Laut Forscher Hartmut Geiger könnte es schon in 20 Jahren erste Therapien geben
Das Elixier des ewigen Lebens rückt immer näher

Gesund alt werden ohne Krebs oder Arthrose: Dank eines neuen Medizinzweiges könnte das schon in 20 Jahren möglich sein. Hartmut Geiger (53) hat eine Substanz entdeckt, die Stammzellen verjüngt.
Publiziert: 29.09.2023 um 11:19 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2023 um 11:38 Uhr
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Bio-Hacker wie der exzentrische Multimillionär Bryan Johnson (45) wollen den Alterungsprozess aufhalten.
Foto: Instagram
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Lea ErnstRedaktorin Gesellschaft

Krank werden, Runzeln kriegen, für die Gesellschaft immer irrelevanter werden: War das Altwerden früher noch mit Weisheit und Respekt verbunden, fürchten sich heute immer mehr Menschen davor. Kein Wunder, dass die Mär der ewigen Jugend so verlockend scheint, wie nie.

Auch die Schulmedizin will Alter und Tod ein Schnippchen schlagen: Das Forschungsgebiet der Verjüngungsmedizin boomt. Vergangenes Jahr fand in Berlin die erste internationale Konferenz des neuen Medizinzweigs der Verjüngung statt. In Gstaad BE traf sich diese Woche die Elite der sogenannten «Longevity»-Branche.

Wenn die Stammzellen wieder jünger werden 

Auch Hartmut Geiger (53) forscht auf Hochtouren, um dem Elixier gegen das Altern näherzukommen. Er ist Direktor des Instituts für Molekulare Medizin an der Universität Ulm. Er und sein Team haben eine Substanz entdeckt, die blutzellenbildende Stammzellen verjüngt – ein bahnbrechender Erfolg. Verabreicht man die Substanz Mäusen, werden diese um 10 bis 15 Prozent älter und bleiben gesünder.

Geiger erklärt das so: Mit dem Alter wird die innere Organisation einer Zelle chaotischer, wodurch sie weniger gut funktioniert – halt so, wie wir im Alter ebenfalls vergesslicher und unzuverlässiger werden. Doch die Substanz verändert ein Protein, das die Zelle wieder aufräumt. Geiger sagt: «Dadurch funktioniert sie wieder wie eine jüngere Zelle.»

Schon in 20 Jahren erste Therapieformen

Die Hoffnung in Geigers Arbeit ist riesig: Alle möglichen Krankheiten könnten therapiert oder in manchen Fällen ganz verhindert werden. Von Leukämie über Immunkrankheiten bis hin zur Arthrose. «Bisher ist das alles noch Zukunftsmusik.» Doch Geiger schätzt, dass es bereits in 20 bis 30 Jahren erste Therapieformen geben könnte.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist das eine kurze Zeitdauer. Denn bis universelle Therapien marktfähig sind, durchlaufen sie extrem viele Stufen und Tests. «Erschwerend kommt hinzu, dass der Alterungsprozess per se nicht als Krankheit eingestuft wird», so Geiger. «Darauf ist die Wissenschaft noch nicht ausgerichtet – das gestaltet die Forschung komplizierter.»

Angst, dass seine Medizin für kosmetische Zwecke missbraucht werden könnte, hat Geiger vorerst nicht. Die verjüngende Substanz habe äusserlich moderate Effekte. «Sagen wir es mal so: Die Mäuse sahen nicht gerade aus, als wären sie aus einem Jungbrunnen gestiegen.»

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