Eine Kerze für Hossli
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Auf dem Friedhof der Tiere:«Hossli war wie unser Bub»

Friedhof der Kuscheltiere
Eine Kerze für Hossli

An Allerheiligen gedenken die Menschen der Verstorbenen. Auf dem Baselbieter Tierfriedhof auch der Vierbeinigen. Manche folgen ihnen später sogar ins Grab. Dieses Bedürfnis nimmt zu, die Angebote dafür auch.
Publiziert: 31.10.2022 um 18:28 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2022 um 12:09 Uhr
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Marlies Mörgeli hat den Tierfriedhof am Wisenberg in Läufelfingen BL vor 20 Jahren gegründet.
Foto: STEFAN BOHRER
Katja Richard

Für Hossli brennt an Allerheiligen immer eine Kerze. Aber nicht nur dann. Sein ehemaliger Besitzer kommt mit seiner Frau zwei- bis dreimal die Woche an das Grab des Mittelschnauzers. Es ist mit Moos und Blumen überwachsen, bunte Herbstblätter und Blüten sind zu einem Kränzchen arrangiert.

«Hossli brach im letzten Februar beim Spaziergang plötzlich zusammen», erzählt der 72-Jährige, der lieber anonym bleiben möchte. Im Tierspital konnte man dem siebenjährigen Hund nicht mehr helfen, der Tumor war zu weit fortgeschritten. «Das kam völlig überraschend. Den Hund einfach in einer Plastiktüte entsorgen zu lassen, haben wir nicht übers Herz gebracht», sagt er. «Hossli war wie unser Bub.»

Tiere sind wie ein Familienmitglied

Auf dem Tierfriedhof am Wisenberg in Läufelfingen BL ruhen neben Hossli nicht nur Hunde und Katzen, auch ein Schaf und ein Pony wurden hier schon beerdigt, genauso wie Kanarienvögel, Schildkröten oder sogar ein Gecko. «Hier sind alle willkommen», sagt Marlies Mörgeli (65). Sie hat vor 20 Jahren mit dem Friedhof angefangen. Seither haben hier über 1500 Tiere ihre letzte Ruhe gefunden, jedes einzelne von Herzen geliebt. Sie sagt: «Ein Hund oder eine Katze ist für viele wie ein Familienmitglied. Darum ist es wichtig, einen Ort zu haben, an dem man trauern und sich an seinen Liebling erinnern kann.»

Die Gefühle der Betroffenen kann sie nachvollziehen. «Als wir uns von unserem Seppli verabschieden mussten, suchte ich einen Platz, an dem ich ihn beerdigen kann.» Dank dem Yorkshire-Mischling entstand damals die Idee für den Tierfriedhof. Ein Herzensprojekt von ihr und ihrem Mann Urs, der inzwischen verstorben ist. Seine Asche liegt am Teich begraben, seinem Lieblingsplatz.

Neue Gräber für Mensch und Tier

Ja, auch Menschen finden hier ihre letzte Ruhe. Mörgeli sagt: «Sie haben den Wunsch, bei ihren Tieren zu liegen.» Bis jetzt sind es 17 Urnen, zehn weitere Ruhestätten sind reserviert. Wichtig sei, ein solches Anliegen vor dem Ableben klar zu regeln, damit dies von den Hinterbliebenen respektiert werde.

Die Nachfrage nach solchen Angeboten nimmt zu. Deshalb hat der Friedhof Nordheim in Zürich kürzlich das erste Grab für «Mensch und Tier» mit 120 Plätzen eröffnet. Bruno Bekowies (56), stellvertretender Leiter beim Bestattungs- und Friedhofsamt Zürich, sagt: «Das Tier hat einen ganz anderen Stellenwert als früher.»

Zwar gab es auch schon vorher die Möglichkeit, die Urne eines verstorbenen Tieres einem Grab beizufügen, aber erst im Nachhinein und ohne Namen auf dem Grabstein. «Mit dem neuen Konzept kann die Tierasche bereits vor dem Frauchen oder Herrchen beigesetzt werden, mit Namensschild», so Bekowies. Eine Grabstätte nur für Tiere sei auf dem öffentlichen Friedhof aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Die gemeinschaftliche Idee kommt laut Bekowies gut an: «Wir haben bereits Anfragen von Leuten, die kein Tier haben, sich aber mit ihnen verbunden fühlen und darum in diesem Umfeld ihre letzte Ruhe finden möchten.»

Tierli-Tod ist so schmerzhaft wie jeder andere

Für den reformierten Pfarrer Andrea Marco Bianca (60) ist das nichts Ungewöhnliches. Studien belegten, dass die Trauer um ein geliebtes Tier genauso schmerzhaft sein kann wie der Verlust eines Menschen, sagt er. «Es geht dabei nicht um eine Vermenschlichung des Tieres, sondern um das Ernstnehmen einer legitimen menschlichen Emotion.»

Tiere seien beseelte Lebewesen und nähmen bei den Besitzern eine wichtige Rolle ein. Das gelte ganz besonders für Menschen, die alleinstehend seien. Aber auch für Kinder sei der Verlust eines Haustieres oft die erste Konfrontation mit dem Tod: «Unsere Büsi haben wir einäschern lassen und im Garten begraben. Für unsere Kinder war das ein wichtiges Ritual.»

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