Intimpflegeprodukte für die Frau boomen – doch Experten warnen
Zu viel Vulva-Wellness schadet

Vaginalduschen, Dampfbäder und Öl für die Vulva: In der Schweiz steigt die Nachfrage nach Intimpflegeprodukten für die Frau. Diese bringen jedoch nichts – im Gegenteil.
Publiziert: 04.07.2022 um 16:19 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2023 um 11:40 Uhr
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Schon Promis wie Schauspielerin Gwyneth Paltrow (49) schwörten auf Dampfbäder für ihre Vaginen.
Foto: DUKAS
Lea Ernst

Ein Öl für mehr Geschmeidigkeit, eine Intimdusche mit reinigenden Brausetabletten oder eine Waschlotion speziell für die Vagina: Nachdem schon Promis wie Schauspielerin Gwyneth Paltrow (49) und Kourtney Kardashian (43) auf Dampfbäder für ihre Vaginen schwörten, ist die Produkteschlacht nun endgültig in der Intimzone angekommen.

Auf Instagram tummeln sich Peelings, Öle und sogar spezielle Wannen für die Pflege von Vulva und Vagina. Die sogenannte Vulva-Wellness sei «DER Beautytrend», schreibt gar die Frauenzeitschrift «Elle». Auch in Schweizer Supermärkten ist der Hype spürbar: Coop und Migros bestätigen eine höhere Nachfrage nach Waschmitteln und Cremes speziell für den Intimbereich.

Selbst Fachleute sind erstaunt

Was derzeit geschieht, überrascht sogar die Fachpersonen. «Der Markt ist explodiert, das Angebot von Intimpflegeprodukten riesig», sagt Dieter Stöckli (53), Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Praxis Friesenberg in Zürich. «Immer mehr Produkte kommen dazu, die wir selber noch nie gesehen haben.»

So pflegt frau ihre Vulva richtig
  • Nur die Vulva waschen, also den äusseren Teil des weiblichen Genitales. In die Vagina gehören weder Wasser noch Duschgel.
  • Rückfettende Duschlotions oder Seifen benutzen.
  • Spätestens 30 Minuten nach dem Sex pinkeln gehen, um das Aufsteigen von Bakterien in die Harnröhre zu verhindern und einer Blasenentzündung vorzubeugen.
  • Unterhosen immer mit 60 Grad waschen, um Bakterien abzutöten.
  • Keine Tangas tragen, weil sie Bakterien leichter in die Vagina reiben können.
  • Bei einer Rasur nur saubere und keine stumpfen Klingen verwenden. Trockenrasur und Enthaarungs-Cremes vermeiden, da sie die Haut unnötig reizen.
  • Nur die Vulva waschen, also den äusseren Teil des weiblichen Genitales. In die Vagina gehören weder Wasser noch Duschgel.
  • Rückfettende Duschlotions oder Seifen benutzen.
  • Spätestens 30 Minuten nach dem Sex pinkeln gehen, um das Aufsteigen von Bakterien in die Harnröhre zu verhindern und einer Blasenentzündung vorzubeugen.
  • Unterhosen immer mit 60 Grad waschen, um Bakterien abzutöten.
  • Keine Tangas tragen, weil sie Bakterien leichter in die Vagina reiben können.
  • Bei einer Rasur nur saubere und keine stumpfen Klingen verwenden. Trockenrasur und Enthaarungs-Cremes vermeiden, da sie die Haut unnötig reizen.

Die Grenze zwischen Medizin und Kosmetik verwischt im Intimbereich immer mehr: Früher habe es vielleicht vier oder fünf Produkte gegeben, die man beispielsweise nach einem Vaginalpilz oder einer Blasenentzündung in der Apotheke kaufen konnte, sagt Stöckli. «Plötzlich gibt es spezielle Cremes, beispielsweise mit Gingko-Extrakt, welche die Vulva geschmeidiger machen sollen.»

Weniger ist mehr

Doch brauchen Vulva und Vagina die neuen Mittelchen überhaupt? «Nein», sagt Stöckli. Durch den Ausfluss, also die Flüssigkeit, die die Vagina absondert, reinigt sie sich selbst. «Sie braucht überhaupt keine spezielle Pflege. Im Gegenteil, die kann sogar schaden», so Stöckli.

Je sauberer, desto gesünder. Das denken viele Menschen. Doch entziehen viele vermeintliche Pflegeprodukte der Haut ihre Feuchtigkeit. «Trockene Haut ist wiederum anfälliger für Infektionen.» Deshalb ist weniger mehr. Am besten sei es, sich mit rückfettender Seife oder Duschgel aus der Drogerie zu waschen. Auch wenn diese im Vergleich zu den neuen Produkten auf dem Markt etwas weniger durchdesignt aussähen.


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