Glücklich auch ohne eigene Familie
Diese BLICK-Leser haben sich gegen Kinder entschieden

Für die meisten Schweizerinnen und Schweizer gehört es dazu, eine Familie zu gründen. Wir haben mit BLICK-Lesern gesprochen, die sich bewusst gegen eigene Kinder entschieden haben.
Publiziert: 17.02.2021 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2021 um 13:13 Uhr
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BLICK-Leser Alex Aeberhard (75) weiss schon seit dem Teenager-Alter, dass er keine Kinder möchte.
Foto: zVg
Neil Werndli

Rund 86 Prozent der kinderlosen Frauen und Männer im Alter von 20 bis 29 Jahren wünschen sich laut dem Bundesamt für Statistik zwei oder mehr Kinder. Manche jedoch entscheiden sich bewusst dagegen, eine eigene Familie zu gründen.

Vergangene Woche liessen wir BLICK-Leserinnen zu Wort kommen, die auch ohne Kinder glücklich sind. Nun sind die Herren der Schöpfung dran. Wir haben mit vier Lesern gesprochen, die sich nicht vorstellen können, Papa zu werden.

Peter Kupper (54): «Mir war das Partyleben wichtiger»

«Als Junge wollte ich nie so werden wie mein Vater. Er hat zu Hause Terror verbreitet – mit Polizei, Krankenwagen und allem drum und dran. Gegen uns Kinder war er nie gewalttätig, aber gegen unsere Mutter. Nachdem er weg war, hatte ich eine sehr glückliche Jugend, trotzdem hinterlässt sowas natürlich Spuren.

Im Erwachsenenalter war es mir dann wichtiger, das Partyleben zu geniessen. Ich war häufig im Ausland unterwegs und lebte quasi Sex, Drugs and Rock ‘n’ Roll – natürlich ohne allzu schlimme Exzesse. So stellte sich die Frage nach Nachwuchs gar nie. Ich hatte selten ernsthafte Beziehungen und mir war schon damals klar: Wenn Kinder, dann nur mit einer Frau, die ich bedingungslos liebe. Das gab es schon ab und zu, dann wurde mir aber immer wieder das Herz gebrochen.

So gegen 30 gründeten viele meiner Freunde eine Familie. Da stellte natürlich auch ich mir die Frage, ob ich das möchte. Aber Kinder zu bekommen, nur damit man es eben gemacht hat, fand ich auch doof. Es braucht nicht noch mehr Menschen. Natürlich verurteile ich niemanden, der das möchte, aber bei mir hat sich das halt nie ergeben. Heute bin ich verheiratet und weder ich, noch meine Frau bereuen die Entscheidung. Einsam sind wir nie und wir haben alle Freiheiten der Welt. Für uns passt das so.»

«Wenn Kinder, dann nur mit einer Frau, die ich bedingungslos liebe», sagte sich BLICK-Leser Peter Kupper immer. Heute ist er aber auch ohne Nachwuchs glücklich.

Pascal Baumann (34): «Es gibt so viele andere Kinder, die ein Zuhause suchen»

«Für mich war schon etwa mit 15 klar, dass ich meine Freiheit nicht für Kinder opfern möchte. Sobald man eine Familie gründet, ist man gebunden. ‹Warte mal, bis du 20 bist›, hiess es dann. Als es so weit war, sagten sie: ‹Warte mal, bis du 30 bist.› Doch der Kinderwunsch kam einfach nie. Manche bezeichnen mich deswegen als egoistisch und fragen, wer denn später mal meine AHV bezahlen soll. Aber wenn die Altersvorsorge nicht funktioniert, ist das nicht mein Fehler, sondern ein Problem des Systems.

Mit 29 habe ich dann eine Vasektomie durchführen lassen. Das ist ungewöhnlich in diesem Alter, aber ich hatte ein psychologisches Gutachten und mein Arzt fand, das sei meine Entscheidung. Ich hatte auch in vergangenen Beziehungen immer offen kommuniziert, dass ich keine Kinder will, was teilweise auch zu Trennungen geführt hat. Dafür lebe ich heute in einer wunderbaren Partnerschaft und wir beide denken gleich.

Ob aus mir ein guter Papa geworden wäre, weiss ich natürlich nicht. Aber ich habe zwei Nichten, für die ich einfach alles tun würde. Ich sehe mich selbst nicht in dieser Vaterrolle und kann mir nicht vorstellen, dass sich das noch ändert. Und selbst wenn – man hätte ja immer noch andere Möglichkeiten. Es gibt so viele Kinder, die ein Zuhause suchen. Da muss ich nicht auch noch eigene in die Welt setzen.»

Pascal Baumann sieht sich nicht in der Vaterrolle. Mittlerweile hat er eine Partnerin gefunden, die auch keine Kinder möchte.

Alex Aeberhard (75): «Das ewige Wachstum kann nicht weitergehen»

«Seit ich ein Teenager war, bin ich Antinatalist und überzeugt, dass die Menschheit nur mit einer massiven Bevölkerungsreduktion überleben wird. Angefangen hat das, als ich als Schwimmer feststellen musste, wie sehr sich die Wasserqualität verschlechtert. Damit war ich meiner Zeit wohl noch etwas voraus, aber heute dürfte jedem klar sein, dass die Umweltverschmutzung mit der Überbevölkerung zusammenhängt.

Natürlich verurteile ich niemanden, der Kinder möchte. Trotzdem glaube ich, es braucht politische Massnahmen, um der Überbevölkerung entgegenzuwirken. Ich fand die Ecopop-Initiative zum Beispiel grossartig oder auch die frühere Ein-Kind-Politik in China. Dieses ewige Wachstum kann einfach nicht weitergehen. Und falls jemand unbedingt eine Familie gründen möchte, ist adoptieren sicher sinnvoller.

In meinen Augen ist es auch nicht fair, Kinder zu bekommen, wenn man ihnen kein gutes Leben bieten kann. Ich selbst wurde nicht unbedingt in angenehme Verhältnisse geboren – und man kann sich seine Familie eben nicht aussuchen. In anderen Ländern haben die Kinder nicht einmal eine Chance auf Bildung und alle paar Sekunden stirbt eins an Hunger. Trotzdem ist es auch heute noch ein gesellschaftliches Tabu, wenn man sich gegen die Fortpflanzung entscheidet. Dabei sind eigene Kinder meiner Meinung nach überhaupt nicht nötig, um glücklich zu sein.»

«Es ist klar, dass die Umweltverschmutzung mit der Überbevölkerung zusammenhängt», sagt BLICK-Leser Alex Aeberhard. Deshalb entschied er sich dagegen, eine eigene Familie zu gründen.

Jan Britt (30): «Ich möchte mich nicht für 20 Jahre verpflichten»

«Für mich ist das relativ simpel: Ich mag Kinder schlichtweg nicht. Das hat schon mit 15 angefangen. Damals hatte ich zwei kleine Cousinen, die ständig mit mir spielen wollten, da wurde mir bewusst, dass Kinder nichts für mich sind. Sie sind mir zu aufgeregt – ich hätte weder die Nerven noch die Geduld dafür. Ausserdem möchte ich mein jetziges Leben nicht aufgeben. Ich kann machen, was ich will und wann ich will. Wenn man aber Vater wird, ist das ein Job, den man für die nächsten 20 Jahre annimmt.

Meine Eltern haben das noch nicht ganz akzeptiert. Zum Glück habe ich zwei Geschwister, die anders denken als ich, also gibt es da bestimmt irgendwann Enkel. Aber es reagieren sowieso alle komisch, wenn ich erzähle, dass ich keine Familie gründen möchte. ‹Mit der richtigen Frau kommt das dann schon›, heisst es oft. Dabei ist es gerade bei der Partnersuche ein Dealbreaker. Ich sage von Anfang an offen, dass ich keine Kinder möchte und daran sind schon manche potenzielle Beziehungen gescheitert.

Ich habe auch schon über eine Vasektomie nachgedacht, aber in meinem Alter machen das die meisten Ärzte noch gar nicht. Für Frauen ist das anscheinend noch schwieriger, aber auch Männer müssen dafür kämpfen. Immerhin spielt es momentan gar keine Rolle, weil ich sowieso nicht in einer Beziehung bin. Sollte ich aber wieder jemanden kennenlernen, wird das durchaus ein Thema sein. Schliesslich bin ich mir in meiner Entscheidung sicher. Ich geniesse einfach meine Ruhe und kann mir nicht vorstellen, das irgendwann zu bereuen.»

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