Dank der «stillen Stunde» kann sie alleine einkaufen
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Julia Meier hat Asperger:Dank der «stillen Stunde» kann sie alleine einkaufen

Kann man Asperger-Autismus heilen?
Das müssen Sie über das Asperger-Syndrom wissen

Wer am Asperger-Syndrom leidet, kann in ausgewählten Spar-Filialen stressfrei einkaufen. Doch worum gehts eigentlich bei dieser Art von Autismus?
Publiziert: 15.05.2022 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2023 um 14:38 Uhr
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Zu laut: Viele Asperger-Autisten sind sehr lärmempfindlich.
Foto: Your_Photo_Today
Jonas Dreyfus

«Stille Stunden» hat nichts mit Weihnachten zu tun. Es ist der Name eines Pilotprojekts, an dem sich zwölf Spar-Filialen in den Kantonen Zürich und Aargau beteiligen (Blick berichtete). Zwei Mal pro Woche ist Einkaufen in den Filialen für ein paar Stunden «autismusfreundlich». Es läuft keine Musik, niemand macht Ladendurchsagen, und das Licht wird gedimmt.

Matthias Huber (54), Psychologe und Autismus-Experte der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern, begrüsst die Aktion. Er hilft Menschen, die am Asperger-Syndrom leiden, damit zu leben. Er selbst ist auch davon betroffen.

Was ist das Asperger-Syndrom?

Das nach dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger benannte Syndrom ist eine Form von Autismus. Die Betroffenen haben sprachlich keine Defizite, wissen aber nicht so richtig, wie sie mit anderen Menschen kommunizieren sollen. Wenn jemand mit ihnen in Umgangssprache spreche, komme es oft zu Missverständnissen, weil Betroffene alles wörtlich nehmen würden, sagt Matthias Huber. Hetze einen Asperger-Autisten also nicht beim Sprechen und lass ihm Zeit zu antworten.

Sind Asperger-Autisten besonders intelligent?

Die meisten Asperger-Autisten seien durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligent, sagt Huber. Gleichzeitig sind Asperger-Autisten gemäss Huber sehr detailfokussiert und nehmen Einzelheiten in ihrer Umgebung viel stärker wahr als Zusammenhänge. «Viele von ihnen sind geräusch- und lichtempfindlich.» Sie meiden Stosszeiten im ÖV oder tragen bei der Arbeit Noise-Cancelling-Kopfhörer.

Autismus-Experte und Betroffener

Matthias Huber (54) ist Psychologe im Fachbereich Autismus an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD). Er berät Eltern und Fachpersonen im Umgang mit autistischen Kindern und Erwachsenen. Huber erhielt in den 90er-Jahren im Erwachsenenalter die Diagnose Asperger-Autismus – vorher war das Syndrom wenig bekannt. Er hatte in der Schule autismustypische Schwierigkeiten und holte die Matur auf dem zweiten Bildungsweg nach.

Matthias Huber (54) ist Psychologe im Fachbereich Autismus an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD). Er berät Eltern und Fachpersonen im Umgang mit autistischen Kindern und Erwachsenen. Huber erhielt in den 90er-Jahren im Erwachsenenalter die Diagnose Asperger-Autismus – vorher war das Syndrom wenig bekannt. Er hatte in der Schule autismustypische Schwierigkeiten und holte die Matur auf dem zweiten Bildungsweg nach.

Kann man Asperger-Autismus heilen?

Autismus sei nicht heilbar, sagt Huber, denn man komme damit auf die Welt. Therapeutisch unterstützen könne man Betroffene, indem man ihnen helfe, sich und ihren Autismus besser zu verstehen, und ihnen beibringe, wie sich Menschen verhalten, die diesbezüglich kein Handicap haben. Psychoeducation ist der Fachbegriff dafür. Laut Huber treten bei Asperger-Autisten oft «Begleitstörungen» wie depressive Episoden und Angstzustände auf. «Diese kann man behandeln.»

Wer ist davon betroffen?

In der Schweiz gibt es keine Statistiken zu Autismus-Diagnosen – der Verein Autismus deutsche Schweiz geht von einem Prozent Betroffenen aus. Lange Zeit nahmen Wissenschaftler an, Asperger-Autismus betreffe nur Buben. Heute weiss man: Mädchen mit Asperger-Syndrom bleiben oft unentdeckt, weil sie einerseits ihre Kommunikationsprobleme besser überspielen können als Buben. Andererseits, sagt Huber, gelte es als normaler, wenn Mädchen schüchtern und ängstlich wirken, als das bei Buben der Fall sei. Plus: Mädchen mit Asperger-Autismus haben oft dieselben Interessen wie viele Angehörige ihrer Altersgruppe: Tiere, Reiten. Das falle weniger auf, sagt Huber, als wenn ein Bub mit Asperger-Autismus zum Beispiel die Nummern von Hunderten Telefonkabinen auswendig lerne.

Auf welche Anzeichen muss ich bei meinem Kind achten?

Wenn es ausgeprägte Mühe hat, Kontakte zu anderen Kindern zu knüpfen, jedes Mal weint, wenn es die Eltern in die Kita bringen, ohne sich zu beruhigen, könnten das Anzeichen für eine Form von Autismus sein. Auch mit kleinsten Veränderungen können betroffene Kinder nicht gut umgehen. Zum Beispiel kann die Umstellung von Brei auf feste Nahrung fast unmöglich sein, oder sie wollen immer dieselben Kleider tragen.

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