Sonnenschutz für die Kleinsten
Müssen Kinder wirklich UV-Schutz-Shirts tragen?

Sie gehören heute zum Bild jeder Badi: Kinder, die komplett eingepackt im Wasser planschen. Wie sinnvoll ist das? Eine Dermatologin erklärt.
Publiziert: 16.08.2024 um 10:45 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2024 um 21:46 Uhr
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Was ist gut beim Sonnenschutz für Kinder, was zu viel des Guten?
Foto: imago images
Jonas Dreyfus

Soll man Kinder komplett einpacken oder gar nicht erst an die Sonne lassen?

«Ich finde es super, wenn Eltern ihre Kinder gut geschützt an die Sonne lassen», sagt Dermatologin Marianne Meli (42) von der Praxis Dermanence in Zürich. Bewegung und Licht seien schliesslich gesund, sofern man die Mittagsstunden meide. Dass die Kleinen zum Teil komplett eingepackt an der Sonne planschen, macht gemäss Meli Sinn. Denn ein spielendes Kind habe kein Zeitgefühl. Besonders für Kinder kann Sonne gefährlich sein, denn ihre Haut ist weniger dick als die von Erwachsenen und verfügt über weniger Pigmente, die vor UV-Strahlen schützen. 

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Was sollen Kinder zum Baden an der Sonne tragen?

Meli empfiehlt für kleine Kinder ein langärmliges Shirt aus Badekleid-Stoff mit UV-Schutz oder – für Ältere – einen Anzug im Stil eines kurzärmligen Taucheranzuges. Dazu eine Schirmmütze mit einem Nackenschutz. Alle Hautstellen, die frei liegen, müssen im Abstand von zwei Stunden mit Schutzfaktor 50+ neu eingecremt werden. Meli: Kinder unter einem Jahr sollten aber, wenn möglich, nicht direkt der Sonne ausgesetzt werden. 

Welche Sonnencreme für welches Alter?

Dermatologin Meli empfiehlt bis zum Alter von einem Jahr Sonnencremes mit rein physikalischen Filtern und Schutzfaktor 50+. Sie sind meistens mit «mineralisch» angeschrieben, ziehen nicht in die Haut ein, sondern bedecken sie mit kleinen Partikeln, die Strahlung wie ein Spiegel reflektieren. Eltern, die sich Sorgen wegen schädlicher Stoffe machen, können diese Art von Creme gemäss Meli auch für ältere Kinder oder sich selbst verwenden. Sie hätten einfach den Nachteil, dass sie sich oft schwer verteilen lassen. «Ich benutze für mich und meine 19 Monate alte Tochter eine Kindersonnencreme mit einer Kombination aus chemischen und physikalischen Filtern, basierend auf einer Technologie, die ein Auftragen auf nasse Haut ermöglicht.»

Was bedeutet der Schutzfaktor UPF bei Textilien?

Wie Sonnencremes, zeigt auch der Schutzfaktor UPF (Ultraviolet Protection Factor) an, wie viel länger man an der Sonne bleiben kann, ohne dass die Haut beschädigt wird. Sonnencremes dürfen in der Schweiz höchstens mit der Bezeichnung 50+ verkauft werden, auch wenn ihr Schutzfaktor teilweise viel höher ist. Bis er so geschützt ist, wie es das Produkt verspricht, muss ein Erwachsener mit einer durchschnittlichen Körpergrösse rund drei Esslöffel der Creme auftragen. Bei Sonnenschutzkleidung ist der angegebene Schutzfaktor hingegen absolut. Einen tiefen UPF von ca. 10 haben die im Sommer beliebten weissen Baumwollstoffe. Generell schützen Kunstfaser wie Polyester besser, weil sie sich feiner weben lassen. 

Sollen Kinder eine Sonnenbrille tragen?

Krankenversicherer Visana empfiehlt eine Sonnenbrille bei Kindern, weil bei ihnen 70 Prozent mehr UV-Strahlen ins Augeninnere gelangen als bei Erwachsenen. Das kann zu Netzhautschäden führen, die sich im Alter bemerkbar machen. Gute Modelle für Kinder haben einen hohen UV-Filter (UV-400) und ein CE-Zeichen, das auf den EU-Sicherheitsstandard hinweist. Die Transmissionsstufen bezeichnen die Lichtdurchlässigkeit des Glases. Kategorie 3 eignet sich für den Sommer, die Berge und den Strand. Kleine Kinder tun sich schwer mit dem Gestell auf der Nase. Ihre Tochter trage deswegen eine Dächlikappe an Orten, an denen das Licht nicht allzu stark reflektiert werde, sagt Meli. «In den Bergen und bei Schnee bestehe ich auf die Brille.»

Ist die Sonne heute gefährlicher als früher?

Seitdem Chemikalien wie FCKW in Spraydosen und Ähnlichem abgeschafft sind, erholt sich das Ozonloch über der Antarktis. Forscher gehen sogar davon aus, dass es sich in den nächsten 50 bis 100 Jahren schliesst. Weil es aufgrund des Klimawandels immer mehr warme, wolkenlose Tage gibt, und damit die Zahl der Sonnenstunden steigt, an denen man sich UV-Strahlung aussetzt, ist die Belastung für die Haut und damit das Hautkrebsrisiko trotzdem höher geworden.

Warum ist Sonnenschutz ein immer grösseres Thema?

«Wir kommen langsam vom Mythos der gesunden Hautbräune weg», sagt Christian Surber, Pharmazeut und emeritierter Professor der Universität Basel in einem Interview mit der «NZZ». Das zeige sich auch auch in der Werbung für Sonnenschutzmittel. «Waren früher die abgebildeten Models knackig braun, sind sie jetzt nur noch leicht gebräunt.» In der Bevölkerung habe das Bewusstsein zugenommen, dass die Sonne stark zur Hautalterung beiträgt. «Das beunruhigt viele Leute mehr als das Thema Hautkrebs.»

Rudernde Dermatologin

Dermatologin Dr. Med Marianne Meli ist Gründerin und ärztliche Leiterin der Hautarztpraxis Dermanence in Zürich. Die gebürtige Zürcherin hat sowohl Studium als auch die Facharztausbildung an der Universität Zürich absolviert. Als Hobby rudert sie regelmässig morgens auf dem See, wo konsequenter Sonnenschutz ein Muss sei.

Zak van Biljon

Dermatologin Dr. Med Marianne Meli ist Gründerin und ärztliche Leiterin der Hautarztpraxis Dermanence in Zürich. Die gebürtige Zürcherin hat sowohl Studium als auch die Facharztausbildung an der Universität Zürich absolviert. Als Hobby rudert sie regelmässig morgens auf dem See, wo konsequenter Sonnenschutz ein Muss sei.

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