Krise nach der Geburt?
Basler Tagesstätte fängt Mamis und Papis mit Baby auf

Tausende sind von nachgeburtlichen Krisen betroffen. Das Pionierprojekt Bindungshaus in Basel schliesst eine Lücke – und ist doch nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
Publiziert: 13.09.2022 um 14:02 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2022 um 14:36 Uhr
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Das Bindungshaus Basel nahm am 12.9.22 seinen Betrieb auf. Es ist eine Tagesstätte für Elternteile mit Baby bis einjährig und unterstützt diese bei nachgeburtlichen Krisen.
Foto: zVg
Karen Schärer

Eine gepflegte Altbauliegenschaft in Kleinhüningen am Rand der Stadt Basel wird ab dieser Woche zur Tagesstätte für junge Mütter oder Väter mit Säugling. Im Bindungshaus bekommen Eltern mit ihrem Kind bis einjährig therapeutische und soziale Unterstützung – und zwar in dem Mass, in welchem sie diese gerade brauchen. Die Einrichtung bietet eine Tagesstruktur und hat damit Pioniercharakter: Im Angebot sind Ganz- oder Halbtagesplätze, sowie Mittagstischplätze. An den Abenden und am Wochenende kehren Mama oder Papa mit Baby wieder in die Familienwohnung zurück.

Krise statt Glückseligkeit? Wo doch das Baby meist ein Wunschkind ist? Das gibt es häufig: Tausende von Eltern in der Schweiz haben Mühe, sich nach der Geburt ihres Kindes im neuen Alltag zurechtzufinden. Wer bis zur Geburt in ein aktives Berufsleben eingebunden war, hadert oftmals mit der neuen Situation mit Baby: alleine zu Hause, fremdbestimmt. Der Start in die Elternschaft kann sehr einsam sein.

Jede siebte Mutter hat eine Wochenbettdepression

Sogenannte Umbruch-Erschütterungen gibt es in verschiedenen Schweregraden. Jede siebte Frau, jeder zehnte Mann erleidet sogar eine postpartale Depression. «Früher waren junge Eltern in eine Grossfamilie eingebunden. Heute sind viele auf sich gestellt. Es braucht deshalb neue Strukturen», sagt Bettina Meyer Merkelbach (45), Geschäftsführerin des Bindungshauses.

«Wir sind für Mütter und Väter da, die im Alltag mit Säugling einsam sind und sich einen Fixpunkt wünschen. Bei stark erschöpften oder depressiven Elternteilen kann die Betreuung im Bindungshaus die Einweisung in eine stationäre Einrichtung verhindern. Und nach einem Klinikaufenthalt aufgrund einer Wochenbettdepression begleiten wir beim Übergang in den Alltag», sagt die vierfache Mutter und Therapeutin, die auch treibende Kraft hinter dem Projekt Bindungshaus ist. Der Kontakt zum Bindungshaus kommt aufgrund einer Überweisung einer medizinischen Fachperson zustande oder der betroffene Elternteil meldet sich selbst zum Erstgespräch an. Die Tarife sind sozial abgestuft.


Die Resonanz von Gynäkologinnen, Kinderärzten, Hebammen, Mütter- und Väterberaterinnen und Psychotherapeuten auf das Bindungshaus sei überwältigend, sagt Bettina Meyer Merkelbach. «In der Schweiz gibt es bislang definitiv zu wenige Angebote für Eltern mit nachgeburtlichen Krisen.» Angesichts der tausenden von Eltern, die solche Krisen erleben, bleibt das Basler Angebot mit neun Plätzen natürlich nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Starke Bindung zwischen Kind und Elternteil

Betreut werden die Eltern-Kind-Paare im Bindungshaus von einem Team, bestehend aus Hebamme, Kinderkrankenschwester und Komplementärtherapeutin. Ziel ist der Aufbau einer sicheren und starken Eltern-Kind-Bindung. «In der Bindungsbeziehung wird im ersten Jahr ein wichtiger Boden gelegt. Alles weitere baut darauf auf», sagt Bettina Meyer Merkelbach.


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