Studie untersucht Bula-Effekt
«Diese Erfahrung hat mich verändert»

Wer an einem Lager teilnimmt, stärkt damit seine psychische Gesundheit. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der PH Zürich, die unter Pfadis im Bundeslager in Goms durchgeführt wurde. Das bestätigen auch Pfadis.
Publiziert: 27.10.2022 um 08:39 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2022 um 19:12 Uhr
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Zoé (13), Pfadiname Gazosa: «Im Bula wird man ein Stück erwachsener.»
Foto: Thomas Meier
Karen Schärer und Katja Richard

Die Pfadibewegung Schweiz hat in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Zürich untersucht, ob ihre Aktivitäten eine positive Wirkung haben. Rund 650 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren füllten im Pfadibundeslager (Bula) im Goms im vergangenen Sommer einen Fragebogen der PH Zürich aus. Einmal zu Beginn, einmal zum Ende des zweiwöchigen Grossanlasses. Mitfinanziert durch die Pfadibewegung Schweiz untersucht die Studie, ob gemeinsame Lageraktivitäten das Wohlbefinden – und damit auch die psychische Gesundheit – der jungen Menschen fördern.

Die Resultate sind für die Pfadi erfreulich: Vom ersten bis zum zweiten Messzeitpunkt hatten sich die positiven Emotionen bei den befragten Pfadfinderinnen und Pfadfindern erhöht. Die Euphorie, welche die Pfadis während des Bulas erlebten, spiegelt diese Ergebnisse. Das spiegeln auch einzelne Stimmen von Padis wider, die im Bula waren. «Es war ein Riesenerlebnis», schwärmt Zoé (13), die im Bula ihren Pfadinamen «Gazosa» bekommen hat. «Ich habe das Gefühl, dass mich diese Erfahrung verändert hat», sagt die Schülerin aus Zumikon ZH. Auch weil man ein stückweit auf sich selber gestellt sei. «Ich kann besser für mich selber sorgen. Das ist ein Riesenvorteil, weil ich nach dem Bula gerade in die Oberstufe gekommen bin.»

Für Til bleibt das Bula unvergesslich: Er ist jetzt Pfadileiter.
Foto: Thomas Meier

Auch Til (14) aus Wädenswil ZH erinnert sich nur an gute Momente im Bula, aus Abu ist im Lager ein Pfadileiter geworden. Einer seiner schönsten Momente war die Fotoaufnahme mit allen Pfadis aus Zürich mit 6000 Mitgliedern. Das Bild, das mit der Drohne gemacht wurde, schaut er sich oft an: «Es war ein unglaubliches Gefühl von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit.» Er habe viel neue Kollegen kennengelernt. «Ich habe besser gelernt auf Leute zuzugehen und zu kommunizieren, auch wenn ich jemanden noch nicht kenne.»

Positiv trotz Regen und Müdigkeit

Bei den negativen Emotionen zeigten sich keine signifikanten Veränderungen, «trotz (oder eben gerade wegen) dem Leben unter einfachen Bedingungen im Zelt und in der Natur sowie Müdigkeit und starkem Regen», wie es in der Medienmitteilung zu den ersten Forschungsergebnissen der Studie heisst.

Ebenfalls konnte nachgewiesen werden, dass gewisse Lebenskompetenzen gefördert wurden: Positive Entwicklungen zeigten sich besonders in Bezug auf die Kompetenz, einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten, auf den Selbstwert und das Selbstbewusstsein. Nicht nur das lernförderliche Setting, sondern auch interessierte und zuverlässige Bezugspersonen sind gemäss Studie wichtig für den Zuwachs an Lebenskompetenzen. Bedingung dafür sind gut ausgebildete Leiterinnen und Leiter.

Studie verschafft Vorteile beim Fundraising

Die Pfadibewegung Schweiz macht es mit ihrer Studie Pfadiverbänden anderer Länder nach, die Studien zur Wirkung ihrer Aktivitäten durchführen lassen. Für Non-Profit-Organisationen wie die Pfadi können wissenschaftliche Belege der positiven Wirksamkeit ihrer Aktivitäten ein Vorteil auf der Suche nach Spendengeldern sein.

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