Auf einen Blick
Seit Juni ist die neue Coronavariante XEC auf dem Vormarsch. Sie wurde erstmals in Deutschland entdeckt und breitet sich schnell aus – vor allem in Europa. In der Schweiz ist die Mutation für etwa 50 Prozent der Sars-CoV-2-Infektionen verantwortlich, teilt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von Blick mit.
Das BAG empfiehlt deshalb, dass sich Menschen ab 65 Jahren und alle mit einer chronischen Krankheit im Herbst respektive Winter impfen lassen. Schwangere können nach einer individuellen Abklärung eine Impfung erhalten. Es ist aber nicht ganz einfach, einen Piks zu bekommen, da der Bund die Impfung nicht mehr übernimmt. Ausserdem werfen die neue Mutation und die steigenden Infektionszahlen einige Fragen auf. Etwa, wie gut die Impfstoffe vor der XEC-Variante schützen.
Warum gilt die Impfempfehlung nur für Risikogruppen?
«Inzwischen sind praktisch alle Schweizerinnen und Schweizer mit dem Virus in Kontakt gekommen, die meisten mehrmals», sagt Tanja Stadler (43), Biostatistikerin an der ETH Zürich und ehemalige Leiterin der Covid-19-Taskforce. Zudem seien sehr viele Menschen mehrfach gegen Sars-CoV-2 geimpft. «Das bedeutet, dass die Menschen eine Immunabwehr gegen Covid aufbauen konnten.»
Für Menschen, die nicht zu der besonders gefährdeten Gruppe gehören, schütze diese Immunabwehr gut vor schweren Verläufen. Die Gruppe der besonders gefährdeten Menschen habe ein höheres Risiko für schwere Verläufe. Um dieses Risiko zu verringern, sei eine regelmässige Auffrischung der Impfung notwendig.
Ist das Pflegepersonal nicht einem Risiko ausgesetzt?
Gesundheitsfachpersonen und Betreuungspersonen wird gemäss BAG keine Impfung empfohlen. Ihnen sei die Entscheidung aber frei überlassen, teilt das BAG auf Anfrage von Blick mit. «Sie können sich impfen lassen, wenn sie nach einer individuellen Abwägung das Risiko für eine Infektion mit milder Erkrankung etwas vermindern möchten.»
Schützen die Impfstoffe vor der XEC-Variante?
Da es sich bei der XEC-Variante um eine Untervariante von Omikron handelt, geht das BAG davon aus, dass die erhältlichen mRNA-Impfstoffe weiterhin einen Schutz vor schweren Infektionen bieten. Aufgrund der verfügbaren Daten werde erwartet, dass die Impfung den Schutz vor schweren Erkrankungen inklusive eines Spitalaufenthalts für etwa sechs Monate verbessert.
Wirkt die Covid-Impfung auch gegen Grippeviren?
Nein, das sei nicht der Fall, sagt Stadler. «Eine Grippe-Impfung schützt vor Influenza, eine Covid-Impfung vor Sars-CoV-2.» Für einen Schutz gegen beide Viren braucht es also beide Impfungen. Wer sich sowohl gegen Corona als auch gegen Grippeviren impfen lassen möchte, kann die Grippe-Impfung gleichzeitig mit, vor oder nach der Corona-Impfung machen.
Soll man wieder vermehrt eine Maske tragen?
Wenn respiratorische Erreger zunehmend zirkulieren, mache es in gewissen Situationen Sinn, wieder eine Maske zu tragen, sagt Stadler. Menschen, die sich vor einer Infektion schützen wollen, empfiehlt sie, in Innenräumen eine zu tragen. «Ich selbst trage beispielsweise eine Maske, wenn es im ÖV eng wird.»
Mutiert das Virus in der kalten Jahreszeit schneller und drohen gefährlichere Varianten?
Ein Virus mutiere immer gleich schnell, sagt die Expertin. «Wenn es allerdings viele Infektionen gibt und daher viele Viren zirkulieren, gibt es mehr Viren, die sich potenziell in eine problematische Variante verändern können.» Die Virus-Varianten, die Menschen trotz ihrer aufgebauten Immunabwehr leicht anstecken könnten, hätten einen Vorteil und würden sich ausbreiten.
Kann es auch sein, dass das Virus harmloser wird?
«Je nach Variante wurde das Virus gefährlicher oder etwas weniger gefährlich», sagt Stalder. Delta sei im Vergleich zum ursprünglichen Virus etwas riskanter gewesen und Omikron sei etwas weniger gefährlich. «Der Hauptgrund, warum wir inzwischen viel weniger schwere Verläufe beobachten als 2020, ist, dass die Menschen inzwischen eine gewisse Immunabwehr aufgebaut haben.»