Aufgrund welcher Gebrechen lassen sich Schweizer am häufigsten in einer Apotheke behandeln?
Die Top 5 sind gemäss Eva von Wartburg (58) von Pharmasuisse Bindehautentzündungen, Harnwegsinfekte, Hautausschläge sowie Hals- und Ohrenschmerzen. Bei Hautausschlägen dürfen Apothekerinnen und Apotheker zum Beispiel kortisonhaltige Salben abgeben. Zahlreiche Frauen lassen bei Verdacht auf eine Blasenentzündung in einer Apotheke einen Urintest machen. Dazu werden sie vom Personal in einen separaten Beratungsraum geführt. Die neuen Möglichkeiten sind Teil der Heilmittelgesetzesrevision und gelten seit Januar 2019. Genaue Zahlen zur Zunahme von Beratungen und abgegebene Medikamente, habe man noch nicht, sagt von Wartburg. «Sicher ist: Das Angebot wird aus Sicht des Verbandes noch zu wenig genutzt.»
Welche Behandlungen bieten Apotheker sonst noch an?
Auch mit Riss-, Schnitt- und Platzwunden, mit Zeckenstichen, Verbrennungen oder Verstauchungen kann man sich an sie wenden. In den meisten Apotheken können die gängigsten Impfungen gemacht werden. Ihre Mitarbeiter führen Herz- und Lungenchecks durch, beraten Personen, die mit Rauchen aufhören wollen oder Männer, die an Erektionsproblemen leiden. Zahlreiche Apotheken bieten Bluttests an, die mithilfe von Laborequipment vor Ort oder von einem externen Labor ausgewertet werden. Welche der knapp 2000 Apotheken in der Schweiz was anbietet – darüber informiere man sich am besten online oder telefonisch, sagt von Wartburg. Sie empfiehl jedem, sich eine Stammapotheke zuzulegen. «So hat das Fachpersonal einen Überblick über alle Behandlungen und Medikamentenbezüge und kann die Kunden so am besten und schnellsten beraten.»
Was kostet das alles?
Wie viel eine Behandlung kostet, ist von Apotheke zu Apotheke unterschiedlich. Günstiger als beim Arzt komme man immer weg, sagt von Wartburg. Ein Blick auf die Website von Amavita zeigt, dass die Kette für einen 10-minütigen Urintest zum Beispiel 10 Franken verlangt. Der Preis für einen 10- bis 15-minütigen Haut-Check mit Abklärung durch einen externen Dermatologen liegt bei 65 Franken. Die Kosten müssen Kunden vollständig übernehmen, sofern sich keine Zusatzversicherung daran beteiligt. Das lohnt sich für Personen, bei denen aufgrund der höchsten Franchise die Grundversicherung erst zahlt, wenn ein Betrag von 2500 Franken überschritten ist. Auch wer ohne Rezept Medikamente bezieht, bei denen sich die Grund- oder einer Zusatzversicherung eigentlich an den Kosten beteiligen würde, bezahlt diese aus der eigenen Tasche. Er kann sich aber nachträglich ein Rezept ausstellen lassen und erhält den Betrag minus Selbstbehalt von der Versicherung zurückerstattet.
Eva von Wartburg (58) ist beim Schweizerischen Apothekerverband Pharmasuisse verantwortlich für das Projekt «Konsultationen in der Apotheke». Die Fachapothekerin in Offizinpharmazie FPH war 11 Jahre als Betriebsleiterin in einer Berner Quartiersapotheke tätig, wo sie nach wie vor in kleinem Pensum arbeitet. Sie lebt in Bern und hat zwei erwachsene Söhne.
Eva von Wartburg (58) ist beim Schweizerischen Apothekerverband Pharmasuisse verantwortlich für das Projekt «Konsultationen in der Apotheke». Die Fachapothekerin in Offizinpharmazie FPH war 11 Jahre als Betriebsleiterin in einer Berner Quartiersapotheke tätig, wo sie nach wie vor in kleinem Pensum arbeitet. Sie lebt in Bern und hat zwei erwachsene Söhne.
Welche rezeptpflichtigen Medikamente dürfen Apotheker ohne Rezept verkaufen?
Seit Anfang 2019 besteht eine erleichterte Abgabe von bestimmten Arzneimitteln der Liste B. Dazu gehören zahlreiche Medikamente wie zum Beispiel das Schmerzmittel Ibuprofen, das neu auch in Form von Tabletten abgegeben werden darf, die eine hohe Dosis von 600 mg beinhalten. Sildenafil, den meisten bekannt unter dem Handelsnamen Viagra, gehört zu weiteren Wirkstoffen, die ohne ärztliches Rezept in Apotheken bezogen werden können. Das stosse auf grosses Interesse, sagt von Wartburg. «Vielen Männern ist der Gang zum Arzt in diesem Zusammenhang noch immer peinlich.» Was aber ganz wichtig sei: «Apotheker absolvieren ein fünfjähriges Studium und eine mindestens zweijährige Weiterbildung. Sie können gut einschätzen, ob ein Patient ein Medikament verträgt und benötigt. Wenn das nicht der Fall ist, wird es nicht abgegeben und der Kunde gegebenenfalls an eine Ärztin oder einen Arzt weitergeleitet.»