Darmträgheit gehört zu den häufigsten Magen-Darm-Beschwerden. Vor allem Frauen und ältere Menschen sind davon betroffen. Um die Schmerzen zu lindern, greifen die meisten Menschen gleich zu den klassischen Abführmitteln. «Leider tun sie dies oftmals zu früh», erklärt Prof. Dr. med. Dr. phil. Gerhard Rogler (58), Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie im Universitätsspital Zürich.
Ursachen von Darmträgheit
«Normalerweise regt der sogenannte Vagusnerv die Darmmuskulatur an, so dass sich die Muskeln alle zwei Sekunden zusammenziehen und wieder entspannen», sagt Rogler. So käme die Darmtätigkeit in Gang. Wenn der Vagusnerv oder die Darmmuskulatur zu wenig aktiv ist, wird der Stuhl laut Rogler nicht mehr vorwärts bewegt. Dadurch könne die Verstopfung entstehen. «Soweit kommt es, wenn ein Bewegungsmangel vorliegt. Auch ballaststoffarmes Essen kann die Darmträgheit verursachen», sagt der Experte.
Medikamente seien dabei aber auch ein wichtiger Faktor. «Eine ganze Reihe von Medikamenten löst Verstopfungen aus, wenn nicht sogar fast jedes», warnt Rogler. Dies betreffe vor allem Schmerzmittel. «Alles, was die Muskeln entspannt, führt zwangsläufig dazu, dass sich die Darmmuskeln nicht mehr richtig bewegen.»
Man solle auch berücksichtigen, dass das Alter ein Faktor sein könnte. Die gute Nachricht: Auch in diesem Fall kann man der Darmträgheit entgegenwirken.
Verstopfung bekämpfen
Laut Rogler komme der Darm durch Bewegung in Schwung. Zusätzlich solle man Ballaststoffe essen. «Diese machen den Stuhl weicher und voluminöser. So wird die Darmtätigkeit angeregt», so der Arzt. Zudem empfiehlt er, Flohsamenschalen und Extrakte aus dem indonesischen Stinkbaum einzunehmen. Diese könnten ebenfalls gegen Verstopfungen helfen. Sogar die Wirkstoffe in Kaffee könnten den Darm in Gang bringen.
Ausserdem gibt es auch die klassischen Abführmittel. Aber Achtung: Diese regen die Darmtätigkeit jedoch nur kurzfristig an und die Nebenwirkungen werden oftmals unterschätzt. Bei dauerhaftem oder unüberlegtem Einsatz von Abführmitteln könne sich die Verstopfung sogar verstärken. «Pflanzliche, wasserbindende Mittel sind daher viel besser. Idealerweise greifen Sie erst zu normalen Abführmitteln, wenn es mit den anderen Varianten nicht geklappt hat», rät Rogler.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Laut dem Arzt kommt es auf die Stuhlgewohnheiten an, wann man zum Untersuch gehen sollte. «Der Zeitpunkt ist ganz unterschiedlich. Wenn man sonst zweimal am Tag auf die Toilette geht, und plötzlich nur noch jeden dritten Tag stuhlt, kann das nicht normal sein. Für andere Menschen ist es hingegen gewöhnlich, jeden dritten Tag den Darm zu entleeren», erklärt Rogler. Daher kommt es darauf an, wie die Tätigkeit seit Jahren war, und ob es Veränderungen gibt. «Man muss aber auch beachten, dass der Darm im Alter träger wird. Dann sind Veränderungen ganz normal», ergänzt der Experte.