Verfolgt werden, in die Tiefe fallen oder aber Zahnausfall – im Traum sehen wir oftmals Bilder, die wir nicht genau interpretieren können. So ist auch das Fliegen eines der häufigsten Bilder, das in der Traumdeutung untersucht wird. Der Psychologe und Leiter des wissenschaftlichen Schlaflabors in Mannheim (D), Michael Schredl (59), erklärt im Gespräch mit Vayamo, was dahintersteckt.
Was passiert im Gehirn, wenn wir träumen?
Damit es überhaupt zum Träumen kommt, braucht es laut Schredl vor allem Gehirnaktivität. «Träumen wird als subjektives Erleben während des Schlafes definiert. Damit dieses subjektive Erleben auftreten kann, braucht es Gehirnaktivität.» Einige Befunde würden dafür sprechen, dass während des Träumens die gleichen Zentren – so zum Beispiel höhere Sehzentren bei visuellen Eindrücken oder Sprachzentren beim Hören und Sprechen – aktiv seien wie im Wachzustand.
«Dadurch, dass das Gehirn während des Schlafes auf eine andere Weise aktiviert ist als während des Wachzustandes, kann es sein, dass auch die Erlebnisse anders, zum Beispiel emotional intensiver, sind.
Freiheitsgefühl oder Angst?
Auch das Traumbild des Fliegens sei laut dem Experten ein subjektives Erleben. Eine eindeutige Interpretation ist also nicht möglich. Trotzdem weiss Schredl: «Die Tätigkeit des Fliegens im Traum ist meist mit positiven Gefühlen verbunden. Allerdings sind bei einem Drittel der Träumenden auch Ängste bezüglich dem Abstürzen vorhanden.» Da Fliegen thematisch nicht direkt das Wachleben widerspiegele, gehe man heute davon aus, dass der Zusammenhang auf der emotionalen Ebene zu suchen ist.
Konkret bedeutet dies laut dem Experten, dass der Traum die Metapher Fliegen nutzt, um Hochgefühle auszudrücken. «Dazu passt auch die gelegentliche Angst, da man ja auch im Wachzustand nie weiss, wie lange die guten Gefühle andauern werden», so Schredl.
Dafür stehen Wiederholungsträume
Viele Menschen träumen immer und immer wieder denselben Traum. Sollte das Fliegen auch bei Ihnen ein regelmässiges Traumbild sein, steckt dahinter laut dem Psychologen eine logische Erklärung: «Wiederholungsträume, vor allem negativ getönte, weisen darauf hin, dass im Wachleben etwas ins Stocken geraten ist, sonst würden die Träume immer neue Themen aufgreifen. Ein einfacher Vergleich: Eine Person, die im Wachzustand Prüfungsangst hat, erlebt diese immer wieder, wenn etwas Prüfungsartiges ansteht. Lernt die Person, mit den Ängsten umzugehen, dann verschwinden die wiederkehrenden Ängste.» So würde es auch bei Wiederholungsträumen meist darum gehen, sich aktiv mit Ängsten auseinanderzusetzen.
Auch positive Wiederholungsträume haben laut dem Experten eine Botschaft: «Positive Erlebnisse im Wachleben führen zu der Überlegung, etwas Ähnliches noch einmal zu tun. Positive Traumgefühle können die Person so anregen, im Wachzustand mehr Dinge zu machen, die mit solchen positiven Gefühlen verbunden sind.»