Die Corona-Pandemie hat die psychische Belastung von werdenden und frischgebackenen Eltern verstärkt. Dementsprechend sind die Anfragen beim Verein Postpartale Depression Schweiz in Thalwil im vergangenen Jahr um 64 Prozent gestiegen.
An einer postpartalen Depression (umgangssprachlich: postnatale Depression) leiden 15 Prozent der Mütter und 10 Prozent der Väter, in Pandemie-Zeiten seien es nach ersten Studien doppelt so viele, wie der Verein Postpartale Depression Schweiz am Dienstag mitteilte. Die Anfragen hätten im Vergleich zum ersten Pandemie-Jahr, in dem bereits ein Anstieg von 40 Prozent verzeichnet wurde, erneut zugenommen.
Online-Hilfe in allen Landesteilen
Die neu aufgesetzten Online-Angebote, die Betroffene zusammenzubringen und die Isolation der Eltern zu durchbrechen versuchen, seien rege genutzt worden. Online-Gesprächsgruppen für Betroffene gebe es in der Deutschschweiz und der Romandie.
Auch stehe betroffenen Eltern auf Deutsch und Französisch eine vom Verein entwickelte App zur Verfügung. Bei längerer Wartezeit auf einen Therapieplatz, was je nach Region sehr häufig vorkomme, gebe es zudem die Möglichkeit, ein kostenloses Überbrückungsgespräch mit Fachpsychologinnen des Vereins zu nutzen.
Ausserdem seien im vergangenen Jahr über 250 Fachpersonen zum Thema «Psychische Gesundheit im Übergang zur Elternschaft» ausgebildet worden.
Verein will gegen Tabuisierung kämpfen
Während für Eltern, Angehörige und Fachpersonen in der Deutschschweiz und Romandie Anlaufstellen existierten, gebe es solche im Tessin noch nicht. Mit Unterstützung der Gesundheitsförderung Schweiz soll gemäss Mitteilung eine zentrale Anlaufstelle im Südkanton jedoch noch in diesem Jahr entstehen.
Es sei wichtig, dass das Thema der postnatalen Depression mehrfach und von unterschiedlichen Personen angesprochen werde, sagte Vereinspräsidentin Andrea Borzatta. «Nur so kann der Tabuisierung entgegengewirkt werden.» (SDA)