T. (56, w) ist verunsichert
«Überreizen Orgasmen das Nervensystem?»

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Publiziert: 11.05.2021 um 05:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2021 um 21:26 Uhr
Caroline Fux, Psychologin und Sexologin.
Foto: Aissa Tripodi
Caroline Fux

Ich habe vor zwei Wochen erfahren, dass ich unter Lichen sclerosus leide. Bei mir äussert es sich durch Jucken bei den inneren Geschlechtslippen. In einem Fachartikel habe ich gelesen, dass Juckreiz mit einem überreizten Nervensystem zu tun hat. Weil ich gerne Selbstbefriedigung mache und mein Partner mir wunderschöne multiple Orgasmen schenken kann, habe ich Angst, dass meine Orgasmen mein Nervensystem belasten und den Juckreiz fördern. T. (56, w)

Liebe T.

Lichen sclerosus ist eine nicht ansteckende Hautkrankheit, die oft zu den Autoimmunerkrankungen gezählt wird. Wie bei vielen anderen Erkrankungen ist eine Verbindung zum Nervensystem plausibel. Die Idee, dass Orgasmen das Nervensystem überreizen und deine Beschwerden deshalb triggern, greift allerdings zu kurz.

Das Nervensystem hat vereinfacht gesagt zwei Teile: einen aktivierenden und einen entspannenden Part. Sex stimuliert nicht nur den aktivierenden Part des Nervensystems, sondern über Aspekte wie Genuss und Intimität auch den dämpfenden, lösenden Teil des Nervensystems. Und gerade Orgasmen können zu einer tiefen Entspannung führen.

Grundsätzlich wirst du gut darauf achten müssen, welche Formen von Solo- und Paarsex dir guttun. Vermeide Erregungstechniken, die auf eine hohe Muskelspannung, viel Druck und starke Reibung setzen. Entdecke, wie du Lust über feinere und fliessende Bewegungen und Stimulationen aufbauen kannst. Lerne, deinen Körper gut zu beobachten und seine Signale noch besser zu lesen.

Nimm dir Zeit, dich über die Krankheit zu informieren. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, und je besser du informiert bist und je genauer du deine Bedürfnisse und Präferenzen kennst, desto gekonnter kannst du mit deinen Behandlern jene Therapie und jene Routinen finden, die zu dir passen und die dir am besten helfen.

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Weiss, was die Menschen bewegt: Caroline Fux.
Aissa Tripodi

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