Sie war der wohl berühmteste Vierbeiner der Super League: Kooki, die Weisse Schäferhündin des FCZ-Präsidentenpaars Heliane (75) und Ancillo Canepa (69), ist im November mit fast 14 Jahren verstorben. Die Trauer um das Familienmitglied ist beim Besuch im FCZ-Büro noch spürbar. Begrüsst werden wir an der Tür von Chilla (3), die uns kritisch beschnüffelt, bevor wir Nykï streicheln dürfen – der 13 Woche alte Welpe tröstet das Paar über den Verlust hinweg.
Blick: Sie sind beide viel beschäftigt mit Business und Fussball. Wie kann man sich da zwei Hunde halten?
Ancillo Canepa: Unsere Assistentin und unsere Haushälterin unterstützen uns falls nötig tagsüber. Aber in aller Regel sind unsere Hunde immer bei uns. Bei Auswärtsspielen bleibt Heliane zu Hause und schaut zu den Hunden. Ins Wintertrainingslager fährt Heliane mit, und ich bleibe zu Hause. Dasselbe bei Europacup-Auswärtsspielen.
Und wie regeln Sie das in den Ferien?
Ancillo Canepa: Da kommen die Hunde natürlich mit. Wir würden sie genauso vermissen wie sie uns. Deshalb sind wir auch nie mehr irgendwohin geflogen, sondern nur noch mit dem Auto zum Ferienort gefahren.
Heliane Canepa: Ein Hund, das war schon als Kind mein Traum, erfüllt habe ich mir den aber erst, als es auf die Pension zugegangen ist. Vorher wäre das neben dem Beruf nicht möglich gewesen. Wir haben auch ein passendes Hundeauto, angeschafft, einen Van.
Ancillo Canepa: Vorher hatte ich einen schönen Range Rover, aber als wir uns einen zweiten Hund zugelegt haben, ging das vom Platz her nicht mehr. Wir haben beim Van vier Sitze rausgenommen, dort können die Hunde nun komfortabel liegen oder stehen.
Heliane Canepa: Das gab anfangs Diskussionen. Aber junge Männer, die heiraten und Kinder kriegen, müssen sich auch von ihrem Porsche trennen. Zuerst wollte er seinen Range Rover umbauen, aber dies ging zum Glück nicht. Mit unserem Hundeauto können wir jetzt problemlos an die Ostsee oder nach Kroatien fahren.
Wie sind Sie auf die Weissen Schäferhunde gekommen?
Heliane Canepa: Mein Grossvater hatte einen Bauernhof und einen Schäferhund, Bello, der hat mich immer beschützt. Auf der Suche nach einem Deutschen Schäferhund sind wir per Zufall auf die Weissen Schäferhunde gestossen, eine noch junge, Schweizer Rasse. Ich wusste gar nicht, dass es die gibt.
Wie lange ist das her?
Heliane Canepa: Das war 2009. Als ich mich bei der Züchterin vorgestellt habe, wollte sie zuerst genau wissen, wie wir leben, ob wir genug Platz und einen Garten für den Auslauf haben. Das hat mir Eindruck gemacht. Und dann sah ich den Wurf mit den kleinen, herzigen weissen Hunden. Alle sind rumgewuselt und auf mich raufgehüpft. Da erblickte ich die Kleinste von allen, in der Ecke am Schlafen. Ich habe mich sofort in sie verliebt.
Ancillo Canepa: Du hast dann von allen Fotos gemacht und sie mir gezeigt und gefragt, welchen wir wählen sollen. Dabei habe ich nicht auf die Welpen geschaut, sondern auf das Gesicht von Heliane. Bei einem Hündli, das schlafend in ihren Armen lag, hat sie so gestrahlt, da war für mich alles klar.
Heliane Canepa: Ja (lacht), das war Kooki, unsere erste Hündin. Sie war die Schwächste im Wurf, hätte die Mutter sie nicht angenommen, hätte sie nicht überlebt. Das hat mich an mich selber erinnert. Als ich zur Welt gekommen bin, habe ich die Nottaufe bekommen, weil man nicht sicher war, ob ich es schaffe. Das hat mich sehr mit ihr verbunden. Und ich war bei meinem ersten Hund so nervös, wollte alles richtig machen. Ich bin dann gleich dreimal pro Woche in die Hundeschule gegangen und habe mit Kooki später auch Spezialkurse und auch Trainingslager besucht. Kooki war sehr lernbegierig, wollte immer die Beste sein.
Ancillo Canepa: So ein Welpe ist unglaublich süss, aber man muss sich bewusst sein, wie viel Zeit man investieren muss, Tag und Nacht, sieben Tage die Woche. Aber es lohnt sich.
Ist das ein bisschen, wie ein Kind zu haben?
Heliane Canepa: Nein, bei einem Kind weiss man, da wächst der Intellekt und die Selbständigkeit. Bei einem Hund geht es bis zu einem gewissen Grad, dann stoppt die Entwicklung.
Ancillo Canepa: Der Vergleich stimmt so nicht, der Hund bleibt in seiner Entwicklung nicht einfach stehen. Ein gut betreuter intelligenter Hund lernt extrem schnell und macht laufend Fortschritte. Und mit der Zeit wird der Kontakt immer enger, man versteht sich fast blind.
Sie sind beide Persönlichkeiten mit Führungserfahrung, was ist anders, wenn man es mit Hunden oder Menschen zu tun hat?
Ancillo Canepa: Wirklich eindrücklich ist, wie ehrlich die Beziehung und der Dialog sind. Wenn der Hund Freude hat, dann zeigt er es. Wenn ihm was nicht so passt, dann zeigt er es auch. Wenn man zwei Hunde hat, dann verhalten sie sich wie ein Rudel – und da muss man schon aufpassen, dass man nicht selber im Rudel untergeht. Das meine ich natürlich ironisch.
Heliane Canepa: Also ich bin und bleibe der Rudelführer (lacht). Ein Hund liebt dich 1000 Prozent. Und man bekommt bedingungslose Liebe. Wenn wir nach einem verlorenen Spiel nach Hause kommen, erwarteten uns die Hunde mit so viel Freude und Begeisterung, dass wir die erlittene Niederlage schnell vergessen konnten. Hundehalter kennen dieses schöne Gefühl, dass da jemand ist, der dich liebt – ohne Wenn und Aber.
Ancillo Canepa: Klar ist es sehr wichtig, dass sich auch Hunde in speziellen Situationen diszipliniert verhalten. Aber ich bin kein Freund von übertrieben strengem Dressieren. Für mich sind unsere Hunde Familienmitglieder, einfach mit vielen Rechten und fast ohne Pflichten.
Dürfen die Hunde auch im Bett schlafen?
Ancillo Canepa: Sie dürften, aber das machen sie nicht. Sie haben so viele Körbe zur Auswahl. Wahrscheinlich haben wir zu Hause mehr Hundekörbe als Möbelstücke. In jedem machen sie etwas anderes, schlafen, spielen oder an einem Knochen nagen.
Heliane Canepa: Die Kleine nagt am liebsten an Schuhen.
Ancillo Canepa: Sie hat schon mehrmals beinahe meinen gesamten Schuhschrank ausgeräumt. Das würde mich nicht mal stören. Aber es kann gefährlich werden, wenn sie ein Stück Schuh frisst und verschluckt. Auch die Stühle hier in unserem Sitzungszimmer sind von Kooki angeknabbert worden.
Sie ist im November gestorben ...
Ancillo Canepa: Das war schlimm, in den letzten Monaten war sie nicht mehr mobil. Solange sie keine Schmerzen hatte, haben wir alles Menschenmögliche unternommen, um ihr zu helfen. Aber vor Weihnachten hat sie uns signalisiert, dass sie gehen wollte. Es war für uns sehr schwierig, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
Heliane Canepa: Der Schmerz wird nie weggehen, wir denken viel an Kooki. Es war gut, dass wir noch Chilla hatten, die Routine mit dem Füttern und Spazieren hat uns durch die erste Trauerphase geholfen. Und der Zufall wollte es, dass sich unsere Züchterin bei uns gemeldet hat und uns über einen neuen Wurf orientiert hat. So haben wir vor einigen Wochen mit Welpe Nykï einen Familienzuwachs erhalten. Und die Kleine beschäftigt uns rund um die Uhr und lenkt uns ab.
Ancillo Canepa: Interessant zu beobachten ist auch, dass seit dem Hinschied von Kooki die dreijährige Chilla über Nacht erwachsen geworden ist. Vorher war sie immer noch unser Baby, jetzt hat sich die Chefrolle übernommen. Sie hat Nykï sofort angenommen und passt wie eine Mutter auf die Kleine auf.
Wie haben Sie Kooki verabschiedet?
Ancillo Canepa: Ihre Asche haben wir in einer herzförmigen blauen Urne aufbewahrt. Und eine neu gepflanzte Rotbuche vor meinem Bürofenster zu Hause erinnert mich jeden Tag an sie. Da sind so viele Erinnerungen, wir haben so viel miteinander erlebt. Ich bin mit Kooki Tausende von Kilometern in den Wäldern auf dem Zimmerberg mit dem Bike spazieren gefahren. Bei jedem Wetter, teilweise auch nachts.
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Sie sind beide neue Botschafter des Hundes, warum?
Ancillo Canepa: Weil wir leidenschaftliche Hündeler sind und wir glauben, dass der Hund in der Schweiz mehr Lobbying braucht. Wenn es nötig ist, sich politisch zu engagieren, dann machen wir das.
Wofür zum Beispiel?
Ancillo Canepa: Im Kanton Zürich wollte man den obligatorischen Hundekurs abschaffen, das war Blödsinn. Dies aufgrund der Initiative eines ahnungslosen Politikers. Dabei ist es enorm wichtig für die Sozialisierung der Hunde, aber auch für Ersthalter. Als ich vor 20 Jahren joggen gegangen bin, gab es immer wieder Probleme mit Hunden, die einem nachgerannt oder an einem hochgesprungen sind. Seit es Hundeschulen gibt, hat sich die Situation massiv verbessert.
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Heliane Canepa: Und es gibt auch immer mehr Verbote. Auf die Zürcher Allmend kommen viele Hündeler aus den angrenzenden Kantonen, damit sie ihre Hunde frei laufen lassen können. Es braucht mehr solche Plätze. Es ist wichtig, dass man einen Hund artenwidrig nicht ständig an der Leine führt.
Ancillo Canepa: Es gibt Kantone mit Leinenzwang. Wenn das bei uns im Kanton Zürich kommt, würden wir uns vehement dagegen wehren. Oder dann umziehen.
Heliane Canepa: Natürlich müssen Hunde im Wald an die Leine, damit sie das Wild nicht verschrecken. Aber sie müssen sich auch frei bewegen können. Ein Schäferhund zum Beispiel muss täglich galoppieren können.
Ancillo Canepa: Darum braucht es eine Ausbildung, für Halter und Hund, damit man sich entspannt draussen bewegen kann. Mit unseren Hunden haben wir da viel Glück, sie laufen uns nie weg und bleiben immer in Blickkontakt.
Viele Leute haben Angst vor Schäferhunden ...
Heliane Canepa: Völlig zu Unrecht. Wenn ein Hund sich tatsächlich aggressiv verhalten sollte, dann ist es meistens die Schuld des Hundehalters. Wie erwähnt, seit es obligatorische Hundekurse gibt, hat sich die Situation sehr entspannt. Ausserdem schauen Weisse Schäferhunde eher aus wie Engel oder Eisbären. Aber klar, es sind Schutzhunde, die ihre Frauchen oder Herrchen bei Gefahr kompromisslos verteidigen würden.