Packst du dich im Moment richtig dick ein, nach dem Zwiebelprinzip? Oder bist du eher so der Typ «Sommeroutfit auch bei Minus-Temperaturen»? Dafür gibt es Gründe.
Mathieu Saubade ist Sportmediziner am Universitätsspital Lausanne (CHUV). Er erklärt, Kälteempfinden sei sehr individuell, da es verschiedene Faktoren beinhalte: «Wir alle besitzen eine Art Gehirnthermostat im Hypothalamus, dessen Aufgabe es ist, unsere Reaktion auf Hitze und Kälte zu konditionieren.»
Gemäss Saubade gibt es nebst dem inneren Thermostat weitere Faktoren: «Auch Körperfett (das mehr Wärme speichern kann), unser Flüssigkeitshaushalt, der Alkoholkonsum und der Zustand unserer Blutgefässe beeinflussen unser Empfinden.»
Warum friere ich oft an den Füssen?
Kalte Zehen, kalte Finger: darunter leiden viele Menschen im Winter. Wieso eigentlich? Saubade sagt: «Die Blutgefässe in den Extremitäten des Körpers werden bei Kälte kleiner. Es handelt sich dabei nicht um eine Pathologie, ausser bei bestimmten Krankheiten, aber es erklärt, warum man an Armen und Füssen leichter friert. Hormonelle Schwankungen machen Frauen anfälliger für dieses Phänomen, aber grundsätzlich kann jeder davon betroffen sein.»
Muss man mehr essen, um weniger zu frieren?
Neben der oben erwähnten ausreichenden Flüssigkeitszufuhr (mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag, laut der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung) hilft auch eine gute Ernährung, um die Wärme im Körper zu halten: «Bestimmte Diäten können die Reaktion des Hypothalamus beeinflussen», sagt der Experte. Eine kalorienarme oder nicht abwechslungsreiche Ernährung macht anfälliger für Kältegefühl. Eine Unterernährung verlangsamt den Stoffwechsel, und die Körpertemperatur sinkt.
Kann man die Kälte bekämpfen?
Die Ursache der Kälteempfindlichkeit kann auch geistig bedingt sein: «Sie kann durch den Lebensstil, die Erziehung, die Kultur, die Gewohnheit, oder sogar durch bestimmte psychologische Traumata beeinflusst werden, wenn das Gehirn das Kältegefühl mit negativen Erfahrungen verbindet», sagt Saubade.
«Abgesehen von diesen Sonderfällen gibt es nur eine Lösung: Kälte mit Kälte bekämpfen, indem man sich mehr und regelmässig der Kälte aussetzt», sagt unser Experte. Das kann insbesondere durch kalte Duschen oder sogar durch Baden im Winter geschehen.
Die Vorstellung, bei -2 Grad in den See zu springen, ist zwar schrecklich, hat aber viele Vorteile: «Auf Dauer erhöht diese Art von Gewohnheit unsere Widerstandskraft, stimuliert die Immunität, verbessert den Schlaf und fördert die Produktion von guten Fetten oder braunem Fett», sagt Saubade.
Allerdings solltest du dich nur in Begleitung einer erfahrenen Person ins Wasser stürzen, die nötigen Vorsichtsmassnahmen treffen, nicht zu lange untertauchen und vor dem Schwimmen mit deinem Arzt sprechen. Saubade: «Menschen mit bestimmten Herzproblemen, die an Epilepsie leiden oder schon einen Schlaganfall hatten.»
Bei den ersten Anzeichen von Kälte packen manche Frauen dicke Winterjacken aus, während einige Männer noch im T-Shirt schwitzen. Klischee? Nicht ganz. Sechs Gründe, wieso Kälte die Geschlechter scheidet.
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