Jeder Vierte wird per SMS verlassen
Wie mache ich richtig Schluss?

Eine Trennung kann sehr schmerzhaft sein und monatelangen Liebeskummer verursachen. Gibt es eine richtige Art, sich zu trennen? Blick hat mit einer Expertin gesprochen.
Publiziert: 21.04.2023 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2023 um 14:35 Uhr
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Eine Trennung kann sehr schmerzhaft sein. Gibt es überhaupt eine «richtige» Art, Schluss zu machen?
Foto: Getty Images
Anna Lea Spörri

Worauf muss ich beim Schlussmachen achten?

Ehrlichkeit ist das Wichtigste, sagt Psychotherapeutin und Sexologin Dania Schiftan: «Sätze wie ‹Es liegt nicht an dir, sondern an mir› sind nett gemeint, aber fehl am Platz.» Die Expertin für Sexualität und Partnerschaft führt in Zürich eine eigene Praxis. Auch wenn die Wahrheit verletzen könne, sei es wichtig und fair, sie dem Partner gegenüber zu äussern. Schiftan rät: Überleg dir, warum du Schluss machst, und kommuniziere deinem Gegenüber diesen Grund. Ausserdem betont sie: «Man muss lernen, sich den Gefühlen des Partners zu stellen, auch wenn es unangenehm ist.» Jeder habe ein Recht auf seine Gefühle, so die Expertin, seien es Wut oder Trauer.

Was soll ich bei einer Trennung vermeiden?

Lüge dein Gegenüber nicht an. Sag, was dich stört, und zwar von Angesicht zu Angesicht und nicht via Whatsapp oder Instagram. Deine Erklärung sollte aber nicht wie ein auswendig gelerntes Theater wirken, die verlassene Person fühlt sich sonst nicht ernst genommen. Ausserdem mahnt Schiftan: «Schluss machen in Häppchen ist nicht fair. Man kann sich nicht trennen und erwarten, dass der Ex-Partner trotzdem immer mit Rat und Tat zur Seite steht.»

Dania Schiftan

Dania Schiftan ist seit 2008 als selbständige Psychotherapeutin und Sexologin in Zürich tätig. 2018 erschien ihr erstes Buch: «Coming Soon – Orgasmus ist Übungssache».

Thomas Meier

Dania Schiftan ist seit 2008 als selbständige Psychotherapeutin und Sexologin in Zürich tätig. 2018 erschien ihr erstes Buch: «Coming Soon – Orgasmus ist Übungssache».

Kann ich mit meinem Ex-Partner befreundet sein?

«Selbstverständlich! Aus einer Beziehung können sehr enge Freundschaften entstehen», meint Beziehungsexpertin Schiftan. Allerdings ist es wichtig, dem Gegenüber Pausen zu gönnen und Distanz zu akzeptieren. Stell dich darauf ein, dass ihr nicht gleich anschliessend an die Trennung eine Freundschaft führt. Dennoch hält Schiftan fest: «Auch wenn das Gegenüber wütend, traurig und verletzt ist, muss man sich nicht alles gefallen lassen.» Beleidigungen seien überflüssig und endlose Gespräche über mehrere Wochen auch: Irgendwann sei alles gesagt.

Wo soll man sich trennen?

Laufen sollte das Gespräch, zumindest im wörtlichen Sinne: Macht einen Spaziergang! Die Bewegung sorgt dafür, dass sich die Anspannung nicht im Körper festsetzt und so noch grösser wird. Wähle eine ruhigere Route, vielleicht am Waldrand oder im Park. So kann die verlassene Person ihre Gefühle in Ruhe ausdrücken, weinen. Ein weiterer Vorteil beim Spazieren: Ihr müsst euch nicht immer anschauen. Auch das kann die Situation entspannen.

Gibt es einen richtigen Zeitpunkt für die Trennung?

Laut einer Facebook-Statistik trennen sich am 11. Dezember die meisten Paare. Dania Schiftan ist sich aber sicher: Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt für die Trennung, sie verletzt sowieso. «Trenn dich nicht am Todestag des Grossvaters deines Partners, aber generell rate ich: Bring es hinter dich», so Schiftan. Auch das Gegenüber merke, dass etwas nicht stimmt, und das Warten führe so zu noch mehr Schmerz. Es sei wie mit einem Pflaster: «Reiss es weg. Es tut weh, aber so ist es ein kurzer Schmerz.»

Trennen wir uns heute anders als früher?

Technisch gesehen hatte man vor 20 Jahren andere Optionen, sich zu trennen. Ghosting (plötzlicher Kontaktabbruch) oder Schlussmachen per SMS war aber schlicht unmöglich. Heute sieht es ganz anders aus: Gemäss einer Umfrage des Branchenverbands der deutschen Telekommunikationsbranche (Bitkom) wurde mehr als jeder vierte Deutsche bereits per SMS verlassen. Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 40 Prozent. Schiftan sieht hier ein Problem: «Durch die zeitversetzte Kommunikation über das Handy kann man sich seine Reaktion besser überlegen. Wir sind uns nicht mehr gewöhnt, direkt mit Emotionen konfrontiert zu sein», meint die Psychotherapeutin und Sexologin. Das habe zwar auch Vorteile, aber insbesondere bei einer Trennung sei es nicht fair.

Gibt es «Trennungstrends»?

Beliebt bei Promi-Paaren wie Gwyneth Paltrow und Coldplay-Frontmann Chris Martin ist das sogenannte Conscious Uncoupling. Der Begriff beschreibt einen Prozess in fünf Schritten, bei dem sich die Partner achtsam und liebevoll voneinander trennen. Mithilfe von diversen Ratgeberbüchern soll man so gemeinsam emotionalen Frieden wiederfinden, die Kontrolle über die eigene Person zurückgewinnen, sich ein gemeinsames Leben nach der Trennung kreieren. Doch wo liegt der Unterschied zur Trennung «in Häppchen»? «Conscious Uncoupling ist viel einvernehmlicher, es ist ein bewusstes Entflechten», sagt Psychotherapeutin Schiftan. Es sei eine schöne Art, die Beziehung zu beenden.

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