Auf einen Blick
Die Schweiz ist ein reiches Land – auch reich an Trüffeln. Jährlich verkaufen Trüffelproduzenten in der Deutschschweiz gut 50 Kilogramm Trüffel. Viele Trüffeljäger begeben sich aber nicht allein auf die Suche. Ihr Vierbeiner ist meist mit von der Partie. Was es zu beachten gilt, wenn du dich mit dem Familienhund auf die Suche nach dem «schwarzen Diamanten» begeben willst, erläutert Stefan Spahr (56), Präsident des Schweizer Trüffelproduzenten-Vereins.
Blick: Herr Spahr, kann ich mit einem Chihuahua auf Trüffelsuche gehen?
Stefan Spahr: Ja, grundsätzlich kann jeder Hund zum Trüffelsuchhund ausgebildet werden. Sogar ein Chihuahua. Diese Rasse ist aber aufgrund ihrer kleinen Konstitution auch auf kleinere Gebiete eingeschränkt.
Es kommt also nicht auf die Rasse an.
Nein, viel wichtiger sind die individuellen Eigenschaften wie Konstitution, Alter, Motivation und Konzentrationsfähigkeit. Hunde mit starkem Jagdtrieb lassen sich leicht ablenken, zum Beispiel durch Wildfährten. Junge Hunde wiederum sind lernbegieriger als ältere.
Und mit Konstitution meinen Sie die Grösse, wie beim Chihuahua?
Genau, aber auch andere körperliche Merkmale spielen eine Rolle. Hunde mit einer flachen Schnauze, wie der Mops oder die französische Bulldogge, können beim intensiven Schnüffeln schnell müde werden oder sogar überhitzen.
Gibt es noch andere Anzeichen, woran ich erkenne, dass mein Hund ein Talent zur Trüffelsuche hat?
Ein Talent zeigt sich oft durch Interesse am Spielen und die Orientierung am Menschen. Familien- und Hütehunde haben meist gute Voraussetzungen, weil sie gerne mit Menschen arbeiten. Wichtig ist auch, dass der Hund Bewegungsfreiheit hat. Ein Hund, der nur an der Leine bleibt und selten Gerüche erkunden kann, wird sich schwer, tun, die gezielte Sucharbeit zu lernen.
Wie bringe ich meinem Hund das Trüffeln bei?
Eigentlich ist es ganz einfach, man trainiert mit dem Hund und Übungstrüffeln das gezielte Suchen. Sobald er einen Trüffel gefunden hat, muss der Hund mit der Pfote auf die Stelle zeigen, er darf nicht anfangen zu graben, sonst beschädigt er vielleicht den Trüffel. Liegt er richtig, gibt es ein Leckerli!
Wie gut stehen denn die Chancen, dass die Sucharbeit meines Hundes auch erfolgreich ist?
Die Schweiz ist ein sehr trüffelreiches Land. Es gibt hier etwa zehn bis fünfzehn der unterirdisch wachsenden Pilzarten, von denen sechs geniessbar sind. Der am häufigsten gefundene Trüffel in der Schweiz ist der Burgundertrüffel, der über 80 Prozent der Funde ausmacht. Durch die Klimaerwärmung steigt auch die Ansiedlung des speziellen weissen Trüffels in der Schweiz.
Burgundertrüffel wird zu einem Kilopreis von gut 800 Franken gehandelt, weisser Trüffel erreicht sogar Spitzenpreise von bis zu 10'000 Franken pro Kilo. Darf ich meinen gefundenen Trüffel also auch verkaufen?
Einzelne Pilze dürfen gelegentlich verkauft werden, jedoch sind Gastronomen oft wegen der Verantwortung gegenüber ihren Gästen sehr vorsichtig. Der gewerbliche Verkauf von Trüffel, also auf dem Markt oder über einen Online-Shop, ist in der Schweiz ohne Genehmigung nicht erlaubt. Dann kommen auch Auflagen der Lebensmittelbehörde für die Lagerung und Handhabung der Trüffel hinzu. Wir raten daher generell dazu, Trüffel für den Eigenkonsum oder als Geschenk für Freunde und Bekannte zu sammeln.
Was ist, wenn mein Hund Trüffel im Garten des Nachbars findet, wem gehört der dann?
Erstens ist es wichtig zu erwähnen, dass der Hund nicht einfach selbstständig auf die Suche geht. Der Halter muss sich selbst sehr gut mit Trüffeln auskennen und geht dann spezifisch zu Gebieten, wo er den Pilz vermutet. Dort gibt er dem Hund dann den Suchbefehl. Zweitens darf man in Siedlungsgebieten, in Parks und auf Friedhöfen sowieso nicht einfach graben, da das als öffentliche Zerstörung oder Ruhestörung gilt. Im Wald dagegen gilt in der Schweiz das Jedermannsrecht. In einigen Kantonen gibt es Mengenbeschränkungen und Schonzeiten, die man beachten sollte.
Muss man die Trüffel vor dem Verzehr testen lassen?
Bei Trüffeln gibt es praktisch keine Verwechslungsgefahr, wie bei anderen Pilzen im Wald. In der Schweiz gibt es ohnehin keine toxischen Trüffelarten, ungeniessbare Trüffel führen höchstens zu Verdauungsbeschwerden. Zudem sind Pilzkontrollstellen meist nicht auf Trüffel spezialisiert.