants, Kids Club, Trinkgelder und Sportangebote. Zu diesen Kosten kommen noch zusätzliche Ausgaben für Bargetränke, Wellness, Workshops oder Landgänge dazu.
Kritikpunkte
Passagiere kritisieren die Eintrittsgebühren für die Sauna und das neuartige Reservierungssystem für Essenszeiten in den Buffet-Restaurants (auf anderen Schiffen kann man ohne Anmeldung jederzeit Essen gehen).
BLICK-Fazit
Ganz gemäss der Aida-Philosophie ist die Aidaprima ein Mehrgenerationenschiff, das die Bedürfnisse von Kindern (Kids Club) und Erwachsenen unterschiedlichsten Alters abdeckt. Die Aidaprima wird (trotz der genannten Kritikpunkte) alle Aida-Fans begeistern. Für Kreuzfahrt-Neulinge werden die vielen neuen Features sicherlich Anreiz sein, mal eine Kreuzfahrt auszuprobieren. Es bleibt abzuwarten, ob das Konzept, das ganze Jahr ab Hamburg zu starten, aufgehen wird.
Weitere Informationen unter www.aida.ch