Was macht eine Gürtelrose gefährlich?
Bei Gürtelrose – in der Fachsprache Herpes zoster genannt – handelt es sich um eine Viruserkrankung, bei der auf der Haut – oft auf Höhe Rumpf oder Brustkorb – ein streifenförmiger und schmerzhafter Ausschlag mit Bläschen entsteht. Der Ausschlag heile innert Tagen oder weniger Wochen ab, sagt Anita Niederer-Loher (50), Oberärztin für Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen. «Das Gefährliche sind die anhaltenden Nervenschmerzen, die nach der Krankheit in manchen Fällen nicht mehr weggehen und schwierig zu behandeln sind.» Fachpersonen sprechen dann von einer Post-herpetischen-Neuralgie. «Es gibt Betroffene, die aufgrund dieser Schmerzen stark eingeschränkt sind im Alltag», sagt die Expertin. Weitere Komplikationen können unter anderem auftreten, wenn die Infektion am Auge auftritt und das Sehvermögen beeinträchtigt.
Woher kommt das Virus?
Eine Gürtelrose wird durch das Varizellen-Virus ausgelöst. Das ist derselbe Erreger, der die Windpocken (Varizellen) verursacht. Gemäss Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) hatten in der Schweiz 98 Prozent aller Erwachsenen als Kind die Windpocken. Bei manchen bricht das Virus erneut aus in Form einer Gürtelrose. Seit Januar 2023 wird im Schweizer Impfplan neu empfohlen, alle Säuglinge im ersten Lebensjahr gegen Windpocken zu impfen. Damit soll in Zukunft eine 80- bis 90-prozentige Immunität der Bevölkerung erreicht werden. Beim Varizellen-Impfstoff handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der stark abgeschwächte Viren enthält. Immune sind nicht nur gegen Gürtelrose geschützt, sondern generell gegen die Folgen von schweren Windpocken-Verläufen, die in jedem Alter auftreten können.
Was sind die Auslöser von Gürtelrose?
«Das Immunsystem sorgt grundsätzlich dafür, dass das Varizellen-Virus in den Nervenzellen eingesperrt bleibt», sagt Niederer-Loher. Da die Leistungsfähigkeit der Immunabwehr mit zunehmendem Alter abnehme, gelinge es dem Virus manchmal, in Form einer Gürtelrose auszubrechen. Rund ein Drittel aller Personen, die die Windpocken hatten, erkranken laut BAG an Gürtelrose. «Viele Menschen unterschätzen das Risiko und gehen nicht davon aus, dass es sie jemals treffen könnte», sagt die Expertin. Ab 65 Jahren sei das Risiko deutlich höher als bei jüngeren Personen. In jungen Jahren kann man Gürtelrose bekommen, wenn man an einer Immunschwäche leidet oder wenn die Immunabwehr aufgrund von Stress geschwächt ist. Auch eine Corona-Impfung kann eine Gürtelrose aktivieren.
Wie schützt man sich vor der Krankheit?
Eine Gürtelrose ist – wie auch Windpocken – ansteckend, solange frische Bläschen vorhanden sind. Um der Krankheit vorzubeugen, empfiehlt das BAG gesunden Personen ab 65 Jahren, sich impfen zu lassen. Bei Menschen mit einer Immunschwäche gilt die Empfehlung ab 50 Jahren und bei einer schweren Immunschwäche bereits ab 18 Jahren. Beim neuen Impfstoff für Erwachsene, der seit Herbst 2022 zugelassen ist, handelt es sich im Gegensatz zur «Kinderimpfung» um einen Totimpfstoff. Er enthält keine lebenden Krankheitserreger, sondern die Eiweisse des Virus. «Für ältere oder immungeschwächte Personen ist er deshalb sicher anwendbar und sehr gut wirksam», sagt Niederer-Loher. Es brauche zwei Dosen im Abstand von mindestens zwei Monaten. Danach bietet die Impfung gemäss Expertin einen Schutz von 95 Prozent, der nach aktuellem Forschungsstand mindestens neun Jahre anhält. Die Impfung kann man in der Regel beim Hausarzt machen und in manchen Kantonen in der Apotheke. Die Krankenkasse deckt die Kosten.
Anita Niederer-Loher (50) ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Infektiologie. Sie arbeitet sowohl am Kantonsspital St. Gallen als auch am Ostschweizer Kinderspital als Oberärztin für Infektiologie und Spitalhygiene. Zudem ist sie seit mehreren Jahren Mitglied der eidgenössischen Kommission für Impffragen und als Expertin bei Infovac tätig, einer Informations- und Beratungsplattform zum Thema Impfungen.
Anita Niederer-Loher (50) ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Infektiologie. Sie arbeitet sowohl am Kantonsspital St. Gallen als auch am Ostschweizer Kinderspital als Oberärztin für Infektiologie und Spitalhygiene. Zudem ist sie seit mehreren Jahren Mitglied der eidgenössischen Kommission für Impffragen und als Expertin bei Infovac tätig, einer Informations- und Beratungsplattform zum Thema Impfungen.
Welche Nebenwirkungen hat die Impfung?
«Eine häufige Nebenwirkung sind Schmerzen im Arm, die ein bis zwei Tage anhalten und leichte Schwellungen verursachen können», sagt Niederer-Loher. Zudem könnten ein Krankheitsgefühl sowie Fieber oder Kopfschmerzen auftreten. «Das sind vorübergehende Beschwerden, die zwar unangenehm, aber weder gefährlich sind noch bedeuten, dass die Impfung nicht gewirkt hat.»
Hilft die Impfung auch, wenn man bereits krank ist?
Eine Gürtelrose, die bereits ausgebrochen ist, kann nicht mehr mit einer Impfung geheilt werden. «Eine Impfung lohnt sich erst wieder, wenn man gesund ist», sagt Niederer-Loher. Dann könne man sich vor einem erneuten Ausbruch der Krankheit schützen.