Unheilbare Krankheit
Ex-Bachelorette leidet an «Speiseröhren-Asthma»

Bei Ex-Bachelorette Zaklina Bäbler wurde kürzlich eine unheilbare Erkrankung der Speiseröhre diagnostiziert. Ein Experte erklärt, was es damit auf sich hat, und mit welcher ungewöhnlichen Methode du testen kannst, ob auch du unter dem Phänomen leidest.
Publiziert: 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 13:51 Uhr
Frohnatur: Auch von einer chronischen Krankheit mag sich Zaklina Bäbler nicht ausbremsen lassen.
Foto: Valeriano Di Domenico

Auf einen Blick

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Maja ZivadinovicFreie Journalistin Service-Team

Dass etwas nicht in Ordnung ist, merkt Zaklina Bäbler (37) zum ersten Mal in der Corona-Pandemie. Nie zuvor reagierte die TV-Bachelorette von 2016 auf Lebenmittel. Jetzt leidet sie plötzlich unter Sodbrennen. «Es trat auf, nachdem ich Bananen oder Eier gegessen oder auch Alkohol getrunken habe», erzählt die Dreifach-Mama.

Am schlimmsten ist es, wenn sich Zaklina einen Schluck Šljivovica (Zwetschgenschnaps) gönnt. Innert wenigen Sekunden entwickelt sie brennende und stechende Schmerzen. Am Anfang macht sich die Schweizerin mit serbischen Wurzeln keine grossen Sorgen. «Ich dachte, dass mein Magen etwas empfindlich werde und ich gewisse Sachen einfach nicht mehr so gut vertrage.» Daran, dass mit ihrer Speiseröhre etwas nicht stimmen könnte, denkt Zaklina nicht.

Der Weg zur Diagnose

Die Diagnose erfolgt denn auch erst vor einigen Monaten. Zaklina, die mit ihren zwei kleinen Töchtern Lily (3) und Stella (1) zu Hause ist, leidet unter Stress. «Ich war ständig in der Überatmung, habe beim Atmen chronisch hyperventiliert.» Zwei Mal landet sie in der Notfallaufnahme. Zwei Mal finden die Ärztinnen und Ärzte nichts.

«EoE-Patienten leiden jeden Tag»

Blick: Was ist eine Eosinophile Oesophagitis?
Alex Straumann: Eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Speiseröhre, bei der eine Untergruppe von weissen Blutkörperchen in die Wand der Speiseröhre wandern. Da der Name recht kompliziert ist, wird die Krankheit oft als EoE bezeichnet oder als Asthma der Speiseröhre. Ausgelöst wird sie fast immer durch eine allergische Reaktion auf Lebensmittel, und zwar auf deren Proteine. Am häufigsten sind Milchproteine die Auslöser. Da wir täglich mehrmals Nahrung aufnehmen, leiden EoE-Patienten jeden Tag.

Wie findet man heraus, ob man unter einer EoE leiden könnte?
Die menschliche Speiseröhre ist ähnlich aufgebaut wie die eines Hundes. Ein Hund reisst und schlingt seine Nahrung runter, und das sollte auch bei uns Menschen möglich sein. Es ist zwar unhöflich, aber ein guter Test, dass die Speiseröhre gesund ist und richtig funktioniert. Sobald solide Speisen verzögert nach unten rutschen, kurze oder sogar längere Zeit in der Speiseröhre steckenbleiben, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass eine organische Krankheit der Speiseröhre vorliegt. Zusätzlich verursacht eine EoE oftmals unabhängig vom Schlucken Schmerzen hinter dem Brustbein, welche den Beschwerden von Reflux (Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre) ähneln. Bei diesen Symptomen sollte eine Magenspiegelung durchgeführt werden.

Wer ist betroffen?
Vor allem jüngere, männliche Patienten, die bereits unter Allergien leiden. Aber auch Frauen, ältere Patienten und Nicht-Allergiker können an einer EoE erkranken. Erstmals aufgetreten ist die EoE vor 30 bis 40 Jahren. Seither nimmt sie massiv zu, heute lebt in der westlichen Welt ein Patient mit diagnostizierter EoE auf etwa 800 Einwohner.

Können schon Kinder erkranken?
Ja, eine EoE kann bereits im Kleinkindesalter auftreten. Allerdings sind dann die Beschwerden etwas anders und diffuser als bei Erwachsenen. Nahrungsverweigerung, Gedeihstörung mit fehlender Gewichts- und Grössenzunahme, diffuse Schmerzen in Brust und/oder Bauch oder Durchfall sind Symptome der EoE bei Kindern.

Ist Eosinophile Ösophagitis vererbbar?
Es gibt eine genetische Komponente. Aus Familien-Studien wissen wir, dass das Risiko für einen eineiigen Zwilling an einer EoE zu erkranken gut 40 Prozent beträgt, wenn sein identisches Geschwister bereits an einer EoE leidet. Für zweieiige Zwillinge liegt das Risiko bei gut 20 Prozent.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Es bestehen einige sehr gute Therapien, die man unter dem Schlagwort DDD zusammenfassen kann. Das erste D steht für Drugs (Medikamente). Es gibt rein lokal wirksame Kortisonpräparate, welche die Entzündung unterdrücken, und einige Biologika, deren Wirksamkeit und Sicherheit sehr gut ausgetestet sind. Das zweite D steht für Diät. Da die EoE eine Lebensmittel-Allergie ist, käme die Entzündung zur Ruhe, wenn das die Entzündung auslösende Lebensmittel konsequent weggelassen wird. Allerdings igibt es momentan noch keine allergologischen Tests, mit deren Hilfe man die «Täter-Speise» suchen kann. Die verdächtigen Speisen müssen probeweise für einige Monate weggelassen werden, dann muss man kontrollieren, ob die EoE zur Ruhe gekommen ist, oder nicht. Das dritte D steht für Dilatation. Wenn eine Speiseröhre durch die eosinophile Entzündung massiv verengt ist, muss sie mechanisch dilatiert (aufgedehnt) werden. Dieser Eingriff wird ambulant durch den Magendarm-Spezialisten im Rahmen einer Endoskopie im Kurzschlaf durchgeführt.

Was geschieht, wenn eine EoE unbehandelt bleibt?
Die eosinophile Entzündung führt zur Bildung von Narbengewebe, wodurch die Wand der Speiseröhre massiv verdickt, aber auch starr und brüchig wird. Das führt zu einer Beeinträchtigung des Speisetransports mit entsprechenden Beschwerden. Zudem kann jederzeit ein Bissen steckenbleiben und die Speiseröhre komplett verschliessen. Das kann gefährlich sein, denn die Speiseröhre kann verletzt werden, oder Speisen und Speichel können in die Lunge gelangen und zu einer Lungenentzündung führen.

Alex Straumann, Professor an der Universität Basel, gilt als international ausgewiesener Experte im Gebiet der eosinophilen Entzündungen des Magendarm-Traktes.
zVg

Blick: Was ist eine Eosinophile Oesophagitis?
Alex Straumann: Eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Speiseröhre, bei der eine Untergruppe von weissen Blutkörperchen in die Wand der Speiseröhre wandern. Da der Name recht kompliziert ist, wird die Krankheit oft als EoE bezeichnet oder als Asthma der Speiseröhre. Ausgelöst wird sie fast immer durch eine allergische Reaktion auf Lebensmittel, und zwar auf deren Proteine. Am häufigsten sind Milchproteine die Auslöser. Da wir täglich mehrmals Nahrung aufnehmen, leiden EoE-Patienten jeden Tag.

Wie findet man heraus, ob man unter einer EoE leiden könnte?
Die menschliche Speiseröhre ist ähnlich aufgebaut wie die eines Hundes. Ein Hund reisst und schlingt seine Nahrung runter, und das sollte auch bei uns Menschen möglich sein. Es ist zwar unhöflich, aber ein guter Test, dass die Speiseröhre gesund ist und richtig funktioniert. Sobald solide Speisen verzögert nach unten rutschen, kurze oder sogar längere Zeit in der Speiseröhre steckenbleiben, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass eine organische Krankheit der Speiseröhre vorliegt. Zusätzlich verursacht eine EoE oftmals unabhängig vom Schlucken Schmerzen hinter dem Brustbein, welche den Beschwerden von Reflux (Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre) ähneln. Bei diesen Symptomen sollte eine Magenspiegelung durchgeführt werden.

Wer ist betroffen?
Vor allem jüngere, männliche Patienten, die bereits unter Allergien leiden. Aber auch Frauen, ältere Patienten und Nicht-Allergiker können an einer EoE erkranken. Erstmals aufgetreten ist die EoE vor 30 bis 40 Jahren. Seither nimmt sie massiv zu, heute lebt in der westlichen Welt ein Patient mit diagnostizierter EoE auf etwa 800 Einwohner.

Können schon Kinder erkranken?
Ja, eine EoE kann bereits im Kleinkindesalter auftreten. Allerdings sind dann die Beschwerden etwas anders und diffuser als bei Erwachsenen. Nahrungsverweigerung, Gedeihstörung mit fehlender Gewichts- und Grössenzunahme, diffuse Schmerzen in Brust und/oder Bauch oder Durchfall sind Symptome der EoE bei Kindern.

Ist Eosinophile Ösophagitis vererbbar?
Es gibt eine genetische Komponente. Aus Familien-Studien wissen wir, dass das Risiko für einen eineiigen Zwilling an einer EoE zu erkranken gut 40 Prozent beträgt, wenn sein identisches Geschwister bereits an einer EoE leidet. Für zweieiige Zwillinge liegt das Risiko bei gut 20 Prozent.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Es bestehen einige sehr gute Therapien, die man unter dem Schlagwort DDD zusammenfassen kann. Das erste D steht für Drugs (Medikamente). Es gibt rein lokal wirksame Kortisonpräparate, welche die Entzündung unterdrücken, und einige Biologika, deren Wirksamkeit und Sicherheit sehr gut ausgetestet sind. Das zweite D steht für Diät. Da die EoE eine Lebensmittel-Allergie ist, käme die Entzündung zur Ruhe, wenn das die Entzündung auslösende Lebensmittel konsequent weggelassen wird. Allerdings igibt es momentan noch keine allergologischen Tests, mit deren Hilfe man die «Täter-Speise» suchen kann. Die verdächtigen Speisen müssen probeweise für einige Monate weggelassen werden, dann muss man kontrollieren, ob die EoE zur Ruhe gekommen ist, oder nicht. Das dritte D steht für Dilatation. Wenn eine Speiseröhre durch die eosinophile Entzündung massiv verengt ist, muss sie mechanisch dilatiert (aufgedehnt) werden. Dieser Eingriff wird ambulant durch den Magendarm-Spezialisten im Rahmen einer Endoskopie im Kurzschlaf durchgeführt.

Was geschieht, wenn eine EoE unbehandelt bleibt?
Die eosinophile Entzündung führt zur Bildung von Narbengewebe, wodurch die Wand der Speiseröhre massiv verdickt, aber auch starr und brüchig wird. Das führt zu einer Beeinträchtigung des Speisetransports mit entsprechenden Beschwerden. Zudem kann jederzeit ein Bissen steckenbleiben und die Speiseröhre komplett verschliessen. Das kann gefährlich sein, denn die Speiseröhre kann verletzt werden, oder Speisen und Speichel können in die Lunge gelangen und zu einer Lungenentzündung führen.

«Als es wieder akut war, ging ich zum Asthma- und Heuschnupfen-Spezialist», erzählt Zaklina Bäbler. Dieser meinte, die ehemalige Rosenkavalierin könnte einen stillen Reflux haben. Dabei steigt Säure aus dem Magen in Form von Gas hoch und löst Atemnot aus. Der Arzt schickt Zaklina zu einer ersten Magenspiegelung. Die Untersuchung schafft Klarheit. Anhand der Vernarbungen in der Speiseröhre sowie einer Gewebeprobe folgt die Diagnose: Eosinophile Ösophagitis, kurz EoE, auch als «Asthma der Speiseröhre» bekannt. «Danach musste ich über ein Jahr auf den ersten Beratungstermin bei den Spezialisten im Unispital Zürich warten.»

Für Zaklina eine Zeit der Ungewissheit. Sie komme ganz gut klar mit der Diagnose, meint die Aargauerin. «Dass EoE unheilbar ist, ist natürlich doof, aber es bleibt einem nichts anderes übrig, als es einfach zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen.» Die Herausforderung liegt nun darin, herausfinden, welche Lebensmittel bei ihr EoE auslösen. Das geht, wenn überhaupt, nur mittels Auslassdiät. «Zuerst habe ich drei Monate auf Milch und Milchprodukte verzichtet. Zurzeit esse ich wieder alles. Ab Februar verzichte ich dann auf Weizen und alles Glutenhaltige.» Der positive Aspekt der Krankheit: «Ich versuche, das alles mit Humor zu nehmen, und sage mir, dass der jeweilige Verzicht die perfekte Diät vor dem Sommer ist, um noch paar letzte Schwangerschaftspfunde loszuwerden.»

Jährlich zur Magenspiegelung

Bei allem Humor – einfach ist der Umgang mit der Krankheit nicht immer. «Manchmal habe ich trotz Medikamenten Schmerzen. Auch bleibt mir hie und da das Essen in der Speiseröhre stecken, und es dauert sehr lange, bis es endlich im Magen landet. Das ist sehr unangenehm und schmerzhaft. Auch Trinken funktioniert dann nicht mehr.» Sie lasse sich aber im Alltag nicht ausbremsen: «Ich arbeite aktuell als Tagesmutter und habe viel Spass und Freude an dieser Aufgabe.» Für gesundheitliche Erleichterung sorgt ein Medikament, das einen Schutzfilm auf der Speiseröhre bildet. Und damit, dass sie fortan jährlich zur Magenspiegelung muss, lebe sie halt einfach. 

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