Darum gehts
- Von antiken Brustbinden bis zu bequemen Bralettes
- Die Erfindung des BHs als Befreiung aus dem Korsett
- Der Boom: 1920 lag BH-Verkaufsgewinn bei 12,6 Millionen Dollar
Die Anfänge: Antike bis Mittelalter
In der Antike trugen griechische und römische Frauen bandartige Brustbinden, wie das Strophium oder Mamillare, um ihre Brüste zu stützen. Diese Praxis hielt sich bis ins Mittelalter, wo die Brüste mit Binden bedeckt wurden. Zusammen mit einer kurzen Hose ähnelten diese Kleidungsstücke dem heutigen Bikini.
Die Ära des Korsetts: 16. bis 19. Jahrhundert
Das Korsett dominierte die Mode über Jahrhunderte und formte die Taille, während es die Brust hob. Es war jedoch unbequem und gesundheitsschädlich, da es die Atmung und Verdauung beeinträchtigte.
Die Erfindung des modernen BHs (1850–1914)
In den 1850er-Jahren begannen Ärzte und Feministinnen, leichtere Büstenhalter zu propagieren. Herminie Cadolle entwickelte 1889 den «Bien-Être», ein zweiteiliges Korsett. 1910 erfand Mary Phelps Jacob einen BH aus Taschentüchern und Bändern, den sie 1914 patentieren liess. Die Rechte daran verkaufte sie für 1500 US-Dollar an die Firma Warner Brothers Corset Company.
Von der Krise zum Aufschwung (1914–1920er)
Der Boom folgte ein paar Jahre darauf: 1920 liegt der Gewinn aus dem Verkauf des neuen BHs bei 12,6 Millionen Dollar. Dazu trug der Erste Weltkrieg bei, die Mode wurde praktischer, bequemer und sparsamer. Beliebt war der BH mit weniger Material und mehr Komfort. Das Ende des Korsetts war besiegelt, und die Ära des modernen BHs beginnt.
Vom Körbchen zum Atombusen (1920er–1950er)
In den 30er-Jahren etabliert sich der BH, wie man ihn bis heute kennt: Die Körbchengrössen A, B, C, D werden eingeführt, dazu Verschlüsse mit Haken und verstellbare Träger. Durch mehr Elastizität, Farben und Stil-Varianten wurde der BH bei jungen Frauen beliebt. In den 1940er-Jahren wurde der BH Teil der Uniform der weiblichen Streitkräfte in Amerika. Der zugespitzte «Bullet Bra» wurde in den 1950er-Jahren populär, Hollywoodschauspielerinnen machten den ikonischen «Atom-Busen» zum Kult.
Protest und Push-up (1960er–2000er)
In den 1960er-Jahren wurde der BH als Symbol der Unterdrückung gesehen. Beim legendären Protest gegen die Miss-America-Wahl 1968 wurden die BHs in den Müll entsorgt – aber nicht verbrannt! Der Fitnessboom der 1970er-Jahre brachte den ersten Sport-BH, den Jogbra, auf den Markt. In den 1980er- und 1990er-Jahren prägte Power-Dressing die Mode. Der Wonderbra mit Push-up-Effekt wurde 1994 durch Eva Herzigová berühmt.
Von sexy zu Komfort (2000er–heute)
In den 2010er-Jahren brachte die #MeToo-Bewegung ein Umdenken: Frauen befreiten sich vom männlich objektivierenden Blick. Natürliche Silhouetten und selbstbestimmter Komfort standen im Mittelpunkt. Die Corona-Pandemie 2020 verstärkte diesen Trend. Im Homeoffice brauchte man gar keinen BH, dadurch wurden bequeme Bralettes ohne Bügel beliebt. Heute stehen moderne Materialien und Schnitte im Fokus, die bequem und zugleich ästhetisch sind – und das auch in grossen Grössen.