Die Haut vergisst nie
So erkennst du Hautkrebs frühzeitig

Kein Organ ist häufiger von Krebs betroffen als die Haut. Massgeblicher Mitverursacher von Hautkrebs ist die Sonne – und Sonnenbrände in der Jugend.
Publiziert: 01.04.2021 um 16:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2022 um 10:25 Uhr
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Harmloses Muttermal oder Hautkrebs? Stellt man Veränderungen an der Haut fest, sollte man diese von einem Spezialisten abklären lassen.
Foto: Getty Images
Walter Aeschimann, «Beobachter»

Um es ganz deutlich zu sagen: Deine Haut vergisst nichts. Schon gar nicht einen Sonnenbrand. Oberflächlich betrachtet sieht es zwar aus, als hätte sich die Haut nach einem ausgeheilten Sonnenbrand erholt. Aber tief im Innern zeigt sich, dass der Schaden, den die Sonne angerichtet hat, unwiderruflich ist.

Wiederholen sich die Sonnenbrände, kumulieren und festigen sich die Schäden in den Hautzellen. Die Folge ist im «besten» Fall vorzeitige Hautalterung – im schlimmsten Fall jedoch Hautkrebs. Vor allem Sonnenbrände in den ersten 20 Lebensjahren erhöhen das Hautkrebsrisiko markant.

Wenn der Reparaturdienst überfordert ist, wirds gefährlich

Hautkrebs ist ein Oberbegriff für sämtliche bösartigen Tumore der Haut. In der Umgangssprache wird er oft gleichgesetzt mit dem schwarzen Hautkrebs, dem malignen Melanom. In den letzten Jahren hat die Anzahl bösartiger Hautveränderungen zugenommen. Diese Entwicklung sollte umso mehr alarmieren, als das Hauptrisiko, an dieser Krebsart zu erkranken, oft vermieden werden könnte: übermässige Sonnenbestrahlung.

Durch die Aufnahme von UVB-Strahlen wird das Erbgut in den Zellkernen der Haut erheblich beschädigt. Entweder sterben die betroffenen Zellen ab oder sie werden durch den zelleigenen Reparaturdienst instandgesetzt. Kommt die Haut mit der Heilung nicht mehr nach, können sich die angegriffenen Zellen zu Krebs verändern. Die Entstehung geht von den Pigmentzellen der Oberhaut aus. Sie entarten und wuchern unkontrolliert.

2700 Erkrankungen pro Jahr in der Schweiz

Hautkrebs ist in den meisten Fällen ein sich verändernder, fleckenförmiger oder knotiger Herd, der sich an der Hautoberfläche entwickelt. Mehrheitlich handelt es sich um das Basalzellkarzinom (Basaliom oder weisser Hautkrebs) oder das Stachelzellkarzinom (Spinaliom). Diese Arten von Hautkrebs bilden selten Ableger (Metastasen) und sind gut heilbar.

Der schwarze Hautkrebs, das Melanom, ist seltener, aber der gefährlichste Hautkrebs. In der Schweiz erkranken jährlich rund 2700 Menschen an einem Melanom, das zu häufigsten Krebsarten gehört. Tendenz stark steigend. Das Alter spielt dabei keine Rolle: Ein Viertel der Hautkrebspatienten sind zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 50 Jahre.

«Gölä wird dafür büssen müssen!»
2:25
Hautkrebskranker Gruber (73):«Gölä wird dafür büssen müssen!»

Hautkrebs bricht nicht nur an exponierten Stellen aus

Der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom) ist der bösartigste Hauttumor und eine der gefährlichsten Krebsarten überhaupt. Im Vergleich zu anderen Hauttumoren bildet er relativ früh in anderen Organen Metastasen. Der schwarze Hautkrebs kommt bei Männern etwas häufiger vor als bei Frauen.

Strahlungsempfindliche Menschen haben ein dreifach höheres Risiko, ein Melanom zu entwickeln. Es entsteht jedoch nicht nur an Stellen, die der Sonne ausgesetzt waren, in seltenen Fällen entwickelt es sich auch an versteckten Körperstellen wie zum Beispiel unterhalb des Nagels, in Hautfalten oder auch an Schleimhäuten.

Heilungschancen bei Melanom sinken rasch

Im Gegensatz zu anderen Hauttumoren ist nicht allein lang andauernde Sonnenbestrahlung dafür verantwortlich, sondern auch ausgeprägte und häufige Sonnenbrandreaktion in der Kindheit und Jugend.

Bei einer Früherkennung ist die Heilungschance zwar gross. Bei einem später entdeckten Tumor sinkt sie allerdings rapide. Zwischen 2011 bis 2015 starben in der Schweiz jährlich 330 Menschen an den Folgen eines Melanoms. Tumore werden operativ oder mit Hilfe einer Chemo- oder einer Immuntherapie entfernt. Vor allem der Nachbehandlung kommt eine grosse Bedeutung zu, um eventuelle neue Metastasen möglichst frühzeitig zu entdecken und zu behandeln.

Weisser Hautkrebs ist nur «halbbösartig»

Das Basalzellkarzinom, auch Basaliom oder weisser Hautkrebs genannt, wird zu den bösartigen Hauttumoren gezählt und ist die häufigste Hautkrebsart in Mitteleuropa. Das Besondere am Basaliom ist, dass es ohne Rücksicht auf Organgrenzen immer weiter wächst, wenn es nicht behandelt wird. Es bildet aber sehr selten Ableger. Deshalb wird das Basaliom auch als semimaligner Tumor bezeichnet, was so viel wie «halbbösartig» bedeutet.

Seinen Namen hat das Basaliom von den Basalzellen der Oberhaut, weil es dort entsteht. Diese Krebsart findet man meist im Gesicht, aber auch auf der Kopfhaut, auf Schultern oder Rücken.

So erkennen Sie Hautkrebs im Frühstadium

Durch die regelmässige Selbstuntersuchung der Haut können verdächtige Hautveränderungen frühzeitig erkannt werden. Fachleute empfehlen, alle drei bis vier Monate die Pigmentmale am ganzen Körper mithilfe der ABCD-Regel zu untersuchen. Im Zweifelsfall sollte umgehend ein Hautarzt aufgesucht werden.

ABCD-REGEL

A = Asymmetrie
harmloses Pigmentmal: regelmässige, symmetrische Form
verdächtiges Pigmentmal: nicht symmetrische Form

B = Begrenzung
harmloses Pigmentmal: regelmässige, klare Ränder
verdächtiges Pigmentmal: unregelmässige, unscharfe Ränder

C = Color (Farbe)
harmloses Pigmentmal: einheitliche Färbung
verdächtiges Pigmentmal: verschiedenfarbig, fleckig

D = Dynamik
harmloses Pigmentmal: verändert sich nicht
verdächtiges Pigmentmal: verändert sich in Grösse, Farbe, Dicke und Form

Testen Sie Ihr Risiko

Eine einfache Formel zeigt, ob Sie ein erhöhtes Risiko für Hauttumore haben:

R = Rotblonde Haare, helle/blaue Augen
I = In der Familie Melanome bekannt
S = Sonnenbrände in der Kindheit
I = Immer nur Rötung auf der Haut
K = Keine Bräunung in der Sonne
O = Obacht bei mehr als 50 Muttermalen

Durch die regelmässige Selbstuntersuchung der Haut können verdächtige Hautveränderungen frühzeitig erkannt werden. Fachleute empfehlen, alle drei bis vier Monate die Pigmentmale am ganzen Körper mithilfe der ABCD-Regel zu untersuchen. Im Zweifelsfall sollte umgehend ein Hautarzt aufgesucht werden.

ABCD-REGEL

A = Asymmetrie
harmloses Pigmentmal: regelmässige, symmetrische Form
verdächtiges Pigmentmal: nicht symmetrische Form

B = Begrenzung
harmloses Pigmentmal: regelmässige, klare Ränder
verdächtiges Pigmentmal: unregelmässige, unscharfe Ränder

C = Color (Farbe)
harmloses Pigmentmal: einheitliche Färbung
verdächtiges Pigmentmal: verschiedenfarbig, fleckig

D = Dynamik
harmloses Pigmentmal: verändert sich nicht
verdächtiges Pigmentmal: verändert sich in Grösse, Farbe, Dicke und Form

Testen Sie Ihr Risiko

Eine einfache Formel zeigt, ob Sie ein erhöhtes Risiko für Hauttumore haben:

R = Rotblonde Haare, helle/blaue Augen
I = In der Familie Melanome bekannt
S = Sonnenbrände in der Kindheit
I = Immer nur Rötung auf der Haut
K = Keine Bräunung in der Sonne
O = Obacht bei mehr als 50 Muttermalen

Beim Stachelzellkarzinom bestehen gute Heilungschancen

Das Stachelzellkarzinom (Spinaliom) ist ein bösartiger Hautkrebs, von dem bisher fast nur hellhäutige, über 50-jährige Menschen betroffen sind. Durch die abnehmende Ozonschicht, gleichzeitig zunehmende UVB-Strahlung und ungenügenden Sonnenschutz erkranken jedoch auch immer mehr jüngere Menschen.

Das Stachelzellkarzinom kann sich aus einer aktinischen Keratose (Verhornung der Haut durch ständige Sonneneinwirkung) entwickeln. Männer sind häufiger davon betroffen als Frauen, ebenso Menschen, die sich berufsbedingt viel im Freien aufhalten.

Beim hellen Hautkrebs bestehen gute Heilungschancen, vor allem wenn der Tumor bereits erkannt wird, bevor er in die Tiefe gewachsen ist. Die operative Entfernung des Tumors ist die erfolgversprechendste Behandlungsmöglichkeit.

Aktinische Keratose ist die Vorstufe von Hautkrebs

Die aktinische Keratose ist eine durch chronische Lichtschädigung verursachte Veränderung der verhornten Oberhaut. Sie kann entarten und zu Hautkrebs führen. Sie tritt häufig bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte an Stellen auf, die dem Sonnenlicht ungeschützt ausgesetzt waren: Gesicht, Handrücken, Stirn, Glatze, Nase, Ohr. Am häufigsten sind die hellen Hauttypen betroffen, Männer noch etwas mehr als Frauen.

Diese Hautveränderung kann in örtlicher Betäubung operativ entfernt oder oberflächlich mit flüssigem Stickstoff behandelt werden.

Was hinter einer «Sonnenallergie» steckt

Quälender Juckreiz oder Bläschenbildung wird im Volksmund unter dem Begriff Sonnenallergie zusammengefasst. Medizinisch betrachtet ist es eine Lichtempfindlichkeit, eine Hautreaktion, die nicht immer eine allergische Ursache hat. In 90 Prozent der Fälle ist die sogenannte polymorphe Lichtdermatose (PLD) Ursache. Meist tritt sie im Frühling, bei der ersten Sonnenbestrahlung oder in den Ferien mit intensiver Sonneneinwirkung an exponierten Hautpartien auf, die noch nicht an die Sonne gewöhnt sind (Ausschnitt, Schultern, Nacken, Arme).

Typische Symptome sind juckende Flecken oder Bläschen. Am häufigsten sind junge, hellhäutige Frauen betroffen. Verantwortlich für diese Hautreaktion ist vor allem die UVA-Strahlung, durch die in der Haut reaktive Sauerstoffverbindungen (Radikale) entstehen, die viele Zellverbindungen der Haut schädigen.

Die gesunde Haut enthält eine Vielzahl von Schutzmechanismen, um diese Verbindungen zu neutralisieren. Bei Menschen, die an PLD leiden, scheinen diese Mechanismen zu versagen. Es kommt zu einer verstärkten Immunreaktion und zu den unangenehmen Bläschen. Zur Vorbeugung und zur medikamentösen Behandlung existiert eine Anzahl von Produkten. Über deren Anwendung sollten Sie sich aber unbedingt von Ihrem Hausarzt oder in der Apotheke beraten lassen.

Beobachter
Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

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Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

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