Selbstbewusster werden
Mit diesen Tipps lassen Sie Ihre Unsicherheit hinter sich

Sich in gewissen Situationen unsicher zu fühlen, ist etwas ganz Menschliches. Wie Sie in solchen Momenten richtig reagieren, sagt ein Lifecoach.
Publiziert: 04.01.2021 um 10:15 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2021 um 16:30 Uhr
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Unsicherheit ist etwas Menschliches, das jeder einmal empfindet.
Foto: Getty Images/Tetra images RF
Vanessa Büchel

Sogar der selbstbewussteste Mensch fühlt sich mal unsicher. Dass man in manchen Situationen nicht recht weiss, wie man reagieren oder sich verhalten soll, ist ganz natürlich. Dabei kann Unsicherheit in den unterschiedlichsten Momenten vorkommen, beispielsweise wenn man einen Vortrag halten muss oder mit Fremden sprechen soll.

Dass manche Menschen aber unsicherer sind, als andere, kann mitunter daran liegen, dass wir Dinge unterschiedlich wahrnehmen, erklärt Angelika Reimer (45), Lifecoach und Coach in positiver Psychologie: «Menschen verarbeiten manche Sachen einfach anders, als andere. Was für mich schlimm ist, ist für den anderen gar nicht schlimm oder umgekehrt.» Jeder habe seine individuelle Entwicklung und einzigartigen Empfindungen, was uns zu unterschiedlichen Wesen macht.

Gründe für Unsicherheit sind unterschiedlicher Natur. So kann ein mangelndes Selbstbewusstsein ein Grund dafür sein. Aber auch die Entwicklung spielt eine wichtige Rolle. «Wenn wir uns als Kind nicht sicher oder beschützt gefühlt haben, könnte das ein Auslöser sein», meint Reimer. Ein prägendes, traumatisches Ereignis könne ebenfalls hinter Unsicherheit stecken.

Was ist Unsicherheit überhaupt?

«Unsicherheit ist eine subjektiv wahrgenommener, emotionaler Zustand und eine Art von Vermeidungsstrategie», definiert der Lifecoach. Oft bedeutet das, dass man sich selbst nur wenig vertraut.

Anzeichen für Unsicherheit gibt es mehrere: «Schüchternheit, wenn der Blickkontakt nicht gehalten wird oder eine zu hohe Stimme, ein zu schnelles Sprechen können Anzeichen sein», weiss Reimer. Auch das Aufbäumen des Oberkörpers oder eingezogene Schultern sind offensichtliche Hinweise.

Wie erkennt man einen unsicheren Menschen?

Meist stellt man sich unter einer unsicheren Person jemand Schüchternes vor. «Nur weil jemand schüchtern ist, heisst das aber nicht, dass er auch immer gleich unsicher ist. Auch extrovertierte Menschen können unsicher sein», stellt die Expertin klar.

Doch kann ein schüchternes Verhalten durchaus auf Unsicherheit hinweisen. Reimer nennt weitere Verhaltensweisen, welche Schlüsse auf einen unsicheren Menschen verraten könnten:

  • Perfektionismus: Wenn jemand sehr ehrgeizig ist, immer alles perfekt machen will und dadurch überperformt.
  • Immer auf der Suche nach Aufmerksamkeit: Jemand buhlt ständig um Aufmerksamkeit und hat ununterbrochen das Bedürfnis, die eignen Erfolge hervorzuheben sowie Lob zu ergattern.
  • Anderen nichts gönnen: Man gönnt anderen keine Erfolge und auch sonst nichts, ist immer neidisch und missgünstig.
  • Meinung von anderen nicht annehmen können: Jemand ist andere Meinung und man kann das nicht akzeptieren, nimmt es gar persönlich.
  • Entscheidungsprobleme: Entscheidungen werden gerne aufgeschoben. Hier geht es nicht nur ums Aufschieben, sondern um eine extreme Art der Unentschlossenheit.
  • Vergleiche: Jemand vergleicht sich ununterbrochen mit anderen und bewertet sich dadurch selbst – in Form von Über- oder Unterbewertung.
  • Schwächen hervorheben: Wenn jemand seine Stärken nie sieht und sich immer nur auf seine Schwächen konzentriert.
  • Komplimente ablehnen: Komplimente können nicht angenommen werden und man fühlt sich dabei meist beschämt.
  • Konfrontation scheuen: Jemand scheut es, Konfrontationen einzugehen und versucht, diesen konsequent aus dem Weg zu gehen.

Wie kann man einen unsicheren Menschen unterstützen?

Bemerkt man, dass sich das Gegenüber unsicher verhält, kann man im Umgang mit ihm auf gewisse Dinge achten, um die Situation angenehmer zu gestalten. Was laut dem Lifecoach keinesfalls hilft: «Man sollte nicht sagen: ‹Das ist doch alles gar nicht so schlimm.›»

Zeigt man Verständnis, kann das unterstützend wirken. «Vermittelt man Mitgefühl und signalisiert dem anderen, dass man sich auf gleicher Ebene befindet, kann das helfen, die Unsicherheit zu zügeln», erklärt Reimer. Man solle zeigen, dass man die Angst vor beispielsweise einer Präsentation nachvollziehen und verstehen kann. «Es ist ganz menschlich, wenn man sich unsicher fühlt. Lässt man selbst die Hüllen fallen und sagt, bei was man sich unsicher fühlt, stellt man sich auf dieselbe Ebene wie der andere.»

Am besten sei es, wenn man auf die Gefühle des anderen eingeht und ihm einen sicheren Hafen bietet. «Verstanden zu werden, hilft enorm», so die Expertin.

Wie wird man seine Unsicherheit los?

Wie man mit Situationen umgeht, in denen man sich unsicher fühlt, kann gelernt werden. Mit jedem Mal lernt man dazu, wie man sich in Zukunft in gewissen Momenten verhalten kann.

Laut Reimer geht jeder Mensch individuell mit Unsicherheit um. Der Lifecoach nennt aber ein paar allgemeine Tipps für die Vorbereitung auf Situationen, in denen man sich nicht unbedingt wohlfühlt:

  • Nicht vergleichen: Man sollte vermeiden, sich mit anderen und deren Verhaltensweisen zu vergleichen. Wichtig ist, sich auf seine eigenen Stärken zu fokussieren und diese auch zu sehen.

  • Bestätigung nicht aussen suchen: Unbedingt sollte man vermeiden, Bestätigung bei anderen zu suchen. Es empfiehlt sich, bei sich zu bleiben und herauszufinden, wie man sich Selbstbestätigung geben kann.
  • Kritik nicht persönlich nehmen: Auch sollte man lernen, Feedback von Aussenstehenden nicht persönlich zu nehmen. Man darf trotzdem auch mal innehalten und darauf achten, was der andere sich dabei gedacht hat und welche positiven Absichten hinter der Kritik stecken.
  • Aus schlechten Erfahrungen lernen: Man sollte versuchen, vergangene Verletzungen zu reflektieren und diese zu heilen. Hat man beispielsweise eine schlechte Präsentation hinter sich, sollte man nicht als Vermeidungsstrategie versuchen, nie wieder eine Präsentation zu machen, sondern vielmehr herausfinden, wie man über das schlechte Erlebnis hinwegkommen kann. Die Zweifel aus dem Weg räumen und aus Vergangenem dazulernen, das hilft ungemein.
  • Humor: Sich selbst und das Leben nicht so ernst und schwer zu nehmen, kann ebenfalls guttun.
  • Kleine Schritte feiern: Auch der klitzekleinste Schritt ist Grund zur Freude. Man sollte jeden noch so kleinen Fortschritt feiern und als Erfolg sehen. Wenn man beispielsweise eine Präsentation gut vor dem Spiegel abgehalten hat, darf man sich selbst ruhig dafür loben.
  • Innere Dialoge: Auch einmal darauf zu achten, wie man mit sich selbst redet. Oft sind diese inneren Dialoge negativ belastet. Das sollte nicht so sein, sondern sollte man seine Gedanken auf etwas Positives richten.
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