Vor 20 Jahren ging die Swissair pleite – und doch lebt sie weiter. In einer unauffälligen Überbauung in Opfikon ZH öffnet Hans Glanzmann die Tür zu seinem Hobbyraum. Tausende von Swissair-Artikeln lagern hier. Teils schön ausgestellt in Vitrinen, das meiste aber verstaut in Kartonschachteln. Doch das ist nicht alles: Um seine ganze Sammlung unterzubringen, musste Glanzmann Lagerräume dazumieten.
Angefangen hat alles mit einer kleinen, goldigen Giveaway-Musikdose, die ihm sein Vater damals als Kind schenkte. «Mein Vater arbeitete mehr als 30 Jahre als Confiseur für die Swissair. Diese war also schon sehr früh ein grosser Bestandteil meines Lebens», sagt der 64-Jährige. Und so habe er vor über 50 Jahren mit Sammeln begonnen – mit einer wichtigen Einschränkung: «Ich sammle nur Sachen aus der grossen Zeit der Swissair. Sprich von der Zeit der Gründung 1931 bis zu den 80er-Jahren.» 1981 wechselte das Logo von Gross- auf Kleinbuchstaben.
Während Glanzmann spricht, greift er zu einem grossen Bus-Modell aus Holz. «Wenn ich ein Sammelstück retten müsste, dann dieses hier.» Mit dem Original-Bus der Marke Saurer sei er als Jugendlicher fast wöchentlich vom Zürcher Hauptbahnhof zum Flughafen gefahren. «Das ist ein Stück Kindheit für mich.» Vor rund zehn Jahren habe er das Modell – von diesen gibt es gerade zwei in der Schweiz – an einer Ausstellung im Landesmuseum gesehen. Jahre später habe er durch Zufall an der jährlich stattfindenden Aviatikbörse in Bassersdorf erfahren, wem das Modell gehörte. «So gelangte ich schliesslich in den Besitz des Busses.»
Grounding überraschte den Swissair-Fan nicht
Trotz seiner Verbundenheit hat Glanzmann nie für die Swissair gearbeitet. «Vor 35 Jahren hatte ich die Wahl, entweder für die Swissair oder den Migros-Genossenschaftsbund zu arbeiten.» Zum Glück habe er sich für Letzteres entschieden. Doch es war mehr als nur Glück: «Dank meiner guten Kontakte zu Swissair-Angestellten wusste ich, dass es um die Swissair nicht zum Besten stand.»
Vor 20 Jahren dann die traurige Bestätigung: Die Swissair war am Ende, das einst so stolze Unternehmen mit über 13’000 Angestellten war pleite. Glanzmann spricht nüchtern über diese Tage vor 20 Jahren. «Ich sah es leider kommen und war nicht wirklich überrascht. Es ist aber bedauerlich, dass die Schweizer Regierung nicht mehr unternommen hat, die Swissair zu retten.»
Mehrere Anläufe für eine Dauerausstellung gescheitert
Wie viele Sammelstücke Glanzmann genau besitzt – er schätzt über 10’000 Stück – oder wie viel Wert seine Sammlung hat, weiss er nicht. Doch ist es nicht jammerschade, dass dieser Schatz (Glanzmann sammelt auch Objekte vom Flughafen Kloten) in dunklen Lagerräumen verstaut ist? Immerhin handelt es sich hier um ein Stück Schweizer Wirtschafts- und Zivilluftfahrt-Geschichte.
«Ich habe mehrere Anläufe unternommen, eine fixe Ausstellung auf die Beine zu stellen», so Glanzmann. Doch alle Anläufe seien bisher gescheitert, was er selber sehr bedauere. «Wer weiss, vielleicht meldet sich eines Tages ein Museum, das mit mir zusammen eine dauerhafte Swissair-Ausstellung realisieren will», sagt Glanzmann lachend. Bis es so weit ist, bekommen nur ausgewählte Besucher seinen eindrücklichen Swissair-Schatz zu sehen.