Darum gehts
- Junge Erwachsene betrachten Zugriff auf Partner-Handy als selbstverständlich
- Freier Zugriff als Vertrauensbeweis, Verweigerung kann Misstrauen auslösen
- 45 Prozent der befragten Paare kennen den PIN-Code des Partners
Die Generation unter 30 ist quasi mit dem Smartphone aufgewachsen, es gehört seit jeher so selbstverständlich zu ihrem Alltag wie das Atmen, Essen und Trinken. Dass dies auch die Erwartungen an eine Partnerschaft verändert, zeigt eine repräsentative Umfrage von Parship.ch: Junge Erwachsene betrachten den Zugriff auf das Handy ihres Partners nicht als Eingriff in seine oder ihre Privatsphäre, sondern als selbstverständlich – fast wie den Zugang zum gemeinsamen Netflix-Account.
45 Prozent der 964 befragten Paare kennen den PIN-Code oder das Entsperrmuster des Handys ihres Partners. Allerdings nimmt kaum jemand regelmässig Anrufe darüber entgegen oder liest Nachrichten, obwohl die Möglichkeit dazu bestünde.
Jüngere Liierte haben jedoch einen deutlich anderen Umgang mit der Privatsphäre am Smartphone als die ältere Generation: Sieben von zehn Frauen unter 30 Jahren kennen den PIN-Code ihres Partners. Sechs von zehn jungen Erwachsenen dürfen das Gerät des Partners oder der Partnerin jederzeit nutzen.
Zugriff als Vertrauensbeweis
Fast die Hälfte (42 Prozent) der unter 30-Jährigen sieht den freien Zugriff als Vertrauensbeweis – ein Viertel wird misstrauisch, wenn dieser nicht gewährt wird. Bei den über 30-Jährigen ist das nur knapp jeder Zehnte. Interessant ist auch, dass Männer häufiger Zugriff auf ihr Handy gewähren: Die Hälfte der befragten Frauen kennt den PIN-Code ihres Partners und darf das Handy auch häufiger uneingeschränkt nutzen.
Nur ein Drittel der unter 30-Jährigen gibt an, kein Interesse an den Handy-Aktivitäten des Partners zu haben. Bei den über 40-Jährigen sind es hingegen zwei Drittel, die sich nicht darum kümmern. Wer ohne Smartphone aufgewachsen ist, verbindet mit dem eigenen Handy vor allem Privatsphäre.
Verlustangst und Kontrolle
Was für viele junge Paare Transparenz und Vertrauen bedeutet, kann auch in Kontrolle kippen. Immerhin 13 Prozent der unter 30-Jährigen geben zu, manchmal heimlich einen Blick auf Nachrichten, Browserverlauf, Fotos oder Apps zu werfen. Junge Frauen checken häufiger den Standort ihres Partners, junge Männer lesen regelmässig die Nachrichten auf dem Handy ihrer Partnerin.
Parship-Psychologin Dania Schiftan warnt: «Wer sich dabei ertappt, die Nachrichten des Partners lesen zu wollen, sollte reflektieren, woher dieses Bedürfnis kommt – und ob es nicht bessere Wege gibt, Sicherheit in der Beziehung zu finden.» Die Basis für eine gesunde Partnerschaft seien Vertrauen und Respekt. Deshalb rät sie zu echten Gesprächen statt zu Handy-Checks. Ein wichtiger Unterschied: «Es ist nicht dasselbe, ob man das Einverständnis hat, das Handy des Partners zu nutzen, oder ob man gezielt dessen Nachrichten liest. Letzteres kann auf Unsicherheit oder Verlustangst hindeuten und führt selten zu einer gesunden Beziehung.»